Opa erzählt vom Fußball
Über Deutschlands Sportart Nummer Eins lässt sich prima fachsimpeln. Ein Langenauer macht das am liebsten mit seinem Großvater. Dann kommt ihm eine Idee
Wenn der Großvater von den guten alten Zeiten erzählt, schalten die Enkel gern auf Durchzug und lassen Opa mal machen. Dass es sich aber lohnen kann, zuzuhören, hat Oliver Strobel aus Langenau herausgefunden – besonders, wenn es um Fußball geht und am Ende ein Buch entsteht.
Fußball war oft Thema, wenn sich Strobel und sein Großvater Albert Seitz nach dem Arbeiten hingesetzt und sich unterhalten haben. Dabei ging es nicht nur um den „großen“Fußball, der in den Großstädten dieser Welt gespielt wird, sondern auch um den Amateurfußball auf dem Land, den „ehrlichen“Fußball, wie Oliver Strobel ihn nennt. „In ihm geht es nicht ums Geld, sondern um Emotionen“, sagt der 28-Jährige, der selbst beim TSV Bernstadt II in der Kreisliga kickt.
Doch gerade die Emotionen, die vermisst Strobel immer mehr in seinem Lieblingssport – selbst in unteren Klassen. „Früher war es normal,
Sein Opa war selbst Fußball Abteilungsleiter
dass man nach den Spielen gefeiert hat“, erzählt er. „Heute ist das kaum noch so.“Warum, das weiß er nicht so recht. „Weil es heute ernster genommen wird“, vermutet er. Eine andere Vermutung: Wegen der Transfers und Spielergehälter, die es auch im Amateurbereich immer häufiger gibt. Den Spielern fehle durch die Wechsel die Bindung zu ihrem Verein, sagt Oliver Strobel. „Früher hätte es das nicht gegeben“, sei der Kommentar seines Opas zu solchen Themen gewesen. Er muss es wissen, denn der heute 82-Jährige war als Abteilungsleiter im Amateurfußball aktiv.
Strobel fing an, die Erzählungen seines Großvaters aufzuschreiben und zu sammeln, ehe er vor zwei Jahren auf die Idee kam, seinen Roman „Letzter Ausflug Trainerbank“zu schreiben, den er vor Kurzem veröffentlichte. Es geht um Schorsch, der gerade in der MidlifeCrisis steckt und eigentlich andere Sorgen als Fußball hat. Trotzdem muss er den fiktiven FCG übernehmen, als es das Team zum dritten Mal hintereinander verpasst, aufzusteigen. „Schorsch ist vom früheren Schlag“, erklärt Strobel. Dass Spie- ler im Verein bezahlt werden, ist für Schorsch ein Unding. Früher war das schließlich auch nicht so. Er dreht den Geldhahn zu und muss damit leben, dass ihm deshalb die Spieler abhauen. Und dann verlässt auch noch der Trainer das sinkende Schiff. Für ihn rückt der Rentner Alfred nach, der auch einen eher altmodischen Blick auf den Fußball hat. Zusammen arbeiten sie gegen das System Fußball und müssen ein Team aus Einheimischen aufbauen, um im vierten Versuch vielleicht endlich den Aufstieg zu schaffen.
„Ich wollte eigentlich gar kein Buch schreiben“, erzählt Strobel, der als Berater in einem Ulmer Un- ternehmen arbeitet. Doch nachdem er die Erzählungen seines Großvaters gesammelt hatte, habe er plötzlich einen roten Faden darin erkannt und angefangen, sein Buch zu schreiben, erzählt er.
110 gedruckte Ausgaben konnte er davon immerhin schon verkaufen. Damit ist er sehr zufrieden, sieht aber noch Potenzial nach oben. Dass es auf dem Buchmarkt für junge Autoren schwer sein kann, musste auch er feststellen. Bei Verlagen war er mit seiner Geschichte abgeblitzt, jetzt veröffentlicht er sie im Selbstverlag. Dafür hat er einen Anbieter gefunden, der ein Exemplar des Buches immer dann für Strobel druckt, wenn eins verkauft wurde. So bleibt das finanzielle Risiko für den Autor gering. Wobei es für Oliver Strobel eh nicht darum geht, mit den Büchern reich zu werden. Anders als hauptberufliche Autoren ist er nicht von seinen Buchverkäufen abhängig.
Bleibt nur die Frage, wie sein Opa aufgenommen hat, dass er als Vorbild für einen Buch-Charakter herhalten musste. Oliver Strobel lacht. „Der war sehr überrascht. Ich habe es ihm erst ein halbes Jahr vor der Veröffentlichung erzählt, um weniger Druck zu haben.“Am Ende lief aber alles reibungslos: „Er findet das Buch richtig gut.“