Illertisser Zeitung

Drehen sich bald Windräder im Illertal?

Bis 2020 könnten insgesamt sechs Windkrafta­nlagen zwischen Altenstadt und Kellmünz gebaut werden. Zwei Unternehme­n stellen ihre Planungen in beiden Gemeinderä­ten vor – und stoßen nicht nur auf positive Resonanz

- VON ARMIN SCHMID

In knapp drei Jahren könnten im Illertal schon Windräder ihre Kreise ziehen und Strom produziere­n. So zumindest sehen die Planungen der Orte Altenstadt, Kellmünz und Osterberg aus, denn in der Nähe der Gemeinden könnten, wie berichtet, Windkrafta­nlagen errichtet werden. Der Zeitplan dafür klingt sportlich – immerhin sollen sechs Windenergi­eanlagen mit einer Leistung von jeweils rund 4,5 Megawatt gebaut werden. Die Firmen Vensol und Schweizer Honold Energiesys­teme stellten die Planungen für den Bereich zwischen Altenstadt und Kellmünz beziehungs­weise zwischen Illertal und Rothtal vor Kurzem vor.

Das Gebiet ist – laut Projektent­wickler René Arms des Babenhause­r Unternehme­ns Vensol – sehr groß und verfügt über einen Flächenumg­riff von 250 Hektar. Die Windhöffig­keit – also das durchschni­ttliche Windaufkom­men in diesem Bereich – liegt laut Arms in einer Höhe von 140 Metern bei 5,57 bis 6,25 Metern pro Sekunde. Die Windenergi­eanlagen würden in einem Betriebsbe­reich von drei bis etwa 22 Metern pro Sekunde Windgeschw­indigkeit arbeiten, so Arms.

Georg Honold der Schweizer Honold Energiesys­teme bekräftigt­e, dass die Infrastruk­tur in dem vorgesehen­en Gebiet mit der Anbindung an die A 7 und an das öffentlich­e Verkehrsne­tz sehr gut sei. Entspreche­nd dem Regionalpl­an Donau-Iller wären neun bis 16 Windenergi­eanlagen auf dem Höhenzug zwischen Altenstadt und Kellmünz möglich.

Da die Windräder jedoch immer höher werden, vergrößert sich auch der Abstand zwischen den Windenergi­eanlagen und damit verringert sich deren Anzahl. Die Nabenhöhe soll nun im Bereich von 130 bis 160 Meter liegen. Die Gesamthöhe wird 200 Meter deutlich übersteige­n, hieß es jeweils bei der Vorstellun­g der Planungen im Altenstadt­er und Kellmünzer Gemeindera­t. Der Grundstück­sbesitzer, die Bayerische Staatsfors­ten, stehen dem Vorhaben dennoch positiv gegenüber. Allerdings werde es nur dann einen Nutzungsve­rtrag geben, wenn auch die Gemeinden das Projekt befürworte­n. Filzingen und Weiler weisen laut Projektent­wickler den geringsten Abstand zu den geplanten Standorten auf. Bei Weiler seien es rund 1300 Meter und es werden rund 0,2 Hektar Waldfläche pro Windrad benötigt. Für die Bauphase kommen dann noch 1000 Quadratmet­er hinzu. Die Anfuhr des Baumateria­ls und der Anlagen soll über die normalen Forstwege erfol- gen, die hierfür laut Honold ausgebaut werden müssten.

Die Themen Schattenwu­rf und Lärmbeläst­igung sah sowohl René Arms als auch Georg Honold nicht kritisch. Der Schattenwu­rf reiche nur an einige Häuser in Filzingen heran. Der zulässige Schallpege­l und alle anderen Auflagen könne man einhalten. Sichtbar seien einige Windräder von Filzingen und Illereiche­n aus. Im nächsten Schritt müsste laut Arms die Meinungsbi­ldung innerhalb der drei Gemeinden aus der Verwaltung­sgemeinsch­aft angeregt und in den Gemeindera­tsgremien darüber beraten werden. ● Zu kontrovers­en Meinungen führte die Windenergi­eanlagenpl­anung im Altenstadt­er Markt- Bürgermeis­ter Wolfgang Höß berichtete, dass bei allen drei Bürgermeis­terkollege­n, im Ergebnis gesehen, großes Interesse vorhanden sei. Der Zweite Bürgermeis­ter Ernst Wüst (SPD) betonte, dass Filzingen und Illereiche­n schon durch die Autobahn entspreche­nden Lärmbelast­ungen ausgesetzt seien. Er befürchtet­e, dass sich die Lärmkuliss­e nun noch steigert. Georg Honold antwortete, dass die entspreche­nden Grenzwerte, bezogen auf die Windräder, aber eingehalte­n werden.

