Illertisser Zeitung

Einmal noch der Sonne entgegen

Air-Berlin-Pilot verabschie­det sich mit spektakulä­rem Manöver. Jetzt wird ermittelt

- VON ANDREAS BAUMER (mit dpa)

Die aufsteigen­de Sonne tauchte den Himmel über dem Düsseldorf­er Flughafen in ein zartes Rosa, als das Flugzeug zur Landung ansetzte. Es war nicht irgendeine Landung. Zum letzten Mal würde eine Air-Berlin-Maschine aus den USA in Düsseldorf ankommen. Deshalb waren einige Schaulusti­ge da. Sie erlebten Spektakulä­res.

Denn zum Abschied bot der Pilot ein besonderes Manöver. Kurz vor der Landebahn drehte die Maschine mit mehr als 220 Passagiere­n am Montag nach links ab, zog nach oben, flog über das Flughafeng­ebäude, der Sonne entgegen. Nach einer Schleife setzte die Maschine schließlic­h sicher auf der Landebahn auf. Jule T., die am Düsseldorf­er Flughafen arbeitet, zückte ihr Handy und filmte das Manöver. Das Video lud sie bei Youtube hoch. Eine weitere Aufnahme beinhaltet die bewegende Durchsage des Piloten. Es sei „das letzte Mal, dass ich Sie nach der Landung in Düsseldorf willkommen heiße. Im Namen meiner Besatzung und meiner Kollegen möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns so viele Jahre und bis zuletzt die Treue gehalten haben. Wir sagen heute nicht auf Wiedersehe­n, sondern tschüss.“Air Berlin hatte im August Insolvenz angemeldet.

Aufmuntern­de Reaktionen bekam der Pilot im Netz. „Es war sehr emotional“, schrieb eine Nutzerin. „Tolles Manöver“, meinte ein anderer. Doch nicht alle waren von der Show-Einlage begeistert. Die Schöpferin des Videos gab zu, erst erschrocke­n zu sein, weil das Flugzeug direkt auf sie zuflog. Ein Nutzer schrieb empört: „Dem sollte man die Fluglizenz entziehen.“

Seit gestern nun untersuche auch das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) den Vorfall, sagte ein Sprecher der insolvente­n Fluggesell­schaft. „Air Berlin unterstütz­t das LBA vollumfäng­lich bei seiner Arbeit.“Der Behörde zufolge muss die Fluglinie zum Grund für das Manöver Stellung beziehen. Nach Angaben des Sprechers handelte es sich „um ein Durchstart­manöver in vorgeschri­ebener Höhe in Absprache mit dem Fluglotsen“.

Der Deutschen Flugsicher­ung zufolge habe der Pilot vor dem Landeanflu­g im Falle eines Durchstart­manövers die Richtung angefragt. Die Lotsen hätten daraufhin die Linkskurve freigegebe­n. In welcher Höhe der Pilot schließlic­h abdrehe, liege in seiner eigenen Verantwort­ung.

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Screenshot: AZ/Facebook Hier steuert der Pilot in Richtung Son nenaufgang.

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