Von Neu Ulm nach Vietnam
Abiturienten des Lessing-Gymnasiums verbrachten drei Wochen in Südostasien. Wie sie dort helfen konnten
Tagelang arbeiteten 15 Schüler des Neu-Ulmer LessingGymnasiums an dem kleinen Häuschen des Vietnamesen K’Lien. Sie haben die Wände neu gestrichen, den Boden betoniert und die Terrasse sowie den schmalen Weg zum Haus neu gestaltet. Dafür sind sie in K’Liens Heimatdorf Ta Lai im Südosten Vietnams gereist. Denn der Mann kann nicht richtig laufen. Dabei ist er nicht der einzige in dem kleinen Ort Ta Lai, der eine Behinderung hat.
Diese Häufung ist eine Folge des Vietnamkriegs, der von 1955 bis 1975 dauerte. In diesem Krieg versprühten US-Streitkräfte das Pflanzengift Agent Orange über dem Dschungel, um ihren Feinden die Deckung zu erschweren. Bis heute, also drei Generationen nach Kriegsende, werden noch Kinder mit Behinderungen geboren. Laut dem Vietnamesischen Roten Kreuz leiden rund eine Million Menschen in dem Land unter den Spätfolgen des Gifteinsatzes. Manchen davon, wie K’Lien, konnten die Neu-Ulmer Schüler helfen.
Keiner der Schüler hatte bisher ein Haus saniert, sagt Abiturientin Leonie Aichmann, die mit nach Vietnam gereist war. „Wir haben aber unser Bestes gegeben und es ist auch echt gut geworden.“Obwohl das Ergebnis, wie die Schülerin gesteht, nicht unbedingt deutschen Standards entspricht. Für eine Mutter mit zwei Kindern haben die Jugendlichen, gemeinsam mit Bauarbeitern, einen Brunnen gegraben. So hat die Familie endlich Wasser direkt an ihrer Hütte und spart sich den Weg zum nächsten öffentlichen Brunnen, der fast einen Kilometer entfernt ist.
Leonie sagt: „Die Erfahrung hat mich auf jeden Fall geprägt.“Es sei für die Schüler selbst schön gewesen, zu sehen, was sie in so kurzer Zeit schaffen können. Und das ohne Hilfe der Lehrer. Obwohl auch zwei Lehrer dabei waren, mussten sich die Jugendlichen während der Zeit in Vietnam selbst organisieren. Für die Tagesplanung waren immer zwei Gruppenmitglieder als Leader zuständig.
Die Vietnam-Reise fand im Rahmen eines Projekt-Seminars statt, das die Schüler ab der 11. Klasse belegen. Sie hatten also eineinhalb Jahre Zeit, sich vorzubereiten. Hauptsächlich ging es im Vorfeld darum, Geld für die Hilfsaktion zu sammeln. Bei Schulveranstaltungen haben sie Essen und Getränke verkauft, erzählt Leonie. Im Juli hat die Gruppe einen Spendenlauf am Lessing-Gymnasium veranstaltet, bei dem die Schüler etwas mehr als 4000 Euro erlaufen haben. Diverse Firmen der Region haben das Projekt als Sponsoren unterstützt.
Neben den Renovierungsarbeiten in Ta Lai hatten die Schüler noch Zeit, das Land zu erkunden. Bei einer Trekkingtour, einem Kochkurs, einer Schnorcheltour und einem Rundgang durch ein altes Tunnelsystem aus dem Vietnamkrieg hatten sie Zeit, die Geschichte und Kultur des Landes kennenzulernen.
Am Mittwoch, 18. Okto ber, berichten die Schüler in der Aula des Lessing Gymnasiums über das Pro jekt. Dabei zeigen sie auch Fotos aus den drei Wochen. Los geht es um 19 Uhr.