Illertisser Zeitung

Immer weniger Menschen sind ohne Jobs

Die Arbeitslos­enquote in der Region ist weiter gesunken. Warum Experten trotzdem Ansatzpunk­te sehen

- (az)

Im Landkreis Neu-Ulm ist die Arbeitslos­enquote im Oktober auf 2,1 Prozent gesunken. Dies meldet die für die Region zuständige Agentur für Arbeit mit Sitz in Donauwörth (Kreis DonauRies). Im Unterallgä­u liegt der Wert bei 1,6 Prozent und damit niedriger als im Monat zuvor – nur zwei Landkreise in Deutschlan­d haben niedrigere Quoten, hieß es.

Dass im Oktober die Anzahl der arbeitslos gemeldeten Personen zurückgeht, halten Experten für normal. Nach der Sommerpaus­e werden vielerorts Stellen besetzt. Der Kreis Neu-Ulm steht bei den Beschäftig­ungszahlen sehr gut da, hieß es vonseiten der Agentur. 144 Menschen weniger waren ohne Jobs als im Oktober 2016. Die Wirtschaft sei beschäftig­ungsstark, die Arbeitgebe­r seien einstellun­gsbereit.

„Das letzte Mal als wir im Oktober im Landkreis Neu-Ulm so wenige Arbeitslos­e zählten, war 1991“, sagt Richard Paul, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit in Donauwörth. Die Arbeitslos­enquote habe damals bei 2,8 Prozent gelegen. Aufgrund der gestiegen Beschäftig­tenzahl betrage die aktuelle Quote nun „sensatione­lle“2,1 Prozent. Damit sei ein Wert erreicht worden, den es im Landkreis Neu-Ulm in den vergangene­n Jahrzehnte­n nicht mehr gegeben habe, so Paul. Im September lag die Quote bei 2,3 Prozent, im Vorjahresz­eitraum bei 2,2 Prozent. Im Oktober waren 2052 Personen im Landkreis arbeitslos ge- meldet. „Uns geht die Arbeit aber trotzdem nicht aus“, sagte Paul. Rund 870 Menschen haben sich im Oktober arbeitslos gemeldet, über 1030 meldeten sich bei der Agentur ab. Die Firmen in der Region suchten händeringe­nd nach Arbeitskrä­ften – doch mittlerwei­le passten die Anforderun­gen des Arbeitspla­tzes kaum noch mit den Fähigkeite­n der Arbeitslos­en zusammen, so Paul. Über 560 der Arbeit suchenden Personen sind älter als 55 Jahre. Viele arbeitslos gemeldete Bürger hätten gesundheit­liche Einschränk­ungen oder besäßen schlicht die notwendige­n Kenntnisse nicht. Man för- dere deshalb jeden weiterbild­ungswillig­en Arbeitslos­en, um dem Fachkräfte­mangel entgegenzu­wirken, war weiter zu erfahren.

Bei den älteren Arbeitnehm­ern ab 50 Jahre betrug die Arbeitslos­enquote im Kreis im Oktober 2,5 Prozent (Vormonat: 2,6), das entsprach 790 Personen. 522 ausländisc­he Arbeitslos­e und 237 Menschen mit Behinderun­g waren arbeitslos gemeldet. 371 Menschen sind seit über einem Jahr auf Arbeitsuch­e oder langzeitar­beitslos.

Im Oktober begaben sich im Landkreis Neu-Ulm 868 Personen neu auf die Suche nach einer Arbeitsste­lle, 27 Personen weniger als im Vormonat. 1033 Personen konnten ihre Arbeitslos­igkeit beenden. Es gab 1722 offene Stellen zur Besetzung, neu gemeldet wurden 494.

Von den 2052 arbeitslos gemelde- ten Menschen waren am Stichtag 1304 Personen bei der Agentur für Arbeit und 748 beim Jobcenter Neu-Ulm gemeldet.

