Illertisser Zeitung

So lernt es sich leichter

Keine Lust auf Büffeln? Mit den richtigen Strategien bleibt der Stoff besser im Kopf. Wie das funktionie­rt, erklären die Lerntherap­euten Angela und Jochen Trompler

- VON DORINA PASCHER

Viele Schüler kennen es: Sie lernen Vokabeln, doch am nächsten Tag wissen sie nur noch einen Bruchteil davon. Oder die Jugendlich­en lesen einen Text viermal durch und haben das Gefühl: Jetzt weiß ich, was da drin steht! Doch in eignen Worten das Gelernte zu formuliere­n, das fällt ihnen schwer. Beim Lernen können Schüler wie Studenten viel falsch machen. Doch es gibt einfache Strategien, wie sich Dinge besser und nachhaltig­er merken lassen. Die beiden Ulmer Lerntherap­euten Angela und Jochen Trompler geben Tipps, wie das Pauken leichter geht: ● Sollten sich Schüler nur im wörtlichen Sinne. In der Lerntherap­ie werden oft sogenannte Memorisier­ungstechni­ken angewendet. Das bedeutet, die Schüler rufen sich den Stoff mit Stützen in Erinnerung. Ein Weg ist, sich die Anfangsbuc­hstaben von Wörtern zu merken. Einfaches Beispiel: Die vier Jahreszeit­en wären dann in Kürze WiSo FrüHer. Auf diese Weise kann man sich in kurzen Sätzen größere Zusammenhä­nge merken. ● Gerade für Lernfächer wie Biologie oder Erdkunde ist diese Lernstrate­gie nützlich, sagt Angela Trompler. Dabei werden bestimmte Dinge, die Schüler lernen müssen, gedanklich an einem bestimmten Ort abgelegt. Der Raum sollte einem sehr bekannt sein, wie das eigene Zimmer. Die Methode können Schüler gut im Alltag anwenden, auch um ihr Gedächtnis zu trainieren. Statt Einkaufsli­ste stellen sie sich die Waren im eigenen Zimmer vor: Bananen liegen auf dem Bett, die Milch steht neben dem Computer und die Tafel Schokolade hängt an der Deckenlamp­e. Schon allein durch die Vorstellun­g bleiben die Wörter im Kopf hängen. ● Klein anfangen, groß rauskommen. Das Motto passt auch beim Lernen. Wenn der Stoff riesig erscheint, dann hilft nur: „Kleine Päckchen schnüren“, sagt Lerntherap­eutin Angela Trompler. So ist es sinnvoll, einen Text nicht komplett durchzules­en, sondern ihn einzuteile­n. Und den Abschnitt dann mehrmals lesen, bis der Schüler das Geschriebe­ne verstanden hat. ● 20 bis maximal 45 Minuten – so lang können sich Kinder und Jugendlich­e auf eine Sache konzentrie­ren. Dann sollten sie eine Pause machen. Das heißt aber nicht: Eine halbe Stunde Serien schauen oder sich mit Freunden treffen. Wie Angela Trompler sagt, reichen schon kleine Pausen, um danach weiterlern­en zu können: „Sich einmal im Stuhl zurücklehn­en und einen Schluck Wasser trinken – das genügt schon.“● Generell sind visuelle – also die Augen beanspruch­ende – Medien schlecht für den Lernerfolg. Denn am Computer zocken, Filme anschauen oder mit dem Smartphone spielen – damit kann das vorher Gelernte nicht gespeicher­t werden. Stattdesse­n ist es nach dem Pauken besser, an die frische Luft zu gehen und sich zu bewegen – oder auch ein Nickerchen zu machen. ● Kontinuitä­t ist das A und O beim Lernen. Denn nur, wenn die Schüler regelmäßig die Englischvo­kabeln oder die grammatika­lischen Regeln wiederhole­n, bleibt es im Langzeitge­dächtnis, sagt Jochen Trompler. ● Nach der Schule geht jeder für sich nach Hau- se und büffelt allein? Warum nicht mal eine Lerngruppe gründen. Beim gemeinsame­n Pauken merken sich Schüler den Stoff besser. Lerntherap­eut Jochen Trompler kennt den Grund: „Wenn man anderen den Stoff erklärt, dann wiederholt man selbst das Gelernte noch mal.“● Rituale schaffen, das ist beim Aneignen von Wissen in mehrfacher Hinsicht wichtig. Denn jeder Schüler weiß: Der Anfang ist das Schlimmste beim Pauken. Oft fehlt die Motivation – insbesonde­re nach einem langen Schultag. „Es hilft, wenn man immer zu einer bestimmten Zeit mit dem Lernen anfängt“, sagt die Lerntherap­eutin. „Man kann sich zum Beispiel einen Wecker stellen.“Doch nicht nur eine feste Uhrzeit, auch ein fester Ort unterstütz­en einem beim Büffeln.

Die beiden Ulmer Lerntherap­euten können aber beruhigen: Vergessen ist ein ganz normaler Prozess. „Den kann man gar nicht ganz aufhalten“, sagt Angela Trompler. Mit den Tipps bleibt der Stoff aber länger im Kopf.

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Symbolfoto: dpa, Bildfunk Lernen für das Leben? In der Schule und im Studium müssen Jugendlich­e oft viel Stoff auf einmal Pauken. Vieles davon bleibt nicht im Langzeitge­dächtnis.
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Foto: Dorina Pascher Helfen beim Büffeln: Angela und Jochen Trompler arbeiten als Lerntherap­euten in Ulm.

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