Illertisser Zeitung

Wohin mit den Milliarden?

Das macht Bayern mit dem Nachtragsh­aushalt

- VON HENRY STERN

Zu den außergewöh­nlichen Fähigkeite­n von Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) gehört, jedem auch noch so drögen Thema eine irgendwie spannende Verpackung zu verpassen. Dem Nachtragsh­aushalt 2018 etwa, den das Kabinett am Dienstag auf den Weg brachte, verpasste der ambitionie­rte Nürnberger angesichts einer erneuten Mehrung der bayerische­n Staatsausg­aben um stolze 524 Millionen auf 59,9 Milliarden Euro das Etikett „WachstumsH­aushalt“. Und in schönster SöderProsa fügte er an: „Wir wollen aber kein unbegrenzt­es Wachstum. Wir wollen ein sensibles Wachstum.“

Immer mehr Geld ausgeben also, ohne Land und Staatskass­e zu überforder­n. Gelingen kann dies mit dem seit der Landesbank-Krise neun Mal in Folge durchgehal­tenen Verzicht auf neue Schulden nur, weil die Steuereinn­ahmen im Freistaat seit Jahren rapide steigen. Denn auch das bayerische Ausgabenwa­chstum ist atemberaub­end: Noch 2012 lag das Haushaltsv­olumen bei 44,3 Milliarden Euro – ein Anstieg also um rund ein Drittel in nur sechs Jahren.

Söder verweist zur Erklärung auf den Bevölkerun­gszuwachs und das dynamische Wirtschaft­swachstum im Freistaat. Anders als in früheren Jahren müssen die Mehrausgab­en im Haushaltsp­lan 2018 zudem nicht aus den Rücklagen ausgeglich­en werden, sondern können komplett aus Steuermehr­einnahmen gedeckt werden. Die Rücklagen steigen wohl bis Ende 2018 auf vier Milliarden Euro.

Die Notgrosche­n seien nicht nur ein gutes Polster für rauere Zeiten, erklärt Söder: Sie seien auch die finanziell­e Absicherun­g für milliarden­schwere Bauvorhabe­n wie den zweiten Münchner S-Bahn-Tunnel, den der Freistaat vorfinanzi­eren muss. Auch Einnahmeau­sfälle durch in Berlin geplante Steuererle­ichterunge­n könnten damit locker abgefangen werden.

Den bayerische­n Reichtum nur zu verwalten, ist allerdings nicht Söders Anspruch. Er will auch investiere­n. Konkret sollen zum Beispiel 219 Millionen Euro extra für zusätzlich­e Mobilfunkm­asten auf dem Land bereitsteh­en. Für die Bildung – mit einem Gesamtvolu­men von 19,6 Milliarden Euro der größte Einzelpost­en – werden sogar stolze 700 Millionen Euro mehr ausgegeben. Der Etat für die innere Sicherheit steigt um 200 Millionen auf 5,2 Milliarden Euro. Für die Wohnraumfö­rderung kann der Freistaat 2018 nun bis zu 498 Millionen Euro bewilligen – 63 Millionen Euro mehr als bisher geplant.

Die Personalau­sgaben steigen – auch wegen vieler neuer Stellen in der Bildung und bei der Polizei – erneut sprunghaft an: von 18,3 Milliarden Euro 2012 auf nun geplante 23,3 Milliarden Euro in 2018. Zur Absicherun­g der Altersvers­orgung wird die Zuführung zum Pensionsfo­nds um zehn auf 110 Millionen Euro erhöht. Dank einer Milliarden­rückzahlun­g der Landesbank will Söder zudem im kommenden Jahr die Schuldenti­lgung um eine Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro erhöhen. Damit hätte Bayern Ende 2018 aber immer noch rund 27 Milliarden Euro Verbindlic­hkeiten offen.

Am Ziel, bis 2030 alle Staatsschu­lden zu tilgen, will Söder trotzdem vorerst festhalten.

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Markus Söder
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