Wie reagieren auf sexuelle Belästigung im Job?
In den sozialen Medien berichten gerade tausende Frauen von ihren Erlebnissen. Was Betroffene wissen müssen und wo sie Hilfe herbekommen
Wo fängt sexuelle Belästigung an?
Es gibt klare Fälle: unerwünschte Berührungen etwa, aufgedrängte Küsse, Exhibitionismus bis hin zur Nötigung. Sexuelle oder sexualisierte Belästigung beginnt aber schon früher, heißt es in einer Broschüre des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) – bei Blicken, Gesten und Worten. Dazu zählen Starren in den Ausschnitt oder das Hinterherpfeifen genauso wie sexistische Witze, Kosenamen im Stil von „Süße“oder zweideutige E-Mails.
Können das nicht einfach dumme Witze oder Flirtversuche sein?
Meistens nicht. „War doch nicht so gemeint“und „Darf man keine Komplimente mehr machen?“sind zwar beliebte Verteidigungen. Sie sind aber selten wahr: In der Regel wissen Täter, wann sie Grenzen überschreiten. Darauf weist die Antidiskriminierungsstelle hin. Betroffene sollten sich nicht verunsichern lassen, sondern sich wehren.
Was können Betroffene tun?
Ein klares „Nein!“ist in der Regel effektiver als das Ignorieren, erklärt der DGB. Dabei lohnt es sich, die Vorfälle genau zu dokumentieren und dann deutlich zu benennen, eventuell mithilfe von Kollegen als Zeugen. Wer sich das nicht zutraut oder damit keinen Erfolg hat, sollte sich an den Arbeitgeber wenden. Der muss solche Beschwerden ernst nehmen und Mitarbeiter vor Belästigung schützen – ansonsten verletzt er seine Dienstpflicht. Er kann die Täter zum Beispiel abmahnen oder ihnen sogar kündigen. Und: Wer sich beschwert, darf deshalb im Job nicht benachteiligt werden.
Was, wenn der Chef nicht hilft – oder selbst Täter ist?
Dann gibt es je nach Betrieb verschiedene Anlaufstellen, von der AGG-Beschwerdestelle über den Betriebsrat bis zum Gleichstellungsbeauftragten. Gibt es das alles nicht, können sich Betroffene laut DGB an Berufsgenossenschaften oder Kammern wenden oder sich einen Anwalt nehmen. Telefonische Beratung gibt es bei der Antidiskriminierungsstelle oder beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen.