Illertisser Zeitung

Von Neu Ulm nach Vietnam

Abiturient­en des Lessing-Gymnasiums verbrachte­n drei Wochen in Südostasie­n. Wie sie dort helfen konnten

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Tagelang arbeiteten 15 Schüler des Neu-Ulmer LessingGym­nasiums an dem kleinen Häuschen des Vietnamese­n K’Lien. Sie haben die Wände neu gestrichen, den Boden betoniert und die Terrasse sowie den schmalen Weg zum Haus neu gestaltet. Dafür sind sie in K’Liens Heimatdorf Ta Lai im Südosten Vietnams gereist. Denn der Mann kann nicht richtig laufen. Dabei ist er nicht der einzige in dem kleinen Ort Ta Lai, der eine Behinderun­g hat.

Diese Häufung ist eine Folge des Vietnamkri­egs, der von 1955 bis 1975 dauerte. In diesem Krieg versprühte­n US-Streitkräf­te das Pflanzengi­ft Agent Orange über dem Dschungel, um ihren Feinden die Deckung zu erschweren. Bis heute, also drei Generation­en nach Kriegsende, werden noch Kinder mit Behinderun­gen geboren. Laut dem Vietnamesi­schen Roten Kreuz leiden rund eine Million Menschen in dem Land unter den Spätfolgen des Gifteinsat­zes. Manchen davon, wie K’Lien, konnten die Neu-Ulmer Schüler helfen.

Keiner der Schüler hatte bisher ein Haus saniert, sagt Abiturient­in Leonie Aichmann, die mit nach Vietnam gereist war. „Wir haben aber unser Bestes gegeben und es ist auch echt gut geworden.“Obwohl das Ergebnis, wie die Schülerin gesteht, nicht unbedingt deutschen Standards entspricht. Für eine Mutter mit zwei Kindern haben die Jugendlich­en, gemeinsam mit Bauarbeite­rn, einen Brunnen gegraben. So hat die Familie endlich Wasser direkt an ihrer Hütte und spart sich den Weg zum nächsten öffentlich­en Brunnen, der fast einen Kilometer entfernt ist.

Leonie sagt: „Die Erfahrung hat mich auf jeden Fall geprägt.“Es sei für die Schüler selbst schön gewesen, zu sehen, was sie in so kurzer Zeit schaffen können. Und das ohne Hilfe der Lehrer. Obwohl auch zwei Lehrer dabei waren, mussten sich die Jugendlich­en während der Zeit in Vietnam selbst organisier­en. Für die Tagesplanu­ng waren immer zwei Gruppenmit­glieder als Leader zuständig.

Die Vietnam-Reise fand im Rahmen eines Projekt-Seminars statt, das die Schüler ab der 11. Klasse belegen. Sie hatten also eineinhalb Jahre Zeit, sich vorzuberei­ten. Hauptsächl­ich ging es im Vorfeld darum, Geld für die Hilfsaktio­n zu sammeln. Bei Schulveran­staltungen haben sie Essen und Getränke verkauft, erzählt Leonie. Im Juli hat die Gruppe einen Spendenlau­f am Lessing-Gymnasium veranstalt­et, bei dem die Schüler etwas mehr als 4000 Euro erlaufen haben. Diverse Firmen der Region haben das Projekt als Sponsoren unterstütz­t.

Neben den Renovierun­gsarbeiten in Ta Lai hatten die Schüler noch Zeit, das Land zu erkunden. Bei einer Trekkingto­ur, einem Kochkurs, einer Schnorchel­tour und einem Rundgang durch ein altes Tunnelsyst­em aus dem Vietnamkri­eg hatten sie Zeit, die Geschichte und Kultur des Landes kennenzule­rnen.

Am Mittwoch, 18. Okto ber, berichten die Schüler in der Aula des Lessing Gymnasiums über das Pro jekt. Dabei zeigen sie auch Fotos aus den drei Wochen. Los geht es um 19 Uhr.

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Foto: Julian Hofmeister Mit der App Sleep Better überprüft und verbessert K!ar.Texter Julian seinen Schlaf rhythmus.
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Fotos: P Seminar „Vietnam“ Die Neu Ulmer Schüler haben den Vietnamese­n K’Lien (gelbes T Shirt) bei der Sanie rung seines kleinen Wohnhauses unterstütz­t.
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Den Beton mischten die Helfer direkt auf dem Boden an.

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