Die Kegelbahn ist seine zweite Heimat
Ronald Endraß ist seit Kurzem Europameister. Im Interview erzählt der Babenhauser Lehrer, wie er das Finale erlebte – und warum er seinen Sieg nicht feierte
Herr Endraß, vor Kurzem holten Sie in der Finalrunde in München ihren ersten internationalen Titel, nämlich den „Ninepin Bowling Classic“(NBC).
Richtig. Dabei handelt es sich um den Europapokal im Kegeln, wofür sich die jeweiligen Pokalsieger beziehungsweise Drittplatzierten der höchsten nationalen Ligen qualifizieren. Insgesamt traten 27 Klubs aus 15 verschiedenen Ländern an.
Nachdem Sie mit Ihrer Mannschaft, dem KC Schwabsberg, im Vorjahr mit der Bronzemedaille für Furore sorgten, gehörten Sie heuer zu den Favoriten.
Sagen wir besser: zum erweiterten Favoritenkreis. Unsere Chancen wuchsen bereits in der Vorrunde, als der Titelverteidiger sang- und klanglos ausschied. Für uns lief es dagegen fast mustergültig.
Kegeln ist ja nicht gerade eine Trendsportart. Wie kamen Sie eigentlich dazu? Angeblich wurde ihnen dieses Talent in die Wiege gelegt?
Schon im Kleinkindalter war die Kegelbahn meine zweite Heimat, betrieben doch meine Eltern aktiv den Kegelsport. Mein Vater war Jugendtrainer beim DJK Augsburg/West war. Da es damals noch keine Schülerteams gab, spielte ich bereits mit zehn Jahren in der gemischten Mannschaft. Und dem DJK Augsburg/West blieb ich treu.
Im Halbfinale wurde es dann aber gegen den KSV Wien sehr eng.
Aufgrund der Vorrundenergebnisse hatten wir den Gegner etwas auf die leichte Schulter genommen. Zudem ging es jetzt im Kampf Mann gegen Mann vor allem um die jeweiligen Mannschaftspunkte. Letztendlich siegten wir in dieser Nervenschlacht mit 5:3 Punkten.
Gegen meinen Wiener Kegelkollegen kam es auf die letzten beiden Schübe an. Ich brauchte im vorletzten Schub des Abräumens alle Neune um anschließend noch einmal ins Volle zu kommen. Und das gelang mir. Da ich dann im letzten Schub noch eine Sieben nachlegte, ging der Mannschaftspunkt mit zwei Kegeln Vorsprung an uns.
Das Finale war dann eine klare Sache.
Das Ergebnis von 7:1 für uns lässt dies vermuten. Allerdings stand so manches Duell auf Messers Schneide.
Wie waren Sie mit ihren persönlichen Leistungen zufrieden?
In allen drei Runden schob ich deutlich über 600 Holz, im Finale sogar das überragende Ergebnis von 643 Holz. Das war auch not- Mein Gegner saß mir bis zum Schluss im Nacken.
Wie geht die Kegelsaison nun weiter?
Zusammen mit meinen Kegelfreunden vom KC Schwabsberg kämpfen ich gerade in der Bundesliga um Punkte. Durch unseren NBC-Erfolg sind wir zudem für die Champions League qualifiziert.
Wie haben Sie eigentlich den Sprung in die Bundesliga geschafft?
Nachdem ich rund zehn Jahre dem Bayernkader angehörte, wechselte ich mit 28 Jahren zum damaligen Zweitbundesligisten BlauWeiß Peiting, mit dem ich auch gleich in die 1. Bundesliga aufstieg.
Vor rund fünf Jahren wechselten Sie aber zum KC Schwabsberg. Was waren die Gründe dafür?
Ich suchte eine neue Herausforderung und wechselte deshalb zum Liga-Konkurrenten KC Schwabsberg bei Aalen. Einige der neuen Mannschaftskollegen kannte ich bereits aus den Bayernkaderzeiten.
Und dies ist Ihnen ja wirklich gut gelungen.
Mit dem KC Schwabsberg spielen wir im Spitzenfeld der Bundesliga, wurden deutscher Vizemeister und im vergangenen Jahr sogar deutscher Pokalsieger. Dem folgte dann im vergangenen Jahr die Bronzemedaille im NBC-Pokal und heuer dann die Goldmedaille.
Wie geht das, dass ein gebürtiger Augsburger, der seit acht Jahren an der Mittelschule Babenhausen unterrichtet, württembergischer Einzelmeister wird, um noch einen Ihrer vielen Titel aufzuzählen?
Da ich für den württembergischen Verein KC Schwabsberg kegle, bin ich auch für die württembergische Meisterschaft startberechtigt. Allerdings musste ich mich über die Kreis- und Regionalentwendig. scheide in die Finalrunde vorkämpfen, die ich dann für mich entschied. Beim zweiten Mal war es etwas einfacher, da ich als Titelverteidiger qualifiziert war.
Welche sportlichen Ziele haben Sie jetzt noch?
In der Bundesliga weiter vorne mitzuspielen beziehungsweise in Pokalwettbewerben möglichst weit zu kommen. Und das nächste Ziel ist, die erste Runde in der Champions League zu überstehen.
Der internationale Erfolg wurde sicherlich große gefeiert?
Bei meinen Kegelfreunden schon. Für mich aber hieß es, nach der Siegerehrung schnell duschen und umziehen. Denn am gleichen Abend ging es mit meiner Klasse der Mittelschule Babenhausen auf Abschlussfahrt nach Berlin.