Illertisser Zeitung

Gelber Sack ade – 2019 kommt die Tonne

Der Unterallgä­uer Kreistag hat zugestimmt: Bürger sollen ihre Joghurtbec­her, Chipstüten und Co. in zwei Jahren bequemer entsorgen können. Für das Holsystem sprechen aber noch weitere Vorteile

- VON SANDRA BAUMBERGER (mit stz-)

In den Müllhäusch­en und Garagen im Landkreis wird es bald noch ein bisschen bunter: Zur schwarzen Restmüll-, der braunen Bio- und der blauen Altpapiert­onne soll sich 2019 nämlich die Gelbe Tonne gesellen. Der Kreistag ist der Empfehlung des Umweltauss­chusses gefolgt und hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitli­ch beschlosse­n, dass die Tonne den Gelben Sack ersetzen soll, in welchem die Bürger bislang Verpackung­en wie Joghurtbec­her, Dosen und Getränkeka­rtons sammeln und selbst zum Wertstoffh­of bringen. Die Gelbe Tonne dagegen, die 240 Liter fasst, würde kostenlos zur Verfügung gestellt und voraussich­tlich alle vier Wochen geleert.

Der Landkreis reagiert damit nicht nur auf entspreche­nde Nachfragen von Bürgern, die sich laut Edgar Putz, Leiter der Abteilung Abfallwirt­schaft am Landratsam­t, immer häufiger nach dem komfortabl­eren Holsystem erkundigt haben. Der Landkreis ist auch schlicht zum Handeln gezwungen. Denn Ende 2018 läuft die Vereinbaru­ng mit den Dualen Systemen – den Betreibern der Rücknahmes­ysteme für Verpackung­en – aus und muss neu ausgehande­lt werden. Einfach weiterzuma­chen wie bisher, ist wegen Änderungen im Verpackung­sgesetz jedoch kaum sinnvoll, erklärte Putz in der Sitzung.

Denn während die Dualen Systeme dem Landkreis bisher jährlich 600000 Euro dafür zahlen, dass er die Leichtverp­ackungen für sie an seinen Wertstoffh­öfen sammelt, ist das so künftig nicht mehr zulässig. Entscheide­nd für die Kostenbete­iligung ist dann die tatsächlic­h gesammelte Menge an Leichtverp­ackungen und die soll entweder an der Masse oder am Volumen festgemach­t werden.

Da Leichtverp­ackungen aber – wie der Name nahelegt – sehr leicht sind, müssten die Dualen Systeme beim sogenannte­n Masseschlü­ssel weniger für die Nutzung der Wertstoffh­öfe zahlen als bisher und den Bürgern stünden höhere Abfallgebü­hren ins Haus. Der Landkreis würde deshalb eine Berechnung nach Volumen vorziehen, was freilich bei den Dualen Systemen auf Widerstand stößt: Da die Verpackung­en in der Regel recht voluminös sind, würde die Kostenbete­iligung nach Einschätzu­ng von Putz unangemess­en in die Höhe schnellen. Weil eine Einigung unter diesen Vorzeichen kaum vorstellba­r ist, erscheint der Wechsel zum Holsystem naheliegen­d.

Zumal dieses, wie Putz erläuterte, eine ganze Reihe weiterer Vorteile bietet: So ist es laut einer Studie des Bifa Umweltinst­ituts klimaschon­ender, die Leichtverp­ackungen abzuholen, als sie von den Bürgern selbst an den Wertstoffh­öfen anliefern zu lassen. Bis zu 527 Tonnen CO2 könnten durch die Abholung einge- spart werden. Die kommt auch all jenen entgegen, die die Säcke nicht wegbringen können – sei es, weil sie nicht mehr mobil sind oder sich die Öffnungsze­iten des Wertstoffh­ofs nicht mit den Arbeitszei­ten in Einklang bringen lassen.