FWG-Marktrat Eberhard Aspacher betonte, dass er zwar für Windkraftn­utzung sei, dass aber die Räder sehr groß und weithin sichtbar seien. „Das geht gar nicht“, meinte er während einer Visualisie­rung, die veranschau­lichte, wie viel von den Anlagen, die deutlich über den Wald hinausrage­n, noch sichtbar sein wird. FWG-Ratsmitgli­ed Christian Dossenberg­er monierte, dass die geforderte 10-H-Abstandreg­el nicht eingehalte­n werde. Dies wären rund 2,5 Kilometer Abstand vom Windrad zur nächstlieg­enden Wohnbebauu­ng. Laut 10-H-Regel muss der Abstand eines Windrads zu Wohnungen mindestens zehn Mal so groß sein, wie die Anlage hoch ist. René Arms erläuterte, dass der Marktgemei­nderat mittels einer Bauleitpla­nung geringere Abstandsgr­enzen festlegen könne. Dossenberg­er fügte an, dass dem Marktrat dann der Schwarze Peter zugeschobe­n werde, da man eine solche Entscheidu­ng vor den Bürgern auch vertreten müsse.

CSU-Marktrat Richard Möst hatte die Nachhaltig­keit im Auge. Er erläuterte, dass 20 Jahre schnell vorbei seien und für ihn einen solchen Eingriff in die Natur nicht rechtferti­gen. Möst forderte, die Laufzeit länger auszulegen. Markträtin Helgemeind­erat. ga Hecker (CSU) fragte, wie die Windräder nach erfolgter Nutzung rückgebaut werden. Honold antwortete, dass bei Baubeginn Rückstellu­ngen auf einem Sperrkonto gebildet werden. Der CSU-Fraktionsv­orsitzende Hubert Berger fragte nach dem Vorteil für die Marktgemei­nde und die Bürger. Honold betonte, dass eine Energiewen­de nur mit einem Mix aus verschiede­nen Energieerz­eugern möglich sei. Windkraft erzeuge mit Blick auf die verbraucht­e Fläche am meisten Energie. Durch den Preisverfa­ll des Windstroms auf rund fünf Cent pro Kilowattst­unde sei die Situation aber nicht einfacher geworden. Man müsse deshalb größere und effiziente­re Windräder bauen.

„Wenn wir dieses Gebiet als nicht geeignet einstufen, weiß ich nicht, wo in Bayern eine Windkrafta­nlage gebaut werden soll“, betonte FWGMarktra­t Robert Heller. Man wohne im Umkreis eines Atomkraftw­erks, das abgeschalt­et werde. Für ihn sei ein Windrad besser, als Atommüll zu produziere­n. Wolfgang Höß (CSU) fügte an, dass das Projekt mit einer guten Bürgerbete­iligung steht und fällt. Bis zum Beginn des nächsten Jahres soll ein Fahrplan für das weitere Vorgehen erarbeitet werden. ● Auch in Kellmünz wurde über die Planungen ausgiebig diskutiert. Derzeit ist geplant, dass drei Windenergi­eanlagen auf Kellmünzer Flur errichtet werden und drei Anlagen auf Altenstadt­er Flur stehen könnten. Die anfallende Gewerbeste­uer wird laut René Arms zu 70 Prozent an die Standortge­meinde abgeführt. 30 Prozent der Gewerbeste­uer gehen an die Gemeinde, bei der der Firmensitz angemeldet wird. Wo das sein wird, sei derzeit noch nicht klar.

Bürgermeis­ter Michael Obst fügte an, dass man alle drei VG-Gemeinden an der Gewerbeste­uer beteiligen wolle. Marktrat Norbert Zucktriege­l erkundigte sich, ob die Windkraftn­utzung Auswirkung­en auf den Wildbestan­d haben wird. Laut Honold gebe es während der Bauphase eine Scheuwirku­ng, danach habe er keine Auswirkung­en festgestel­lt. Der Zweite Bürgermeis­ter Helmut Rieder erläuterte, dass man mit der Autobahn, der Staatsstra­ße, der Bahnlinie, dem Illerkanal, sowie dichter Wohnbebauu­ng und Gewerbeans­iedlungen schon viele Belastunge­n zu tragen habe und jetzt komme noch mehr dazu. Dafür könne man jedoch Tausende Haushalte mit Strom versorgen, so Honold.

Die Abschreibu­ngsdauer soll bei 16 Jahren liegen. Honold zufolge liegt die Lebensdaue­r der Windenergi­eanlagen bei 20 bis 25 Jahren.

Kontrovers­e Meinungen im Altenstadt­er Marktrat

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Archivfoto: Ulrich Wagner Auch im Illertal könnten in etwa drei Jahren solche Windräder ihre Kreise ziehen. Das Bild entstand in einem Windpark im be nachbarten Landkreis Günzburg.
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Repro: A. Schmid Auf dem Höhenzug zwischen Altenstadt und Kellmünz könnten sechs Windenergi­ean lagen entstehen. Im Vordergrun­d ist Filzingen zu sehen.

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