Fragen Sie doch Dan Brown!
In Frankfurt stellen sie sich dieser Tage viele Fragen – über den Buchmarkt im Allgemeinen und den Bestseller-Roman im Speziellen. Manche Rätsel aber sind so komplex, dass sie nur einer lösen kann. Ein neuer Fall für den amerikanischen Star-Autor
Es gibt eine Geschichte, die Dan Brown gerne erzählt. Also oft. Wer schon viele Interviews mit dem amerikanischen Bestsellerautor gelesen hat, kennt sie. Aber weil sie so schön ist und noch dazu von Weihnachten handelt, soll sie hier noch einmal erzählt werden. Weihnachten in der Familie Brown, das verlief nämlich früher so: Da kam der kleine Dan herunter, rannte zum Weihnachtsbaum, suchte nach Geschenken und fand nur einen Zettel: Auf dem stand ein Rätsel, ein Code. Erst wenn er den geknackt hatte, wusste er, wo er weitersuchen musste. Zum Beispiel im Kühlschrank. Da lag dann wieder ein Zettel, wieder mit einem Code. So ging es durchs ganze Haus, und das letzte Rätsel führte wieder zurück zum Baum: Da lagen dann die Geschenke. Für kein Kind der Welt also ist Weihnachten jemals rätselhafter gewesen als für Dan Brown. Er liebt dieses Spiel mit den Codes noch immer, nun aber spielt er es mit der ganzen Welt.
„Origin“heißt der fünfte Roman um den Harvard-Professor Robert Langdon, der vor einer Woche erschienen Dan Browns „Origin“oder Daniel Kehlmann und seinem Roman „Tyll“.
Kehlmann hat während dieser Messe dort gelesen, wo nur die Großen lesen. Im Schauspielhaus. Vor ihm war Michel Houellebecq an der Reihe, schmal und strubbelig, und die hat ihn danach mit einem „wurmstichigen Waran“verglichen. Dann kam Kehlmann, gut gekämmt, las aus seinem Roman, und so großartig klang das Ganze, dass jedem Waran die Spucke weggeblieben wäre… Aber Houellebecq war da natürlich schon wieder lange fort.
Kehlmann, dessen Roman vom Dreißigjährigen Krieg handelt, hat beim Schreiben übrigens auch etwas Merkwürdiges erlebt. „Die Gegenwart, in der ich lebe, und die Zeit, über die ich schreibe, sind einander immer näher gekommen.“Das nun, muss man sagen, ist tatsächlich besorgniserregend. Für die heutige Zeit… Ken Follett, dessen neuer Roman „Das Fundament der Ewigkeit“nur ein paar Jahrzehnte früher, im 16. Jahrhundert spielt, hat hingegen das Gefühl, dass die damaligen Bewohner von Kingsbridge vielleicht vernünftiger gewesen sind
Unter dem Weihnachtsbaum lag ein Zettel – ein Code Der Sommer war mies, der Herbst muss groß werden