Wirbel um Kettenbrief aus Egg an der Günz
Wieso ein Unterallgäuer Fußballspieler plötzlich in der ganzen Republik bekannt ist
Damit haben die Fußballer des SV Egg an der Günz nicht gerechnet, als sie auf das „Senden“-Symbol drückten: Der Name ihres Teamkollegen Hannes Bochtler ist wenige Zeit später bekannt von Hamburg bis Wien. Am Mittwoch erwähnten gar die Moderatoren des Radiosenders
den Abwehrspieler aus dem Unterallgäu. Vom „armen Hannes“ist dabei die Rede. Ihm selbst ist das alles gar nicht recht.
Doch zuerst, wie es zu dem Rummel gekommen ist: Die Vereinskollegen haben sich einen Scherz erlaubt und einen Kettenbrief versandt, in dem vor einem gewissen „Hannes Bochtler“gewarnt wird, samt dazugehöriger Handynummer. Wer dessen Kontakt bei dem Whatsapp-Messenger annimmt, lade sich einen Virus aufs Handy, der sich durch Kontaktlisten „frisst“und Festplatten zerstört, ist darin zu lesen. Zum Schluss die Aufforderung: „Weiterleiten!“Diese Nachricht schickten die Fußballer zum Spaß an Freunde, welche den Text wiederum an Freunde weiterleiteten und diese wiederum ...– das Spiel ist bekannt.
So hatten plötzlich Menschen eine Warnung vor Hannes Bochtler auf dem Smartphone, die fernab des Unterallgäus, am anderen Ende der Bundesrepublik, wohnen. OnlinePlattformen wie widmeten dem Kettenbrief und angeblichem Virus eigene Beiträge.
Die Egger bekamen erst einmal wenig davon mit, welchen Wirbel ihr Streich ausgelöst hat. Am Mittwoch aber versuchte der besagte bayerische Radiosender den 26-Jährigen zu erreichen – sogar seine Mutter bekam einen Anruf, wie der Moderator den Hörern später erzählte. Letztlich machte der Sender die Geschichte publik, ohne mit Bochtler gesprochen zu haben.
Auf Anfrage unserer Zeitung sagte dieser, dass er nichts zu dem Thema sagen wolle. Nur so viel: Es sei ihm unrecht, welche Wellen die Aktion geschlagen habe.
Der Text des Kettenbriefs ist übrigens nicht neu. Er verbreitet sich seit Jahren mit ähnlichem Wortlaut. Nur die Namen, die darin auftauchen, unterscheiden sich: So wurde eine Zeit lang vor Kontaktanfragen einer „Ute Christoff“und einem „Tobias Mathis“gewarnt. Alles Fake, urteilen Online-Experten. Die angekündigten Schäden seien nicht realistisch, selbst wenn es sich tatsächlich um einen Virus handele.
Die Kettenbrief-Namen werden bald vergessen sein. Ein Fehler war es aber, die Handynummer zu nennen – denn nun muss sich der echte Hannes Bochtler wohl eine neue Nummer zulegen. Eine kuriose Anekdote hat er dafür allemal zu erzählen.