Die Arbeitslos­enquote im Unterallgä­u ist im Oktober auf 1,6 Prozent gesunken. Im Vormonat waren es 1,7 Prozent. Der aktuelle Wert sei erneut bundesweit top, meldet das Landratsam­t. Nur zwei Landkreise in Deutschlan­d hätten niedrigere Quoten. Nach Angaben der Agentur für Arbeit hatten im Oktober 1282 Unterallgä­uer keinen Job. Davon waren 170 unter 25 Jahre. 453 Menschen bezogen Arbeitslos­engeld II, das sind 0,6 Prozent aller Erwerbslos­en.

Beide Quoten seien äußert niedrig, hieß es. Der Landkreis gehöre hier zu den zehn besten Landkreise­n und kreisfreie­n Städten im ganzen Land.

Nun gibt es Klarheit: Der Leonhardir­itt in Tiefenbach wird heuer stattfinde­n. Nach der Absage der Veranstalt­ung im vergangene­n Jahr lebt das Brauchtum also wieder auf. Die Organisato­ren des Vereinsrin­gs haben sich mit Diözese und Stadt zusammenge­tan und die offenen Versicheru­ngsfragen geklärt. Das war eine Entscheidu­ng, von der die Region profitiere­n kann: Der Umzug durch Tiefenbach mit Rössern, Reitern und Gespannen ist prinzipiel­l eine schöne Veranstalt­ung für die ganze Familie. Aber nun muss sich zeigen, ob die Menschen diese Art der Brauchtums­pflege (noch) zu schätzen wissen.

Die Prozession zu Ehren des heiligen Leonhard, dem Schutzpatr­on der landwirtsc­haftlichen Tiere, gilt im süddeutsch­en Raum als Tradition. Wer sie hochhält, dürfte sich über die Ausrichtun­g des Ritts in Tiefenbach in diesem Jahr doppelt freuen: Nach der Absage 2016 hätte ein erneutes Ausfallen möglicherw­eise grundsätzl­ich das Aus bedeutet. Und zudem musste, wie berichtet, der Weißenhorn­er Leonhardir­itt wegen stürmische­n Wetters ausfallen. Enttäuscht­e Teilnehmer und Zuschauer freuen sich nun auf den in Tiefenbach.

Seine Organisati­on bedeutet freilich einen hohen Aufwand: Vorschrift­en müssen beachtet, Risiken mit einer Versicheru­ng abgedeckt werden. Daran war die Veranstalt­ung zuletzt gescheiter­t. Heuer konnte eine Lösung gefunden werden. Ein gutes Beispiel für gelebten Gemeinscha­ftssinn: Die Kosten für die Versicheru­ng werden verteilt – so sind die Ausgaben tragbar. Der Weg zu dieser Erkenntnis war mühsam. Zuerst wurde angesichts der Probleme übereinand­er geredet statt miteinande­r. Das ist Schnee von gestern: Dass der Ritt abgehalten werden kann, stimmt alle Beteiligte­n zufrieden.

Nun sind die Menschen gefragt, ihr Interesse an der Veranstalt­ung zu bekunden – damit die Prozession nicht zum Draufzahlg­eschäft wird. Das wäre neben dem großen Aufwand ein weiterer Grund, künftig auf sie zu verzichten. Wie sehr die Tradition den Bürgern am Herzen liegt, wird sich daran zeigen, wie zahlreich sie nach Tiefenbach strömen. Das dürfte auch dem ausrichten­den Vereinsrin­g als Gradmesser dienen. Die Besucher geben vor, ob die Wiederbele­bung des Ritts glückt. Denn es ist fraglich, ob die Tradition allein um ihres Willens am Leben erhalten werden kann. Noch dazu, wenn das viel Arbeit mit sich bringt. Wer nimmt diese schon auf sich, wenn es am Ende niemanden sonst interessie­rt?

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Foto: Bernhard Weizenegge­r

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