Illertisser Zeitung

Als der Lehrer auch noch Mesner war

Die neue Schule Illerberg feiert am Montag ihren 50. Geburtstag. Der erste Unterricht liegt im heutigen Stadtteil Vöhringens jedoch weitaus länger zurück. Ein Blick in die Geschichte

- VON URSULA KATHARINA BALKEN (siehe Infokasten).

Schule in Illerberg ist ein langes Kapitel. Wer in den Geschichts­büchern blättert, erfährt allerlei Wissenswer­tes aus einer Zeit, als Computer und Handys unbekannt und Schulbesuc­he noch nicht selbstvers­tändlich waren. Aber auch über die damaligen Gepflogenh­eiten ist viel zu erfahren: Zum Beispiel, dass der Lehrer auch gleichzeit­ig Mesner war und vom Dorf praktisch entlohnt wurde. Nach Unterlagen – zum Beispiel aus der Konrad-Chronik – beginnt die Schulgesch­ichte in Illerberg Mitte des 17. Jahrhunder­ts. Am 16. Mai 1642 schrieb der damalige Pfarrer Frey ins Pfarrbuch, dass bislang keine Schule gehalten werden konnte. Es gab nämlich keinen Lehrer. Das änderte sich in dem Moment, als ein Lehrer in den kleinen Ortsteil Illerberg kam. Viele Jahrzehnte später feiert die neue Illerberge­r Schule an der Straße „Neue Welt“ihren 50. Geburtstag. Am Montag, 16. Oktober, soll das Jubiläum mit einem Festakt begangen werden

Wie der erste Lehrer Illerbergs hieß, wird heute nur vermutet: Es könnte Johann Prezel gewesen sein. In der Illerberge­r Schule wurden bis 1952 maximal fünf Lehrstelle­n bereitgest­ellt. Es gab Haupt- und Hilfslehre­r. Dass ein Lehrer eine Doppelfunk­tion auszufülle­n hatte, wurde

Geeignete Räume für eine Schule wurden gesucht

1919 abgeschaff­t, da gab es keine geistliche Schulaufsi­cht mehr, die Konstellat­ion Lehrer/Mesner war also Geschichte. Jetzt war der Lehrer ein staatliche­r Beamter und wurde auch vom Land Bayern bezahlt.

Auch nach entspreche­nden Räumen musste dann Ausschau gehalten werden. Die Verwaltung des Kinderasyl­s, wie man den Kindergart­en damals nannte, überließ einen Saal als Schulzimme­r. Es gab allerdings eine Auflage – die vorgesehen­e Lehrerstel­le sollte von einer klösterlic­hen Lehrerin aus dem Mutterhaus der Dillinger Franziskan­erinnen besetzt werden. Untergebra­cht war die Schule unterhalb der Kirche an der heutigen Oberen Hauptstraß­e. Das Haus war ursprüngli­ch für den Mesner gedacht und gehörte der Kirchensti­ftung. Es wurde eine Schulstube eingebaut und daraus wurde dann schrittwei­se eine Schule.

Die wachsende Schülerzah­l machte den Gemeindeob­eren Sorgen, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg. Unterricht­et wurde nicht nur im Schulgebäu­de, sondern auch im Pfarrstade­l und im Kindergart­en bei den Schwestern. Anton Schrapp, dessen Vater lange Bürgermeis­ter von Thal war, erinnert sich aus Be- richten noch daran, wie die Unterbring­ung geregelt wurde: Die erste Klasse lernte im Pfarrstade­l, die zweite Klasse im ehemaligen Kindergart­en bei den Klostersch­western und von der dritten bis zur achten Klasse waren die Schüler im alten Schulhaus untergebra­cht. „Sportunter­richt war nicht möglich“, weiß Anton Schrapp, „im Gang der alten Schule gab es ein Reck, Fußball oder Völkerball wurde auf dem Gelände östlich der Pfarrkirch­e gespielt“. Es wurde also Zeit für einen Neubau.

Bürgermeis­ter Josef Roth aus Illerberg und sein Amtskolleg­e Anton Schrapp senior waren sich einig: Die neue Schule sollte in der Neuen Welt entstehen. Gebaut wurde das neue Gebäude im modern sachlichen Stil, der Schulbetri­eb wurde 1967 aufgenomme­n – die alte Schule 1984 abgebroche­n. Was es in der neuen Schule nicht gab, war eine Turnhalle, die auch gleichzeit­ig als Raum für Veranstalt­ungen genutzt werden konnte. Die Mehrzweckh­alle, das gemeinsame Werk von Stadt und Vereinen, wurde 1987 eingeweiht, maßgeblich an Planung und Bau beteiligt war Emmerich Schneider. Schule und Halle haben sich zu einem wichtigen Kommunikat­ionspunkt im höchsten Ortsteil Vöhringens entwickelt.

Rund 70 Schüler besuchen heute die Schule, zu früheren Zeiten waren es einmal an die 120 Kinder. Jahrgangsü­bergreifen­de Klassen, wie sie auch früher üblich waren, gibt es auch jetzt wieder. In Illerberg sind es die Kombiklass­en 1/2a mit 16 Schülern und eine 1/2b mit 15 Schülern.

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Fotos: Konrad Chronik (2)/Ursula Katharina Balken Eine Aufnahme aus anderen Zeiten: Drei Klassen wurden 1925 zum Teil in einem Raum gemeinsam unterricht­et.
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Foto: W. Schmid Dieses Schild verbietet Lastwagen ab ei ner Länge von acht Metern die Fahrt in die Weidachgas­se.
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Das alte Schulhaus befand sich an der heutigen Oberen Hauptstraß­e.

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