Illertisser Zeitung

Große Aufregung um ein Gerücht

In der Region hat sich rasant die Meldung über eine Frau verbreitet, die Schüler in ihrem Auto mitnehmen wolle. Die Polizei kann die Sache schließlic­h aufklären

- VON MADELEINE SCHUSTER

Die Nachricht von der fremden Frau hatte sich in Windeseile herumgespr­ochen: Bereits zweimal soll in den vergangene­n Tagen eine Unbekannte mit ausländisc­hem Akzent in Bellenberg Kinder auf dem Schulweg angesproch­en haben – um sie in ihrem Auto mitzunehme­n. Mal soll das Fahrzeug weiß, mal silberfarb­en gewesen sein. Über soziale Netzwerke wurden die Gerüchte schnell geteilt und verbreitet­en sich auch in den umliegende­n Gemeinden. Viele Eltern sind seitdem alarmiert und haben Angst um ihre Kinder. Doch dafür gab es keinen Grund, wie sich am Freitagabe­nd herausstel­lte: Die Polizei hat die Frau ermittelt – und nun stellte sich die Sache ganz anders dar. Es soll sich um eine 53 Jahre alte Bellenberg­erin handeln. Sie habe aus ihrem Auto heraus tatsächlic­h Kinder angesproch­en, doch nach Darstellun­g der Polizei hatte das einen Grund: Sie habe sich Sorgen gemacht, weil die Kinder im Straßenver­kehr nicht richtig aufgepasst hätten. Doch das sei von Umstehende­n falsch interpreti­ert worden, meldete am Freitagabe­nd die Pressestel­le der Polizeidir­ektion Kempten.

grundsätzl­ich nimmt die Polizei jeden Hinweis und jede Warnung ernst, wie Jürgen Salzmann, Sprecher der Illertisse­r Polizei, noch am Nachmittag auf Anfrage erklärte. Auch im Fall der Frau, die in Bellenberg vier Kinder angesproch­en hatte, wurden Ermittlung­en eingeleite­t. Im Gegensatz zu den Meldungen, die über Messengerd­ienste oder Internet-Netzwerke unter den Eltern verbreitet wurden, ist der Polizei nur ein Fall bekannt. In den vergangene­n Tagen hätten die Beamten nicht nur die Grundschul­e in Bellenberg, sondern auch Schulen der umliegende­n Gemeinden verstärkt im Blick gehabt. „Etwas Verdächtig­es aufgefalle­n, ist uns dabei aber nicht“, sagt Salzmann, der an die Eltern gleichzeit­ig appelliert, keine Vermutunge­n in Umlauf zu bringen.

Gerüchte über fremde Männer und Frauen, die Kinder ansprechen, gebe es in der Region immer wieder, sagt Salzmann. „In den allermeist­en Fällen stellen sie sich aber glückliche­rweise als harmlos heraus.“ Dann war der angeblich fremde Mann mit ausländisc­hem Akzent nur ein Bauarbeite­r. Oder die Frau, die mit dem Kind gesprochen hat, eine Verwandte. Doch auch wenn sich der Verdacht letztlich als falsch entpuppt: „Die Polizei geht jeder Meldung nach“, sagt Salzmann, der Eltern und Bürger ermutigt, Verdächtig­es sofort zu melden.

Schwierig wird es für die Beamten allerdings dann, wenn sich Warnungen oder Meldungen über soziale Netzwerke schnell weiterverb­reiDoch ten. Denn nach dem Prinzip „Flüsterpos­t“stehe am Ende der Kette häufig eine veränderte und aufgebausc­hte Nachricht. Die Polizei steht in solchen Fällen vor keiner leichten Aufgabe: Sie muss alle Meldungen ernst nehmen, will aber gleichzeit­ig keine Hysterie schüren. „Wir wägen deshalb immer ab, wann wir mit Informatio­nen an die Öffentlich­keit gehen“, sagt Salzmann. Auch der Vorfall in Bellenberg wurde erst knapp eine Woche nachdem er der Polizei gemeldet wurde, öffentlich gemacht. In der Zwischenze­it hatten die Beamten nicht nur den Ortsbereic­h von Bellenberg stärker im Blick, auch die Leiter anderer Schulen in der Umgebung wurden informiert.

Die Leitung der Lindenschu­le in Bellenberg hatte die Eltern via Brief über die Ereignisse informiert. Man nehme die Vorfälle natürlich ernst und stehe in engem Kontakt mit der Polizei, heißt es darin. Dennoch werden die Eltern gebeten, sich an keinen Gerüchten zu beteiligen, die „leider nur zur Panikmache beitragen“. Mit aufgeliste­t sind außerdem einige Regeln, an die sich Kinder auf ihrem Schulweg halten sollten – etwa in Notfällen laut zu schreien oder schnell wegzulaufe­n.

Die Polizei geht jeder Meldung nach

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