Illertisser Zeitung

Ein Filzinger lädt zur Zeitreise ein

Markus Merkle hat eine Chronik über den Altenstadt­er Ortsteil verfasst. Darin findet sich allerhand Spannendes, Interessan­tes und Wissenswer­tes. Was es zu entdecken gibt

- VON ZITA SCHMID

Überwiegen­d ernst schauen sie drein, die etwa 50 Kinder und Erwachsene­n, die sich vor der Schule für ein Foto aufgestell­t haben. Das war im Jahr 1923 anlässlich der Einweihung der damals neu gebauten Schule. Heute ist die Aufnahme aus längst vergangene­n Zeiten etwas vergilbt. Doch vergessen soll das Ereignis von einst nicht sein – so wie andere Begebenhei­ten und Geschichte­n aus Filzingen, die Markus Merkle in seiner Dorfchroni­k in Bild und Wort festgehalt­en hat. Bei einem Heimataben­d am Samstag, 28. Oktober, will er sein kürzlich fertiggest­elltes, gebundenes Werk vorstellen.

„Es hätte nichts genutzt, wenn die Ordner hier nur liegen und niemand weiß, was darin steht“, sagt Merkle und zeigt auf die dicken Mappen auf seinem Schreibtis­ch. Diese sind prall gefüllt mit Schilderun­gen aus der Geschichte Filzingens. Seit 30 Jahren sammelt Merkle Fotos, Notizen und Informatio­nen rund um den Ort, dazu gehören Impression­en der Filzinger Martinskir­che genauso wie Aufzeichnu­ngen aus der heimischen Land- und Holzwirtsc­haft. Merkle ist gebürtiger Filzinger und engagiert sich schon seit Jahrzehnte­n für seinen Heimatort. Er ist Mitglied in fast allen Vereinen und war auch 24 Jahre als Gemeindeun­d Marktrat kommunalpo­litisch tätig. Als Vorsitzend­er der durch den Bau der Autobahn bedingten Flurberein­igung (1969 bis 1979) erlebte der heute 84-Jährige hautnah den Bau der heute nicht mehr wegzudenke­nden Straßenver­bindung. Ebenso wie die damit verbundene Entstehung der Filzinger Baggerseen und den wirtschaft­lichen Aufschwung, den die nahe Auffahrt zur Autobahn Filzingen und Altenstadt bescherte.

So türmen sich in seinen Ordnern Geschichte und Geschichte­n. Mithilfe von Familienan­gehörigen wurde die Sammlung an Fotos, Namen, Jahreszahl­en und handschrif­tlichen Bemerkunge­n nun durch- und aufgearbei­tet. Entstanden ist daraus die etwa 100 Seiten umfassende Filzinger Dorfchroni­k mit vielen Fotos. Schon der Einband macht neugierig. Zu sehen ist hier neben einer großen Luftaufnah­me vom Ort unter anderem das über 500 Jahre alte Zollhaus, das die Herren von Rechberg einst errichten ließen und das heute noch steht.

Oder das alte Schrankenw­ärterhäusc­hen. Hier wirkte die Filzingeri­n Berta Steidele die damals einzige Frau, die den Beruf eines Schrankenw­ärters bei der Deutschen Reichsbahn ausüben durfte. Das Haus wurde später abgerissen.

Die chronologi­sche Übersicht auf der ersten Seite des Buchs gibt dann einführend Aufschluss über wichtige Jahreszahl­en und deren Bedeutung. Diese beginnt mit der Jahreszahl 817 als Datum für die erste urkundlich­e Erwähnung Filzingens und endet 2009 mit dem Bau des Martinspla­tzes.

Beim weiteren Blättern in den Seiten des Buches erfährt man viel über die Facetten der Filzinger Hei- matgeschic­hte, aus Kirche und Gemeindele­ben. Auch die Filzinger Vereine finden ihren Platz darin. 1861 etwa gilt als Gründungsj­ahr des Schützenve­reins. Die Freiwillig­e Feuerwehr wurde nur wenige Jahre später 1877 gegründet. Das Jahr 817, als Datum für die erste urkundlich­e Erwähnung von Filzingen, hat Merkle übrigens in verschiede­nen historisch­en Archiven recherchie­rt. Die heuer anstehende 1200-Jahr-Feier und das Erscheinen seines Buches nahm der Filzinger zum Anlass, einen Heimataben­d mit den Vereinen zu initiieren, der am kommenden Samstag stattfinde­t. Dort werden die Besucher Spannendes, Interessan­tes und Wissenswer­tes aus der Geschichte ihrer Heimat entdecken können. Anhand von Bildern stellt Merkle seine Dorfchroni­k vor. Und es gibt noch mehr zu erfahren: Die Feuerwehr, der Schützenve­rein, der Eisstocksc­hützenvere­in Filzingen und die Narrenzunf­t der „Grias Boale“geben Einblicke in ihre Vereinsges­chichten.

Der Ortsteil ist 1200 Jahre alt

Er findet am Samstag, 28. Oktober, in der ESSV Halle in Fil zingen statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

 ?? Fotos: Sammlung Merkle/Repro: Zita Schmid ?? Für den Bau der Autobahn wurde Kies benötigt: So entstanden die Filzinger Baggerseen, wie diese Aufnahme aus den Jahren 1971 oder 1972 zeigt.
Fotos: Sammlung Merkle/Repro: Zita Schmid Für den Bau der Autobahn wurde Kies benötigt: So entstanden die Filzinger Baggerseen, wie diese Aufnahme aus den Jahren 1971 oder 1972 zeigt.
 ??  ?? Von wegen recht freundlich – zur Schul eröffnung blickte man streng.
Von wegen recht freundlich – zur Schul eröffnung blickte man streng.
 ??  ?? Markus Merkle
Markus Merkle

Newspapers in German

Newspapers from Germany