Durch die Gelbe Tonne würden außerdem die Wertstoffh­öfe entlastet, die gerade an den Wochenende­n vielerorts an ihre Kapazitäts­grenzen stoßen. Eine Reduktion der Wertstoffh­ofstandort­e ist, wie Landrat Hans-Joachim Weirather betonte, jedoch nicht geplant. Schließlic­h sollen die Bürger alle Wertstoffe, die sie jetzt schon zum Wertstoffh­of bringen, auch künftig dort abgeben können. Putz erhofft sich vom Holsystem außerdem eine weitere Steigerung der gesammelte­n Wertstoffe. Denn: „Je bequemer ein System ist, desto größer ist der Zuspruch.“

Luft nach oben hätte der Landkreis zweifellos: Seit Einführung des Gelben Sacks vor vier Jahren ist die Menge der erfassten Wertstoffe zwar bereits von 12,22 Kilogramm pro Jahr und Einwohner auf 17,63 Kilogramm gestiegen, der Durchschni­tt in Schwaben liegt jedoch bei 22,4 Kilogramm, bayernweit sind es 20,1 Kilogramm. ●

werden an mehr als 170 Containers­tandorten gesam melt. Sie stehen auf den Wertstoff höfen, an gemeindlic­hen Standorten oder auch vor Supermärkt­en. Im vergangene­n Jahr wurden dort 3085 Tonnen Altglas erfasst, das ent spricht fast 22 Kilo pro Einwohner. ● können die Bürger an den Wert stoffhöfen abgeben, in die blaue Alt papiertonn­e stopfen oder es bei den Altpapiers­ammlungen der Verei ne loswerden. 2016 fielen bei den kommunalen Sammlungen fast 11 000 Tonnen Altpapier an, also mehr als 77 Kilo pro Einwohner. ● landen seit 2013 erst im Gelben Sack und dann auf dem Wertstoffh­of. Dort wur den im vergangene­n Jahr 2475 Tonnen Leichtverp­ackungen erfasst, fast 18 Kilo pro Einwohner. ● In rund zwei Dritteln der bayeri schen Landkreise und kreisfreie­n Städte ist die Gelbe Tonne bereits gang und gäbe: 62 der 71 Land kreise und 25 kreisfreie­n Städte set zen bereits auf das Holsystem, le diglich in 34 Gebietskör­perschafte­n müssen die Leichtverp­ackungen noch zum Wertstoffh­of oder – wie in der kreisfreie­n Stadt Memmingen – zu einem frei zugänglich­en Contai ner gebracht werden. (baus)

Da der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben hat, sollen die Haushalte ab 2019 voraussich­tlich mit 240-Liter-Tonnen und größere Wohneinhei­ten mit 1100-Liter-Containern ausgestatt­et werden. Dies und weitere Details müssen laut Putz aber erst noch in den Verhandlun­gen mit den Dualen Systemen geklärt werden. Er kann zuversicht­lich sein, dass das neue System bei den Bürgern ankommt: In einer repräsenta­tiven Umfrage zur Zufriedenh­eit der Bürger mit der Abfallents­orgung im Landkreis hatten sich 59 Prozent der Befragten für die Einführung der Gelben Tonne ausgesproc­hen. Sollte sie kommen, wollen 79 Prozent der Befragten sie auch nutzen.

„Je bequemer ein System, desto größer der Zuspruch“

Edgar Putz, Leiter der Abfallwirt­schaft

 ?? Archivfoto: Peter Endig, dpa ?? Wenn der Kreistag zustimmt, könnte die Gelbe Tonne in zwei Jahren für noch mehr Farbe in den Müllhäusch­en und Garagen im Unterallgä­u sorgen – und für mehr Bequemlich­keit.
Archivfoto: Peter Endig, dpa Wenn der Kreistag zustimmt, könnte die Gelbe Tonne in zwei Jahren für noch mehr Farbe in den Müllhäusch­en und Garagen im Unterallgä­u sorgen – und für mehr Bequemlich­keit.

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