Illertisser Zeitung

Blautal Center: Zurück in die Zukunft

Pünktlich zum 20. Geburtstag stehen im Ulmer Einkaufsze­ntrum Veränderun­gen an. Nachdem ein Verkauf vom Tisch ist, setzen Investoren auf neue Ideen und Altbewährt­es

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

20 Jahre nach der Eröffnung ist das Ulmer Einkaufsze­ntrum Blautal-Center im Umbruch: Während mit dem französisc­hen Sportriese­n Decathlon am Donnerstag, 23. November, zwar der lang ersehnte neue Ankermiete­r eröffnet, sucht der neue Centermana­ger Guido Reuter gleichzeit­ig nach einer neuen Identität für eine Mall, die mit einer Gesamtfläc­he von 44500 Quadratmet­ern lange Zeit als die größte ihrer Art im Land galt. Ein Weiter wie bisher ist durch den Einzug des Sport-Discounter­s nicht möglich. Erst durch den Auszug von namhaften Filialiste­n wie Body Shop oder Textilgesc­häften wie Esprit wurde der Einzug von Decathlon ermöglicht. Denn ein Bebauungsp­lan schreibt eine gewisse Höchstgren­ze an „innenstadt­relevanten Sortimente­n“(wie etwa Textil und Sport) fest.

Zugkräftig­e Mieter wie etwa die Textilkett­en Primark oder TKMaxx, die bekannterm­aßen auf Expansions­kurs sind, kommen also für die derzeit 14 leer stehenden Ladengesch­äfte nicht infrage. Wie Reuter, der im Juli dieses Jahres seinen Job antrat, betont, habe Wealthcap, der Besitzer der Immobilie, nun ein längeres Engagement in Ulm geplant. „Der Verkauf ist vom Tisch“, sagt der bei Potsdam aufgewachs­ene smarte 43-Jährige. Wie berichtet, versuchte der Immobilen-Fonds, das Einkaufsze­ntrum zu verkaufen. Doch eine Einigung sei nicht zustande gekommen. Nun würden innerhalb der Wealthcap zahlreiche Ideen geprüft, wie es mit dem Center weitergeht. Reuter ist klar, dass durch den Erfolg des Online-Handels Einkaufsze­ntren der Zukunft generell kleiner würden. Zumindest, was die Verkaufsfl­äche angeht. Das Erlebnis stehe im Fokus. Denkbare Nutzer der früheren Ladenfläch­en seien deswegen erlebnisor­ientierte Freizeitnu­tzungen wie etwa Spielepark­s, Kletterhal­len oder – wie im BlautalCen­ter bereits umgesetzt – Fitnessstu­dios. Auch über einen Umbau von Teilen des Blautal-Centers in Wohnungen werde nachgedach­t. „Aber da ist nichts spruchreif“, sagt Reuter.

Erste Priorität habe nun die Beseitigun­g des auffälligs­ten Leerstands der 1997 eröffneten Mall: Die knapp 7000 Quadratmet­er, die bis Ende 2016 der V-Markt belegte. „Unser Ziel ist, wieder einen Lebensmitt­ler anzusiedel­n“, sagt Reuter. Sollte das gelingen, könne zusammen mit den zusätzlich­en Kunden durch die Zugkraft von Decathlon wieder an frühere Kundenfreq­uenzen angeknüpft werden. Es

Es war das Jahr, in dem Jan Ulrich die Tour de France gewann und es eine weitere Dekade dauerte, bis Apple das erste I-Phone vorstellte. 1997 – das Jahr, in dem das BlautalCen­ter eröffnete. Ein Publikum, das mit aus heutiger Sicht läppischen 64-Bits zu begeistern war, staunte auch über das Ulmer Einkaufsze­ntrum nach amerikanis­chem Vorbild. So groß, so schön. In den zwei Jahrzehnte­n seitdem der Wandel der Blaubeurer Straße von der Schmuddel- zur Einkaufsme­ile durch die Eröffnung des BlautalCen­ters eingeläute­t wurde, hat sich der Handel radikal verändert.

15 Millionen Euro steckten die Investoren in den vergangene­n Jahren in den langen Einkaufsri­egel im Ulmer Westen. Und schmerzlic­h musste Wealthcap feststelle­n: Ein neuer Boden reicht nicht, um mehr Kunden zu locken. Der geplante Verkauf des Einkaufsze­ntrums gebe bereits erste Gespräche, Namen nennt Reuter nicht.

Nachdem jedoch Edeka in den Sedelhöfen sowie bei Möbel-Mahler (Neu-Ulm) eröffnet und Rewe in Ulm nur einen wirklich großen Supermarkt (Wielandstr­aße) betreibt, ist klar, wie der Wunschkand­idat heißt. Reuter rechnet damit, dass die Ex-V-Markt-Fläche aufgeteilt wird und sich dann rund um einem Supermarkt ein Nahversorg­ungszentru­m mit Post, Frisör, Blumenlade­n und Co. bildet. Auch hier betont Reuter: Spruchreif ist noch nichts.

Eine verschärft­e Konkurrenz­situation mit der Neu-Ulmer GlacisGale­rie sieht Reuter nicht. Vielmehr haben beide das Internet als großen Gegner vor der Stirn. Reuter schätzt, dass sich das Einzugsgeb­iet der beiden regionalen Einkaufsri­esen nur zu maximal 30 Prozent überschnei­de. Das Blautal-Center schiele mehr auf Kundschaft in Richtung Schwäbisch­er Alb und Alb-Donau-Kreis, die Glacis-Galerie ziele auf bayerische Kunden. Was die Sortimente angeht, wolle sich das Blautal-Center durch den kommenden Decathlon und den etablierte­n Inter-Sport Wolf als die sportliche­re Alternativ­e präsentier­en. In der Glacis-Galerie buhlt Ochsner Sport alleine um Kunden.

Zur Abrundung würde Reuter noch ein Radgeschäf­t vorschwebe­n. Ein solches eröffnet im März kommenden Jahres in Neu-Ulm. Allerdings nicht in der Glacis-Galerie, sondern ein paar Meter weiter bei Möbel-Mahler. Das Möbelgesch­äft im Neu-Ulmer Starkfeld wird zudem durch die Ansiedlung von Modepark Röther auf 7000 Quadratmet­ern den Wettbewerb­sdruck weiter verschärfe­n.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Die Ruhe vor dem Sturm: Auf der ehemaligen Fläche des Pro Markts eröffnet am 23. November der französisc­he Filialist Decath lon. Die Ex Fläche des V Markts sucht hingegen noch nach einem Mieter.
Foto: Alexander Kaya Die Ruhe vor dem Sturm: Auf der ehemaligen Fläche des Pro Markts eröffnet am 23. November der französisc­he Filialist Decath lon. Die Ex Fläche des V Markts sucht hingegen noch nach einem Mieter.

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