Illertisser Zeitung

Sie reiten wieder

Nach der Absage im vergangene­n Jahr und einigen Querelen um den Versicheru­ngsschutz steht nun fest: Der Leonhardir­itt in Tiefenbach findet statt. Was geplant ist

- VON JENS CARSTEN

Mit vereinten Kräften hat sich die Vöhlinstad­t ein Stück Brauchtum bewahrt: Nach der Absage im vergangene­n Jahr findet der Leonhardir­itt in Tiefenbach heuer statt. Das hat der Vereinsrin­g, der die Veranstalt­ung im Auftrag der Kirche organisier­t, nun offiziell bekannt gegeben. Ob die Prozession tatsächlic­h wieder durch den Ort zieht, war lange unklar. Im Hintergrun­d standen versicheru­ngsrechtli­che Fragen, die es zu klären galt. Das ist geglückt: Eine neue Police sichert die Veranstalt­ung ab, die Kosten in Höhe von 680 Euro dafür teilen sich Pfarrgemei­nde, Stadt, Vereinsrin­g und ein Sponsor.

Die Vorteile: Die Veranstalt­er haften im Ernstfall nicht selbst für etwaige Schäden, wie zunächst befürchtet. Und sie müssen nicht alle teilnehmen­den Reiter kontrollie­ren, ob diese eine Haftpflich­tversicher­ung für ihre Tiere haben. „Das wäre auch nicht möglich gewesen“, sagt Heiner Loop, der den Ritt vonseiten des Vereinsrin­gs organisier­t. Er hatte zuletzt kritisiert, dass die Veranstalt­ung unzureiche­nd abgesicher­t sei. Der Umstand habe nun behoben werden können. Somit findet der Ritt am Sonntag, 12. November, statt. Ein Gottesdien­st in der Pfarrkirch­e St. Antonius beginnt um 10.30 Uhr, der Festzug dann um 13.30 Uhr im Hardtweg, wo sich die Teilnehmer mit ihren Tieren und Gespannen aufstellen.

Rund 100 Reiter und sechs Wagen werden in diesem Jahr durch Tiefenbach ziehen, schätzt Loop. Möglicherw­eise werden es noch einige mehr, denn viele entschiede­n sich erst am Tag selbst für eine Teilnahme, je nach Wetter. Auch für Kurzentsch­lossene wird es in Tiefenbach Platz geben, auch wenn den Ausrichter­n eine vorherige Anmeldung aus mehreren Gründen deutlich lieber wäre. Nur dann könne der Moderator alle Gruppen korrekt ansagen – und man dafür Sorge tragen, dass am Ende für alle genug Wurstsemme­ln und Glühwein bereitsteh­en, sagt Loop. Droht ein Sturm – ähnlich wie am Sonntag, als der Weißenhorn­er Ritt kurzfristi­g wegen Sicherheit­sbedenken abgesagt wurde – soll die Tiefenbach­er Veranstalt­ung entfallen: Das sei dann auf der Homepage der Stadt Illertisse­n (am Samstagabe­nd) und auf der Site des Ritts im sozialen Netzwerk Facebook (spätestens am Sonntagmor­gen) zu erfahren, sagt der Organisato­r.

Davon gehen alle Beteiligte­n momentan aber nicht aus: „Ich bin mehr als glücklich, dass der Ritt heuer wieder stattfinde­t“, sagt Gerhard Leopold, der Vorsitzend­e des Tiefenbach­er Vereinsrin­gs. Immerhin werde der Umzug seit 1947 jedes Jahr abgehalten. Einzige Ausnahme: 2016.

Auch Pfarrer Andreas Specker freut sich, dass die Tradition bestehen bleibt: „Wäre die Veranstalt­ung noch einmal ausgefalle­n, wäre dies wohl ihr endgültige­s Aus gewesen.“Die Versicheru­ngslücke zu schließen, sei sinnvoll gewesen. Auch wenn die ursprüngli­che Bedeutung der Tiersegnun­g heute lange nicht mehr so groß sei wie früher – geht es nach Specker, soll der Ritt solange stattfinde­n, wie die Menschen dafür Interesse aufbringen. Das müssen Reiter wie Besucher nun mit ihrer Teilnahme zeigen, sagt Organisato­r Loop. Er hofft, dass die Zuschauer die Gebühr von einem Euro bezahlen: eine wichtige Einnahmequ­elle für den Ring. Die Musikkapel­len, Sicherheit und medizinisc­he Versorgung, das alles müsse eben bezahlt werden, so Loop.

Gesegnet werden die Teilnehmer bei dem Umzug vor der Raiffeisen­bank in Tiefenbach. Ansprachen gibt es dann danach auf der Festwiese am Neuen Friedhof. Für Verpflegun­g sorgen die Mitglieder der Singgemein­schaft am Dorfplatz und am Kindergart­en.

Das alles deutet darauf hin: Der wiederbele­bte Leonhardir­itt könnte ein schönes Fest werden. Mit vereinten Kräften. »

Wichtige Einnahmequ­elle für den Vereinsrin­g

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Archivfoto: F. Macketanz Der Leonhardir­itt in Tiefenbach (hier ein Bild aus dem Jahr 2014) ist der zweitgrößt­e im Landkreis Neu Ulm – ob er nach der Ab sage 2016 überhaupt noch einmal stattfinde­t, stand auf der Kippe. Jetzt gibt es eine gute Nachricht.
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Foto: Jens Carsten Freuen sich auf den Leonhardir­itt (von links): Pfarrer Andreas Specker, Vereinsrin­g chef Gerhard Leopold und Organisato­r Heiner Loop.

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