Gestern ging das Licht noch, ehrlich!
In Illertissen und Illerberg hat die Polizei junge Fahrradfahrer kontrolliert – von Ausreden und Einsichten
Wenn die Tage kürzer werden, findet der Weg in die Schule oder zur Arbeit bei Dunkelheit statt. Da ist die Beleuchtung am Fahrzeug wichtig, um im Straßenverkehr rechtzeitig gesehen zu werden – gerade am Fahrrad. „Im Sommer mag das für Radler kein Thema sein“, sagt Roland Marz, Verkehrsexperte der Polizeiinspektion Illertissen, „doch wer jetzt in der Dämmerung losfährt, sollte zuvor sein Licht gecheckt haben“.
Um die Schüler und deren Eltern dafür zu sensibilisieren, haben Polizisten am Freitagmorgen vor den Gymnasien in Illertissen und Illerzell Stellung bezogen und Radler und deren Fahrzeuge unter die Lupe genommen. „Wir waren erfolgreich“, sagt Jürgen Salzmann, der Pressesprecher der Inspektion Illertissen. Denn es gab weniger zu beanstanden als im Vorjahr.
In Illertissen hatten Polizisten für ihre Kontrollen das Auto abseits hinter Büschen abgestellt und sich an der Mühlbachbrücke postiert. So hatten die Heranfahrenden wenig Möglichkeit zum Ausweichen. Verdutzt blieben sie vor den fünf Beamten, unterstützt von zwei Polizeianwärtern, stehen: Bei funktionierender Beleuchtung wurden die Fahrer durchgewunken, anderenfalls wurde ihr Rad kontrolliert.
Einmal erwischt, ließen die Schüler mehr oder weniger schuldbewusst die Belehrungen über sich ergehen. Häufig bekam Polizist Marz zu hören, dass das Licht am Vortag noch funktioniert habe. „Einer war so dreist und hat dies behauptet, obwohl die Lampe kaputt war und es keinen Dynamo gab.“Von über 100 Radlern hat die Polizei 46 herausgeogen, weil es Beanstandungen gab. Nur sechs trugen Helme, obwohl das empfohlen wird.
Die Mängelbilanz lautete: 29 Fahrräder ohne Licht, 22 mit Schäden bei den Reflektoren, sieben ohne Klingel, zwei mit defekten Bremsen. Zwei Kinder waren auf einem sogenannten BMX-Rad ohne Licht, Reflektoren und Klingel unterwegs – ein im Straßenverkehr „verbotenes Spielgerät“, wie Marz sagt. Alle Adressen wurden notiert, damit die Eltern von der Polizei schriftlich über die Mängel informiert werden. Drei 17-Jährige erhielten eine Verwarnung in Höhe von 20 Euro. „Sollten sie demnächst wieder ohne Licht erwischt werden, ist die doppelte Summe fällig“, sagt Verkehrsexperte Marz. Eine junge Frau büxte bei der Kontrolle in einem unbeobachteten Moment aus. Hätte sie die Polizei dabei erwischt, wäre es für die Radlerin wohl unangenehm geworden. Nicht nur wegen der Mängel am Rad.
Allerdings erlebte Marz auch viel freundliche Begegnungen: Vielen Jugendlichen ist er von der für alle jungen Radler verpflichtenden Verkehrserziehung noch gut in Erinnerung. Klimaschutzmanager Simon Ziegler war übrigens der einzige Erwachsene ohne Licht – zunächst. Denn der bei Berufsfahrten immer mit E-Bike anzutreffende Energiebeauftragte der Stadt hatte schlicht vergessen, vom Taglicht auf die Nachtbeleuchtung umzuschalten.
Beim Gymnasium in Illerzell zählten vier Beamten und vier Polizeianwärter insgesamt 46 Radler, die alle kontrolliert wurden. 20 von ihnen trugen einen Helm. Bemängelt wurden 13-mal die Beleuchtung, achtmal die Reflektoren und neun Velos fehlte die Klingel.