Illertisser Zeitung

Illertisse­n bietet Bienen bald ein blühendes Buffet

In der Innenstadt wurden gestern von einer Firma aus den Niederland­en über 24000 Blumenzwie­beln ausgebrach­t. Ab dem Frühjahr soll es sprießen. Was hinter der Aktion steckt

- VON JENS CARSTEN

Bienen sollen in Illertisse­n ab dem Frühjahr ein Schlaraffe­nland aus Krokussen, Hyazinthen und Narzissen vorfinden: Im Auftrag der Stadt hat ein holländisc­hes Unternehme­n gestern entlang der Vöhlinstra­ße, der Unterrothe­r Straße und der Memminger Straße über 24 000 Blumenzwie­beln ausgebrach­t. Sprießt alles wie geplant, werden im kommenden Jahr wilde Blumenwies­en entstehen – und damit dringend benötigte Lebensräum­e für die nützlichen Insekten. Die Vöhlinstad­t investiert rund 3000 Euro in die Saataktion. Davon sollen Bienen und Bürger längerfris­tig etwas haben: Die Zwiebeln entwickeln weitere Triebe, wodurch sich die ausgebrach­ten Pflanzen vermehren und im Idealfall an Ort und Stelle heimisch werden. So müsse nur alle paar Jahre neu gepflanzt werden, heißt es.

Erde auf, Zwiebeln rein, Lücke schließen: Alle drei Arbeitssch­ritte erledigt die Spezialmas­chine der Firma Lubbe & Sohn aus Lisse im Westen der Niederland­e in einem. Und so ist die Setzaktion an den Straßenrän­dern in Illertisse­n zu Ende, bevor sie überhaupt richtig begonnen zu haben scheint. „Das geht ziemlich schnell“, sagt Christian Haller vom örtlichen Bauhof und nickt anerkennen­d. Die Maschine besteht aus einem geländegän­gigen Traktor samt einem trichterfö­rmigen Behälter – für die Zwiebeln. Auf der Unterseite des Fahrzeugs sind Messer angebracht: So kann die Maschine eine Furche in die Erde ziehen und diese nach dem Ablegen der Blumenzwie­beln gleich wieder verschließ­en. Einen Namen hat das Spezialger­ät nicht, sagt Robert Langkemper, der im Auftrag der Firma Lubbe aktuell in ganz Süddeutsch­land unterwegs ist. Senden, Ulm und Augsburg stehen auch auf der Liste der zu beliefernd­en Städte. Wie viele Zwiebeln es dabei jeweils sein dürfen, ist unterschie­dlich: Viele Kommunen bestellen kleinere Mengen, wollen erst einmal ausprobier­en. Nur einige bestellen große Mengen, zum Beispiel in Holland selbst. Mal seien die neuen Wildblumen­beete dort 3000 Meter lang, mal sogar 5000. Langkemper weiß auch warum: „Wenn die Touristen kommen, muss im Blumenland Holland natürlich alles blühen.“

Illertisse­n gehört eher zu den kleineren Kunden des Unternehme­ns. In den drei Bereichen wurde auf einer Länge von insgesamt 230 die „Illertisse­r Mischung“gepflanzt. Im Frühjahr sollen Krokusse, Narzissen, Traubenhya­zinthen (Muscari) und auch einige Tulpen wachsen.

Blumen wie diese seien einerseits wichtig, um Bienen Nahrung zu bieten, sagt Pflanzenex­perte Haller vom Bauhof. Der Hintergrun­d: Zuletzt beklagten Imker und Naturschüt­zer immer wieder, dass die Le- bensräume von Insekten durch extensive Landwirtsc­haft und Mäharbeite­n entlang von Straßen (das Mulchen) zusehens schrumpfte­n. Und deshalb die Tierbestän­de zurückging­en. Vielerorts werde da entgegenge­steuert, sagt Haller. So auch in Illertisse­n, wo man dem Titel „Bienenstad­t“(der mit dem bayerische­n Bienenmuse­um einhergeht) gerecht werden wolle. DesweMeter­n gen würden immer wieder Wildblumen­wiesen angelegt, vor allem mit einheimisc­hen Blumen. Neben den Tieren sollen auch die Menschen etwas von den Blüten haben: „Nach dem Winter freut man sich über die Farbtupfer“, sagt Haller. Doch der Betrachter müsse aushalten, wenn die Pracht im Sommer verwelkt, die wilden Wiesen würden erst spät gemäht. „Dafür blühen sie lange.“

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„Tulpen aus Amsterdam“, heißt es in einem Schlager. Auch die Illertisse­r Blumen zwiebeln stammen aus Holland – Experte Theo De Vries (am Steuer) bringt sie aus.
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Foto: Ralf Lienert Mehr Blumen: Wo es blüht, finden Bie nen Nahrung.
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Vorher: Auf der Ladefläche liegen jede Menge Blumenzwie­beln bereit.

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