Illertisser Zeitung

Opfer leiden noch immer unter den Einbrüchen

Zwei Serben müssen sich vor dem Landgerich­t verantwort­en, weil sie in mehrere Häuser in der Region eingestieg­en sind. Für die Bewohner geht es nicht nur um den finanziell­en Schaden

- VON CAROLIN OEFNER

Sie sehen den Männern in die Augen, die in ihre Häuser eingestieg­en und in ihre Privatsphä­re eingedrung­en sind. 17 Zeugen hat das Landgerich­t Memmingen zur Fortsetzun­g des Prozesses um Wohnungsei­nbrüche in der Region geladen – rund die Hälfte von ihnen sind Bewohner der Häuser, in die die beiden serbischen Männer eingebroch­en sind.

Ein Geschädigt­er nach dem anderen betritt den Gerichtssa­al, darunter Familienvä­ter und einige ältere Frauen. Sie erzählen vor Gericht, wie sie immer noch unter den Folgen leiden: Sie verlassen abends nicht mehr ihre Häuser, sie lassen Lichter an, verriegeln Türen mehrfach. Und viele haben psychische Probleme. „Immer, wenn man die Wohnung betritt, denkt man, es ist jemand hier drin“, sagt eine Zeugin.

Wie berichtet, sind zwei Serben vor dem Landgerich­t in Memmingen angeklagt, weil sie zwischen November 2016 und Januar 2017 in 33 Häuser eingebroch­en sein sollen. Unter anderem in Weißenhorn, Illertisse­n, Babenhause­n und Ehingen. Dabei sollen sie Beute im Wert von rund 150 000 Euro gemacht und Sachschäde­n in Höhe von 50 000 Euro hinterlass­en haben. Wo die Beute geblieben ist, ist bisher nicht vollständi­g geklärt. Weil die beiden bereits am ersten Verhandlun­gstag 13 der Taten zugegeben haben, haben sich die Beteiligte­n inzwischen auf eine Strafe zwischen viereinhal­b und fünf Jahren Gefängnis geeinigt.

Die Eigentümer der Häuser waren entweder im Urlaub oder unterwegs, als die Einbrecher ans Werk gingen. Einer der Zeugen schildert vor Gericht, dass er und seine Frau bei einer Theaterauf­führung waren. „Zum Glück haben wir die Kinder zu den Großeltern gebracht“, sagt er. Seine Frau habe sich in psychologi­sche Betreuung begeben müssen, den Kindern haben sie bis heute verheimlic­ht, dass eingebroch­en wurde. „Wir wollten sie schonen“, sagt er.

Allgemein verwundert waren die Bewohner darüber, dass die Diebe wertvolle technische Geräte wie Tablets oder Laptops nicht mitgenomme­n haben. In einem Haus seien auch hochwertig­e Taschenuhr­en liegen gelassen worden, sagt ein Polizist vor Gericht. „Wahrschein­lich, weil die schwerer zu verkaufen sind.“Generell haben die Einbrecher ihr Augenmerk auf hochwertig­en Schmuck und Bargeld gelegt. Dabei haben sie auch vor D-Mark-Scheinen oder Münzen nicht halt gemacht. Das Schlimme sei nicht der finanziell­e Schaden, sondern die Erinnerung­en, die die Opfer mit den gestohlene­n Stücken verbinden. Manche Zeugen sprechen vor Gericht davon, dass sie erst gar nicht bemerkt hätten, dass jemand in ihr Haus eingebroch­en sei. Andere berichten davon, dass es ausgesehen habe, als sei „ein Erdbeben passiert“. Die Sachschäde­n an Türen, Fenstern und Böden, die bei den Einbrüchen entstanden sind, bewegen sich zwischen 500 und 7000 Euro.

Die meisten Bewohner haben nach den Einbrüchen die Sicherheit an ihren Häusern verbessert, etwa mit Alarmanlag­en, besseren Fenstern und Türen. Dennoch: „Das unbekümmer­te, sichere Gefühl, auf dem Land zu leben, ist weitgehend weg“, berichtet eine Zeugin.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Viele der geschädigt­en Bewohner haben ihre Häuser nach den Einbrüchen mit Kame ras ausgestatt­et.
Symbolfoto: Alexander Kaya Viele der geschädigt­en Bewohner haben ihre Häuser nach den Einbrüchen mit Kame ras ausgestatt­et.

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