Große Aufregung um ein Gerücht
In der Region hat sich rasant die Meldung über eine Frau verbreitet, die Schüler in ihrem Auto mitnehmen wolle. Die Polizei kann die Sache schließlich aufklären
Die Nachricht von der fremden Frau hatte sich in Windeseile herumgesprochen: Bereits zweimal soll in den vergangenen Tagen eine Unbekannte mit ausländischem Akzent in Bellenberg Kinder auf dem Schulweg angesprochen haben – um sie in ihrem Auto mitzunehmen. Mal soll das Fahrzeug weiß, mal silberfarben gewesen sein. Über soziale Netzwerke wurden die Gerüchte schnell geteilt und verbreiteten sich auch in den umliegenden Gemeinden. Viele Eltern sind seitdem alarmiert und haben Angst um ihre Kinder. Doch dafür gab es keinen Grund, wie sich am Freitagabend herausstellte: Die Polizei hat die Frau ermittelt – und nun stellte sich die Sache ganz anders dar. Es soll sich um eine 53 Jahre alte Bellenbergerin handeln. Sie habe aus ihrem Auto heraus tatsächlich Kinder angesprochen, doch nach Darstellung der Polizei hatte das einen Grund: Sie habe sich Sorgen gemacht, weil die Kinder im Straßenverkehr nicht richtig aufgepasst hätten. Doch das sei von Umstehenden falsch interpretiert worden, meldete am Freitagabend die Pressestelle der Polizeidirektion Kempten.
grundsätzlich nimmt die Polizei jeden Hinweis und jede Warnung ernst, wie Jürgen Salzmann, Sprecher der Illertisser Polizei, noch am Nachmittag auf Anfrage erklärte. Auch im Fall der Frau, die in Bellenberg vier Kinder angesprochen hatte, wurden Ermittlungen eingeleitet. Im Gegensatz zu den Meldungen, die über Messengerdienste oder Internet-Netzwerke unter den Eltern verbreitet wurden, ist der Polizei nur ein Fall bekannt. In den vergangenen Tagen hätten die Beamten nicht nur die Grundschule in Bellenberg, sondern auch Schulen der umliegenden Gemeinden verstärkt im Blick gehabt. „Etwas Verdächtiges aufgefallen, ist uns dabei aber nicht“, sagt Salzmann, der an die Eltern gleichzeitig appelliert, keine Vermutungen in Umlauf zu bringen.
Gerüchte über fremde Männer und Frauen, die Kinder ansprechen, gebe es in der Region immer wieder, sagt Salzmann. „In den allermeisten Fällen stellen sie sich aber glücklicherweise als harmlos heraus.“ Dann war der angeblich fremde Mann mit ausländischem Akzent nur ein Bauarbeiter. Oder die Frau, die mit dem Kind gesprochen hat, eine Verwandte. Doch auch wenn sich der Verdacht letztlich als falsch entpuppt: „Die Polizei geht jeder Meldung nach“, sagt Salzmann, der Eltern und Bürger ermutigt, Verdächtiges sofort zu melden.
Schwierig wird es für die Beamten allerdings dann, wenn sich Warnungen oder Meldungen über soziale Netzwerke schnell weiterverbreiDoch ten. Denn nach dem Prinzip „Flüsterpost“stehe am Ende der Kette häufig eine veränderte und aufgebauschte Nachricht. Die Polizei steht in solchen Fällen vor keiner leichten Aufgabe: Sie muss alle Meldungen ernst nehmen, will aber gleichzeitig keine Hysterie schüren. „Wir wägen deshalb immer ab, wann wir mit Informationen an die Öffentlichkeit gehen“, sagt Salzmann. Auch der Vorfall in Bellenberg wurde erst knapp eine Woche nachdem er der Polizei gemeldet wurde, öffentlich gemacht. In der Zwischenzeit hatten die Beamten nicht nur den Ortsbereich von Bellenberg stärker im Blick, auch die Leiter anderer Schulen in der Umgebung wurden informiert.
Die Leitung der Lindenschule in Bellenberg hatte die Eltern via Brief über die Ereignisse informiert. Man nehme die Vorfälle natürlich ernst und stehe in engem Kontakt mit der Polizei, heißt es darin. Dennoch werden die Eltern gebeten, sich an keinen Gerüchten zu beteiligen, die „leider nur zur Panikmache beitragen“. Mit aufgelistet sind außerdem einige Regeln, an die sich Kinder auf ihrem Schulweg halten sollten – etwa in Notfällen laut zu schreien oder schnell wegzulaufen.
Die Polizei geht jeder Meldung nach