Valentina Babor rockt durch die Klassik
Die Pianistin spielt Original- und Coverversionen in technischer Perfektion. Mit dem Genre-Mix bringt sie den Festsaal zum Beben
Musiker mit klassischer Ausbildung sind nicht zwangsläufig gute Interpreten in der Pop- oder Rockszene – und erst recht nicht umgekehrt. Die Münchner Pianistin Valentina Babor mit klassischem Studium kann es aber – sowohl als auch. Für ihre fantastische Musikshow aus Original- und Coverstücken hat sie beim zweiten Konzert des Festivals „Junge Künstler – Stars von morgen“im Festsaal des Kollegs in Illertissen stehenden Beifall erhalten. Unterstützt wurde sie von ihrer Rhythmusband mit Jacob Storck (Bass), Thilo Zirr (Gitarre) und Frederic Michel (Schlagzeug) zuzüglich von Play-back-Versionen. Gut 200 Zuhörer waren gekommen. Die heute 26-jährige Pianistin hat mit Stargeiger David Garrett eine Cross-over-CD-Produktion angefertigt, zurzeit arbeitet sie an einer eigenen Aufnahme. Das Programm in Illertissen bot eine Auswahl von allem: Originaltitel, Kopien oder auch Genre-Mix. Für den Konzertabend wurde die Bühne mit viel Technik bestückt und Lichtwechseln effektvoll in Szene gesetzt. Dazu passten der geraffte Tüllrock der Künstlerin und ihre langen blonden Haare. Sollten sich etwaige, auf Klassik eingestellte Besucher deshalb im falschen Konzert wähnen, konnten sie sich bald eines Besseren belehren: So gelangen Ludwig van Beethovens Mondscheinsonate überaus feinsinnig, Frédéric Chopins Minutenwalzer melodiös und die Ungarische Rhapsodie von Franz Liszt war voll Temperament. Valentina Babor kündete ihre Stücke so redegewandt wie spontan an, ergänzte sie mit selbst erlebten Anekdoten und wusste aufs Publikum einzugehen. So fiel es ihr nicht schwer, zum furiosen Ende Zugaben aus dem Repertoire zu zaubern, zuletzt auch aus dem eigenen Überschwang der Gefühle.
In ihrem ganzen Erscheinungsbild wirkte die Künstlerin authentisch und ihr Hin- und Herwechseln in die Rock- und Popszene war gelungen. Ganz gleich, ob es Coverversionen der Titel „When The Rain Begins To Fall“(Peggy March) oder „Just Give Me A Reason“(Pink) waren oder von „Children“(Robert Miles). „Children“bezeichnete sie als eines ihrer Lieblingslieder. Dafür drehten alle auf: Per Play-back war David Garrets Geige herauszuhören, Gitarren und Schlagzeug steigerten sich im Spiel, Babor hämmerte in die Tasten. Gefühlvoller dann „Sorry Seems To Be The Hardest Word“(Elton John), das sie ihrer anwesenden Mutter widmete.
Ein spannender Hörgenuss waren Arrangements von Klassikern mit modernen Einflüssen. Babor hatte sich Bekanntes ausgesucht wie Astor Piazzollas Libertango oder Beethovens Klaviersonate „Pathétque“. Dafür griff sie so leidenschaftlich wie virtuos in die Tasten, ebenso bei George Gershwins „Rhapsody In Blue“. Wegen seiner verjazzten Übergänge zähle sie ihn zu den „frühen Cross-over-Komponisten“, sagte Babor. Dabei steht sie selbst – ein Kind heutiger Musikszene mit klassischer Ausbildung – als eindrucksvolle Interpretin des Crossovers da.