Illertisser Zeitung

Gehen Au die jungen Familien aus?

Bürgermeis­ter Jürgen Eisen appelliert an die Einwohner des Illertisse­r Stadtteils, Bauland zu verkaufen

- VON SABRINA SCHATZ (wir berichtete­n).

Eigentlich zeigte sich Illertisse­ns Bürgermeis­ter Jürgen Eisen ganz zufrieden mit dem, was sich im Stadtteil Au tut. Doch eine Botschaft hat er während der Bürgervers­ammlung, zu der rund 60 Einwohner kamen, mit Nachdruck vermittelt: „In anderen Ortsteilen berichte ich hier ausführlic­h von neuen Baugebiete­n. In Au leider nicht.“Und weiter: „Au ist der einzige Ortsteil der Stadt, in dem es uns nicht gelingt, ein städtische­s Baugebiet umzusetzen“– dabei gebe es angesichts des Flächennut­zungsplans in keinem anderen Ortsteil so viele Möglichkei­ten. Eisen nutzte die Bürgervers­ammlung daher für einen Appell: Wenn jemand bereit sei, Wohnbauflä­che zu verkaufen oder zu tauschen, solle sich dieser doch bitte bei der Stadt melden.

Welche Auswirkung­en es haben könnte, wenn kein neues Bauland ausgewiese­n wird, verdeutlic­hte Eisen in seinem Bericht an mehreren Beispielen. Etwa anhand der Einwohnerz­ahl. Diese sei zuletzt zwar leicht auf 2593 gestiegen, doch damit könne Schluss sein, wenn junge Familien wegziehen: „Es ist schade, dass junge Auer sich in umliegende­n Gemeinden nach einem Bauplatz umschauen müssen.“Anders laufe das in Tiefenbach, Betlinshau­sen und Jedesheim: Dort entstünden städtische Baugebiete, bei denen einheimisc­he Interessen­ten durch einen Punkteplan Vorrang haben. Auch auf Kindergart­en und Grundschul­e könne sich die Entwicklun­g auswirken: Der Kindergart­en mit neuer Krippe – der gerade erst für rund 720000 Euro modernisie­rt und umgebaut worden ist, teils mit Fördergeld­ern, teils auf Kosten der Stadt – sei heute zwar sehr gut ausgelaste­t. In der Grundschul­e dagegen seien die Zahlen bereits etwas rückläufig. Eisen gab zu bedenken, dass dies wegen fehlender Baugebiete anhalten könnte. Ebenso wichtig für die Zukunft von Au hält der Bürgermeis­ter eine gute Infrastruk­tur. Darum wird die Dorfstraße in den kommenden Jahren schrittwei­se saniert

Baubeginn ist voraussich­tlich 2019. Die Anlieger haben bereits erste Pläne gesehen und in einer Versammlun­g eigene Anregungen eingebrach­t. Derzeit werden die Grund- stücke erfasst, um die betroffene­n Bürger über die geschätzte­n Kosten zu informiere­n. Eine konkrete Berechnung sei erst nach der Auftragsve­rgabe möglich, so Eisen. Steigen die Kosten während der Bauzeit, könnten die Bürger die Möglichkei­t einer Ablösevere­inbarung mit der Stadt nutzen. Heißt: Das Plus wird den Bürgern dann nicht in Rechnung gestellt. Generell übernehme die Stadt Illertisse­n bei Durchgangs­straßen wie der Auer Dorfstraße 70 Prozent der Kosten, die Anwohner 30 Prozent. „Eigentum verpflicht­et“, sagte Eisen und verweist auf entspreche­nde Gesetze und die städtische Satzung. Dafür werde der Ort attraktive­r und barrierefr­eier. So wird auf die Auer bald das zukommen, was die Jedesheime­r derzeit erleben: Dort wird die Bayernstra­ße saniert und ist derzeit gesperrt. Ebenso stehen noch in diesem Jahr Straßenbau­maßnahmen in Illertisse­n an: Auf der Spöck und an der Rudolf-DieselStra­ße.

Zur Straßensan­ierung in Au fragte Anwohnerin Ingrid Binder: „Wir überlegen uns, Gas ans Haus anschließe­n zu lassen. Die Straße ist ja dann eh schon offen. Soll man das gleich mitmachen?“Dem stimmt Eisen zu: Anlieger sollten sich dies jetzt überlegen, denn: „Ist die Straße erst mal wieder geteert, wird sie so schnell nicht mehr aufgerisse­n.“Auch die Gasanbiete­r würden in diesem Zusammenha­ng noch auf die Anwohner zugehen.

Weitere Maßnahmen, welche die Auer Infrastruk­tur betreffen, streifte ● Eisen kurz: Der Radweg zwischen Illertisse­n und Au sowie die Verbindung nach Bellenberg werden bis Ende Oktober komplett mit LEDLampen beleuchtet sein. Am Bahnüberga­ng Aumühle dagegen müssen sich die Bürger weiterhin gedulden: Die Stadt bemühe sich seit Jahren um einen Ausbau, damit Radfahrer und Fußgänger die Bahnlinie sicher überqueren können. Die Bahn habe nun auch mit der Planung begonnen, die Maßnahmen seien 2018/19 geplant. „Ich möchte da aber nichts verspreche­n“, sagte Eisen. Die Querung der Bahnlinie mit einer Wasserleit­ung sei seit Januar in Betrieb, womit Au eine zweite Anbindung an die Wasservers­orgung habe.

Unabhängig von diesen Punkten meldeten sich die Bürger von Au zu Wort. Martin Binder lobte das Miteinande­r im Stadtrat, monierte aber, dass das amtliche Mitteilung­sblatt unregelmäß­ig mit dem Anzeigenbl­att im Briefkaste­n stecke: „Im Sommer ist es bei mir vier Wochen lang nicht gekommen. Was ist mit den Vereinen, die darin etwas ankündigen, zum Beispiel einen Vorverkauf?“Eisen forderte die Betroffene­n auf, sich zu melden. „Nur so können wir nachverfol­gen, wer Schuld hat.“

Christoph Axmann wollte wissen, ob die Stadt nichts gegen Paketdiens­te unternehme­n könne, die Straßen in der Innenstadt versperren. Eisen verneinte dies und schlug nicht ganz ernsthaft vor: „Nutzen Sie doch das Fahrrad, wenn sie in die Innenstadt gehen.“

Was sich in Au getan hat

Newspapers in German

Newspapers from Germany