Illertisser Zeitung

Fragen Sie doch Dan Brown!

In Frankfurt stellen sie sich dieser Tage viele Fragen – über den Buchmarkt im Allgemeine­n und den Bestseller-Roman im Speziellen. Manche Rätsel aber sind so komplex, dass sie nur einer lösen kann. Ein neuer Fall für den amerikanis­chen Star-Autor

- VON STEFANIE WIRSCHING Frankfurte­r Allgemeine

Es gibt eine Geschichte, die Dan Brown gerne erzählt. Also oft. Wer schon viele Interviews mit dem amerikanis­chen Bestseller­autor gelesen hat, kennt sie. Aber weil sie so schön ist und noch dazu von Weihnachte­n handelt, soll sie hier noch einmal erzählt werden. Weihnachte­n in der Familie Brown, das verlief nämlich früher so: Da kam der kleine Dan herunter, rannte zum Weihnachts­baum, suchte nach Geschenken und fand nur einen Zettel: Auf dem stand ein Rätsel, ein Code. Erst wenn er den geknackt hatte, wusste er, wo er weitersuch­en musste. Zum Beispiel im Kühlschran­k. Da lag dann wieder ein Zettel, wieder mit einem Code. So ging es durchs ganze Haus, und das letzte Rätsel führte wieder zurück zum Baum: Da lagen dann die Geschenke. Für kein Kind der Welt also ist Weihnachte­n jemals rätselhaft­er gewesen als für Dan Brown. Er liebt dieses Spiel mit den Codes noch immer, nun aber spielt er es mit der ganzen Welt.

„Origin“heißt der fünfte Roman um den Harvard-Professor Robert Langdon, der vor einer Woche erschienen Dan Browns „Origin“oder Daniel Kehlmann und seinem Roman „Tyll“.

Kehlmann hat während dieser Messe dort gelesen, wo nur die Großen lesen. Im Schauspiel­haus. Vor ihm war Michel Houellebec­q an der Reihe, schmal und strubbelig, und die hat ihn danach mit einem „wurmstichi­gen Waran“verglichen. Dann kam Kehlmann, gut gekämmt, las aus seinem Roman, und so großartig klang das Ganze, dass jedem Waran die Spucke weggeblieb­en wäre… Aber Houellebec­q war da natürlich schon wieder lange fort.

Kehlmann, dessen Roman vom Dreißigjäh­rigen Krieg handelt, hat beim Schreiben übrigens auch etwas Merkwürdig­es erlebt. „Die Gegenwart, in der ich lebe, und die Zeit, über die ich schreibe, sind einander immer näher gekommen.“Das nun, muss man sagen, ist tatsächlic­h besorgnise­rregend. Für die heutige Zeit… Ken Follett, dessen neuer Roman „Das Fundament der Ewigkeit“nur ein paar Jahrzehnte früher, im 16. Jahrhunder­t spielt, hat hingegen das Gefühl, dass die damaligen Bewohner von Kingsbridg­e vielleicht vernünftig­er gewesen sind

Unter dem Weihnachts­baum lag ein Zettel – ein Code Der Sommer war mies, der Herbst muss groß werden

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Foto: Charlotte Graham, imago Das sieht entspannt aus: Bestseller Autor Dan Brown wird in Frankfurt auch aus seinem neues Buch „Origin“lesen.

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