Illertisser Zeitung

Airbus fliegt auf Kanada

Europäisch­er Hersteller sichert sich Mehrheit an wichtiger Flugzeug-Serie von Bombardier. Warum das die US-Konkurrenz derart wütend macht

-

Insgesamt würden über die nächsten 20 Jahre wohl rund 6000 der Flugzeuge nachgefrag­t. Hauptkonku­rrent für das Duo Airbus/Bombardier ist in dieser Klasse der brasiliani­sche Embraer-Konzern, ein leistungsf­ähiges Unternehme­n. Wie bei den größeren zivilen Flugzeugen zwischen Airbus und Boeing bahnt sich auch bei den kleineren ein harter Zweikampf an. Wichtige Baugruppen der Bombardier-C-Serie kommen aus China. Ein Airbus-Sprecher sagte dazu gestern unserer Zeitung, dass es geplant sei, Maschinen der C-Serie für den US-Markt auch in Amerika zusammenzu­bauen. Der Fachbegrif­f dafür heißt Endmontage. Airbus verfügt bereits über eine solche Produktion­slinie in Alabama, also im Süden der USA. Von dort aus kann der amerikanis­che Markt bedient werden. Dabei kann Airbus damit punkten, dass die Flieger aus US-Produktion stammen.

Mit der gleichen Strategie soll nun auch der Markt für Bombardier­Flugzeuge in den USA größer werden. Der Deal mit Airbus kommt damit zur rechten Zeit. Denn die US-Regierung hat zumindest vorläufig angeordnet, Strafzölle von bis zu 300 Prozent auf Flieger aus der C-Serie zu verhängen. Damit will die Trump-Administra­tion Boeing einen Gefallen tun, schließlic­h erhebt das US-Unternehme­n schwere Vorwürfe gegen Bombardier: Der kanadische Produzent könne seine Flugzeuge so billig anbieten, weil er im Heimatland mit Subvention­en verhätsche­lt werde. Entspreche­nd aggressiv reagierten Boeing-Verantwort­liche auf den Airbus-Bombardier-Coup. Hier täten sich zwei Subvention­sempfänger zusammen.

Auf alle Fälle sind die Kanadier auf finanziell­e Hilfe zur Weiterentw­icklung der C-Serie angewiesen. Der Konzern (Flugzeuge, Eisenbahne­n) schreibt rote Zahlen. Ein gesunder und finanzstar­ker Partner wie Airbus ist willkommen. Dabei bleibt das Hauptquart­ier für die C-Serie in Kanada. Gleiches gilt für die wichtigste Produktion­sstätte.

Enders jedenfalls, der durch einen Korruption­sskandal im eigenen Haus unter Druck steht, lächelt mit dem Bombardier-Chef um die Wette. Verzückt zeigt der Deutsche auf die hinter ihnen stehenden Flugzeuge, einen kleinen Airbus und eine Maschine der C-Serie: „Sind sie nicht wie Zwillinge? Der größere Bruder und die kleinere Schwester.“Airbus ist natürlich der Bruder.

 ?? Foto: Ryan Remiorz, dpa ?? Bombardier Flugzeuge stehen in einer Fertigungs­halle in Kanada. Jetzt macht das Unternehme­n gemeinsame Sache mit Airbus.
Foto: Ryan Remiorz, dpa Bombardier Flugzeuge stehen in einer Fertigungs­halle in Kanada. Jetzt macht das Unternehme­n gemeinsame Sache mit Airbus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany