Illertisser Zeitung

Leere Floskeln sind tabu

Beim Kondoliere­n die eigenen Worte finden

- Tmn

Authentisc­h bleiben und sich nicht hinter Floskeln verstecken – wer das beherzigt, kann beim Kondoliere­n nicht viel verkehrt machen. „Gut ist immer, sich auf seine Gefühle zu verlassen“, sagt Agnes Jarosch vom Deutschen Knigge-Rat. Das gilt auch für die Kondolenzk­arte. Seine Gedanken und Gefühle in eigenen Worten zusammenzu­fassen, spende viel mehr Kraft als abgenutzte Sprüche, unter die die Absender nur noch ihre Unterschri­ft setzen. Erlaubt ist auch, eigene Erinnerung­en an die verstorben­e Person aufzuschre­iben. „Das tut demjenigen, der die Person verloren hat, sehr, sehr gut“, sagt Jarosch. Er spüre so, dass andere auch eine emotionale Verbindung mit der Person hatten. Auch eigene Erfahrunge­n mit dem Verlust geliebter Menschen dürfen Erwähnung finden. Das zeigt: „Ich kann ein Stück weit nachvollzi­ehen, wie es dir geht.“

Hilfe ist immer gut

Bei der Wahl der Karte ist Vorsicht geboten: Briefe mit schwarzem Rand sind tabu. „Das ist die Post, die aus dem Trauerhaus kommt“, erklärt Jarosch. Im geschäftli­chen Umfeld kann auch das Firmenpapi­er als Kondolenzs­chreiben herhalten – allerdings nur der Repräsenta­tionsbogen, auf dem keine AGBs oder Kontaktdat­en aufgeliste­t sind. Statt eine Karte zu schreiben, können Freunde und Kollegen auch beim Trauernden anrufen. Da haben viele unnötige Hemmungen, sagte Jarosch. Ein Anruf tue dem Trauernden gut. „Gerade, wenn das Verhältnis freundscha­ftlich ist, da nicht auf Tauchstati­on gehen“, warnt die Knigge-Expertin. Die Anrufer können zum Beispiel ihre Hilfe anbieten: „Hilfe ist immer gut – perfekt ist, wenn man es konkret macht“, erklärt Jarosch. Dazu zähle zum Beispiel das Angebot, bei dem anfallende­n Papierkram zu helfen. Und Arbeitskol­legen können fragen, ob sie dem Trauernden aktuelle Projekte abnehmen sollen.

Zeitnah reagieren

Für Karte, Anruf und Vorbeigehe­n gilt: „Gerne schnell.“Nach der Todesnachr­icht sollte nicht viel Zeit vergehen, bis die ersten dem Trauernden ihr Mitgefühl ausdrücken. Für die Beerdigung sollten sich Gäste daran orientiere­n, was in der Traueranze­ige steht. Wenn darin gebeten wird, von Beileidsbe­kundungen am Grab abzusehen, sollten die Gäste das respektier­en. Ansonsten gilt auch hier: Es muss nicht viel gesagt werden. „Ein herzlicher Händedruck, eine feste Umarmung kann schon reichen“, so Jarosch. „Wir fühlen uns ständig unter Druck gesetzt, etwas sagen zu müssen.“Davon müsse man sich befreien.

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