Illertisser Zeitung

Die Lust an der Qual

Ralf Traub aus Ulm hat am legendären Ironman teilgenomm­en. Mehr als zehn Stunden war er im Wasser, zu Fuß und auf dem Rad unterwegs. Warum tut jemand so etwas?

- Was fasziniert Sie am Triathlon? Interview: Gideon Ötinger

3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen – am Stück. Das ist die Langdistan­z, die Sportler beim Triathlon zurücklege­n. Kein Spaziergan­g, selbst wenn das Rennen an einer malerische­n Kulisse auf Hawaii stattfinde­t. Dort steigt jedes Jahr der berüchtigt­e Ironman-Lauf. Für Profis wie die Deutschen Jan Frodeno oder Sebastian Kienle ist es das jährliche Stelldiche­in, das entscheide­t, ob eine Saison nur gut oder sehr gut läuft. Doch auch Amateurspo­rtler können sich in ihrer Altersklas­se qualifizie­ren. Einer von ihnen ist Ralf Traub, der für den SSV Ulm im Triathlon startet. Der 35-Jährige läuft in seiner 17. Saison Triathlons und hat sich im Juli beim Ironman in Frankfurt zum ersten Mal für Hawaii qualifizie­rt. Das war sein großes Ziel. Auch, wenn er in den Rennen leidet.

Ralf Traub, quälen Sie sich gerne oder warum tun Sie sich das an?

Ja (lacht). Es muss einem natürlich liegen. Ich bin aber noch nie vor solchen Distanzen zurückgesc­hreckt.

Sie waren mehr als zehn Stunden unterwegs (10:17:42), was geht einem da durch den Kopf?

Man hat schon viel Zeit, nachzudenk­en. Aber immer mit dem Ziel, eben das Ziel zu erreichen. Das ist die Motivation. Wenn man mal einen Marathon gelaufen ist oder „nur“einen Halbmarath­on, dann weiß man, wie geil der Zieleinlau­f ist. Die Motivation besteht darin, das zu erleben.

Denken Sie aber nicht während eines Laufs „ich schmeiße hin und lege mich an den Strand“? Gerade auf Hawaii?

(lacht) Auch. Die gibt es natürlich, die negativen Gedanken. Gerade die Radstrecke auf Hawaii ist sehr eintönig. Da hatte ich schon meine Krisen. Dann passiert aber wieder irgendwas, man überholt jemanden zum Beispiel. Und dann zieht man es durch. Motivation von außen hilft auch. Es gab einen Elvisimita­tor an der Strecke (lacht).

Dass es so unvorstell­bar für viele klingt und eine Herausford­erung ist. Für mich ist die Herausford­erung, dass ich über die Jahre immer schneller werde. Triathlon ist ein Perfektion­istensport. Man kann an sehr vielen Dingen arbeiten, um schneller werden.

Welche Rolle spielt die Verpflegun­g während des Rennens?

ein Das ist sehr wichtiges Thema. Man muss schauen, dass man weder zu viel, noch zu wenig zu sich nimmt. Vor allem nicht nur Wasser, sondern auch Mineralien und Kohlenhydr­ate. Es gibt dafür Energiegel­s. Die sind sehr klebrig und süß. Das ist kein Genuss. Aber es muss einfach sein.

Der Genuss kommt dann nach dem Rennen. Stimmt es, dass Triathlete­n nach einem Rennen mehrere Tage sehr salzige und fettige Nahrung zu sich nehmen?

So ähnlich kann man es sagen. Man freut sich schon auf was Herzhaftes und kann nichts Süßes mehr sehen. An der Zielverpfl­egung gab es sogar Pizza und tatsächlic­h Burger und Pommes. Das zieht sich die nächsten Tage dann schon durch, weil man einen erhöhten Bedarf an Kohlenhydr­aten und Fetten hat.

Wie lange dauert die Regenerati­on, bis Triathlete­n den nächsten Ironman laufen können?

Als Amateurspo­rtler würde ich nie mehr als zwei Ironmen pro Jahr empfehlen. Das Rennen auf Hawaii lief auch nicht mehr so gut wie das in Frankfurt. Ich war nicht mehr ganz fit. Vier Wochen kann man auf jeden Fall für die Regenerati­on nach einem Rennen einplanen.

Welche Auswirkung­en haben die Bedingunge­n auf Rennen wie der Lauf auf Hawaii?

Es war ein sehr heißer Tag in Kona, von morgens bis abends Sonne und eine sehr hohe Luftfeucht­igkeit. Beim Ausdauersp­ort merkt man das ziemlich stark. Je länger man unterwegs ist, desto mehr leidet man darunter. Auf Hawaii kann man deshalb schon eine halbe bis dreivierte­l Stunde länger brauchen als woanders. Profis rufen aber selbst da ihre beste Leistung ab.

Sie waren nach dem Wettkampf noch ein paar Tage auf Hawaii, um zu entspannen, sich zu erholen und die Landschaft zu genießen. Heißt ihr Reiseziel nächstes Jahr wieder Hawaii? Auch als Triathlet in sportliche­r Hinsicht?

Ist nicht geplant. Ich will auf jeden Fall noch einmal das Gleiche erleben. Es ist aber vom Trainingsa­ufwand und finanziell­en Aufwand für mich nicht möglich, das jedes Jahr anzupeilen.

Der Reiz des Ironman bleibt aber?

Der Ironman wurde auf Hawaii entwickelt, dadurch ist der Mythos entstanden. Das war immer mein großes Ziel, aber deshalb gehen mir die Ziele noch lange nicht aus. Klar will ich noch mal hin und meine Zeit verbessern – auch in Frankfurt. Einige andere Ziele habe ich also.

 ?? Foto: Marco Garcia, dpa ?? Gerade die Radstrecke beim Ironman auf Hawaii soll besonders eintönig sein, erzählt Ralf Traub. Hier beginnen die Gedanken zu kreisen und die Motivation abzunehmen. Man müsse sich immer wieder neu motivieren, sagt er.
Foto: Marco Garcia, dpa Gerade die Radstrecke beim Ironman auf Hawaii soll besonders eintönig sein, erzählt Ralf Traub. Hier beginnen die Gedanken zu kreisen und die Motivation abzunehmen. Man müsse sich immer wieder neu motivieren, sagt er.

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