Die dicksten Steuerspar Chancen
Mit ein wenig Strategie können Bürger dem Fiskus zum Jahresende noch viele hundert Euro abringen. Worauf man jetzt alles achten muss
Weihnachten ist nicht mehr weit. Spätestens jetzt wird es Zeit für den Schlussspurt in Sachen Steuern. Mit ein wenig Geschick und Strategie lässt sich bis zum Jahresende noch viel Geld herausholen. Dazu gehört vor allem, gezielt zu investieren, um steuerliche Sparchancen auszuschöpfen – wenn es das Konto hergibt.
Das klingt erst mal paradox, zahlt sich aber tatsächlich aus, wie Sigurd Warschkow, Rechtsanwalt und Leiter der Lohnsteuerhilfe für Arbeitnehmer in Gladbeck, erläutert. Nur wer in einem Jahr besonders viel hinblättert für Krankheit, Pflege, für Handwerker oder den Job, kriegt Hilfe vom Finanzamt. Nicht ausgeschöpfte Steuervorteile sind mit dem Knallen der Sektkorken verloren. Deshalb kann es schlauer sein, bis zum Jahresende noch fix die Wände malern zu lassen oder einen Computer zu kaufen, statt die Ausgaben aufs nächste Jahr zu schieben. Besonders interessant ist, dass sich das Finanzamt seit diesem Jahr viel stärker an Kosten für Krankheit oder Pflege beteiligen muss.
Hier die lukrativsten Tipps: ● Richtig viel Steuerersparnis ist mit Ausgaben rund um den Haushalt drin, insgesamt bis zu 5710 Euro im Jahr. Die Kosten drücken direkt die Steuerlast. Beispiel Handwerker: Wer dieses Jahr schon ein paar Reparaturen daheim hatte, aber plant, bald die Wände zu streichen, die Küche zu modernisieren oder das Parkett abschleifen zu lassen, sollte das noch bis Silvester tun. 20 Prozent des Arbeitslohns von bis zu 6000 Euro dürfen abgesetzt werden, maximal also 1200 Euro im Jahr. Ist der Betrag ausgeschöpft, können Aufträge gesplittet und ins nächste Jahr geschoben werden. Absetzbar ist alles, was mit Renovierung, Erhalt oder Modernisierung zusammenhängt, allerdings nur Arbeitslohn, Anfahrt und Maschinenmiete. Auch die Reparatur von Waschmaschine, Geschirrspüler oder Computer daheim zählen. Rechnungen müssen vor Neujahr überwiesen sein.
Außerdem absetzbar: die Beschäftigung einer Haushaltshilfe, eines Gärtners, Fensterputzers, Altenpflege-, Umzugs- oder Schneeräumdienstes. 20 Prozent von bis zu 20000 Euro Kosten dürfen in die Steuer, macht maximal 4000 Euro im Jahr. Wer seine Putzkraft oder die Köchin als Mini-Jobber im Privathaushalt angemeldet hat, kann die dritte Sparchance abschöpfen, nämlich 20 Prozent der Lohnkosten, maximal 510 Euro. ● Ob Spangen für die Kinder, Hörgerät, Bestrahlung, Zahnkronen oder Medikamente – es läppert sich einfach über das Jahr. Gesundheitsausgaben sind aber erst ab einer be- stimmten Hürde absetzbar. Je mehr Rechnungen und je weniger Einkommen ein Steuerzahler hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Fiskus daran beteiligt. Wer 2017 schon viel für Behandlungen oder den Treppenlift ausgeben musste, sollte den anstehenden Kauf der neuen Einlagen oder der Brille bis Silvester auch noch angehen, wenn es finanziell drin sei, rät Warschkow. Denn: Für Millionen Bürger ist das Absetzen von außergewöhnlichen Belastungen wie Krankheitskosten seit diesem Jahr deutlich leichter geworden (Az: Bundesfinanzhof VI R 75/14).
Die Hürde der zumutbaren Eigenbelastung lässt sich jetzt früher überspringen, weil neu gerechnet wird. Zusammengezählt wird alles, was der Arzt verordnet hat und was von den Kassen nicht erstattet wird, wie Rezeptzuzahlungen, Kuren, Massagen, Augenlasern, Therapien. Es kann sich sogar lohnen, eine Arztrechnung noch bis Silvester zu zahlen, obwohl die Behandlung 2018 weitergeht. „Die Neuregelung kann einen Steuervorteil von einigrößere gen hundert Euro bedeuten“, betont Isabel Klocke, Steuerexpertin beim Bund der Steuerzahler in Berlin. ● Viele Arbeitnehmer zahlen über das Jahr hinweg mehr Lohnsteuer, als sie müssten, weil die Steuerklasse nicht mehr passt. Haben Ehe- oder eingetragene Lebenspartner etwa dieses Jahr eine Gehaltserhöhung bekommen oder die Arbeitszeit reduziert, wird es Zeit für eine Optimierung der Lohnsteuerklassen.
Ein Wechsel ist bis zum 30. November beim Finanzamt möglich und gilt rückwirkend für das ganze Jahr 2017. Bei unterschiedlich hohem
Bis zum Jahresende noch fix die Wände malern lassen Und das bringt Steuerzahlern auch noch Geld So lassen sich Steuerklassen am besten optimieren
Einkommen kann sich der Umstieg auf die Kombination III und V auszahlen. Damit werden Verheiratete und Verpartnerte „flüssiger“. Monatlich landen bestenfalls sofort einige hundert Euro mehr netto auf dem Konto. Sind beider Löhne etwa gleich hoch, bringt der Steuerklassenmix IV/IV den geringsten laufenden Lohnsteuerabzug. Mit IV/IV plus Faktor erspart sich das Paar die Steuernachzahlung. Wird der Wechseltermin verpasst, wirkt sich eine mögliche Ersparnis erst mit Verzögerung bei der Steuererklärung aus. Ein Wechsel kann auch viel Geld wert sein, wenn ein Partner 2018 voraussichtlich arbeitslos wird oder Nachwuchs in Planung ist. Die staatlichen Leistungen fallen dann höher aus. ● Viele Arbeitnehmer mit regelmäßigen finanziellen Belastungen können sich über Freibeträge auf der elektronischen Lohnsteuerkarte mehr finanziellen Spielraum sichern. Zum Beispiel dann, wenn es um die Fahrten zum Arbeitsplatz oder die Fortbildung geht. Das kann monatlich einige hundert Euro mehr netto bringen.