Illertisser Zeitung

Schweden feiern im San Siro

Italien rennt erfolglos an und verpasst durch das 0:0 erstmals seit 60 Jahren die WM-Endrunde

- (dpa)

Schon Sekunden nach dem bitteren WM-Aus flossen bei Torwartleg­ende Gianluigi Buffon die Tränen. Das erstmalige Verpassen einer Fußball-Weltmeiste­rschaft seit 60 Jahren hat die Squadra Azzurra bereits unmittelba­r nach dem Abpfiff tief getroffen. Der viermalige Titelträge­r fehlt 2018 in Russland, nachdem es im Play-off-Rückspiel gegen Schweden am Montag trotz drückender Überlegenh­eit nur zu einem 0:0 reichte. Im Hinspiel in der Qualifikat­ion am Freitag hatte es in Stockholm ein 0:1 gegeben. 1958 fand bislang letztmals eine Weltmeiste­rschaft ohne Italien statt.

„Es tut mir nicht für mich persönlich leid, sondern für die ganze Mannschaft und das ganze Land. Wir haben etwas verpasst, das auf so verschiede­nen Ebenen viel bedeutet hätte“, sagte der 39-jährige Buffon, der nicht zu seiner sechsten WM fahren wird. „Aber wir sind stolz und stark. Wir werden versuchen, uns davon zu erholen, wie wir das immer gemacht haben.“Für ganz Italien sei das Fehlen bei der WM eine „Katastroph­e“, meinte Buffon, der auch im TV-Interview weinte.

Die äußerst passiv agierenden Schweden lösten in Mailand hingegen zum zwölften Mal das WM-Ticket und sind nach zuletzt zwei gescheiter­ten Versuchen erstmals seit 2006 wieder dabei. Vor elf Jahren waren die Skandinavi­er im Achtelfina­le an Gastgeber Deutschlan­d gescheiter­t. Schweden steht als 29. von 32 WM-Teilnehmer­n fest und feierte den unerwartet­en Erfolg mit einer blau-gelben Jubeltraub­e auf dem Rasen.

Bei hitziger Atmosphäre im legendären San Siro übernahmen die Gastgeber von Trainer Gian Piero Ventura schnell die Initiative und drängten auch ohne den Gelb-gesperrten Spielmache­r Marco Verratti auf den frühen Führungstr­effer. Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile war einer der Aktivposte­n, vergab jedoch seine besten Möglichkei­ten (40./64.). Auch seine Kollegen machten es nicht besser, bis zur Pause reichte es trotz klarer Vorteile beim Ballbesitz nicht zum Treffer.

Die Schweden kamen hingegen nur sehr selten aus der eigenen Hälfte heraus und mussten früh einen Schock verkraften. Mittelfeld­spieler Jakob Johansson, Siegtorsch­ütze im Hinspiel, wurde nach 19 Minuten ausgewechs­elt, nachdem er sich ohne Fremdeinwi­rkung am Knie verletzt hatte und von den Sanitätern abtranspor­tiert werden musste.

Nach einer halben Stunde hatten die Azzurri Glück, als Schiedsric­hter Antonio Mateu Lahoz (Spanien) ein Handspiel von Andrea Barzagli im Strafraum übersah. Emil Forsberg vom Bundesligi­sten RB Leipzig beschwerte sich und sah die Gelbe Karte.

Trotz eines Nasenbeinb­ruchs stand Leonardo Bonucci bei den Italienern in der Abwehr und trieb das Spiel an. Während sich die Gäste immer mehr zurückzoge­n und überhaupt nichts mehr für die Offensive taten, scheiterte­n Giorgio Chiellini (58.) sowie Stephan El Shaarawy (87.) und ließen die Tifosi jeweils raunen. In der Schlusspha­se standen alle Italiener inklusive Buffon in der gegnerisch­en Hälfte und drängten auf das ersehnte Tor – auch das brachte nicht den erhofften Erfolg.

Italien hat bislang an 18 Weltmeiste­rschaften teilgenomm­en und – wie Deutschlan­d – vier Mal den Titel geholt, zuletzt 2006. In der Qualifikat­ion für Russland reichte es in der Gruppenpha­se hinter Spanien in den vergangene­n Monaten nur zum zweiten Platz, dadurch musste Italien in die Play-offs.

Damit stehen 29 der 32 Teilnehmer für die WM-Endrunde 2018 in Russland fest. Die letzten Plätze werden bis Donnerstag vergeben. Die Gruppenaus­losung findet am 1. Dezember in Moskau statt, die Endrunde wird vom 14. Juni bis 15. Juli ausgetrage­n. Spätwerk – steht eben Leon Goretzka parat. Oder Ilkay Gündogan. Oder Julian Weigl. Gómez wird auch heute nicht auflaufen können. Dafür spielt vielleicht Sandro Wagner. Oder Timo Werner.

Die anderen Nationalma­nnschaften mögen auf Deutschlan­d aufgeholt haben. Joachim Löw hat aber eine größere Auswahl als je zuvor. Lediglich an den defensiven Randgebiet­en franst das Angebot aus. Zu Joshua Kimmich auf der rechten Seite gibt es keine vergleichb­are Alternativ­e. Links gelten die Fähigkeite­n Jonas Hectors und Marcel Halstenber­gs gleichfall­s als überschaub­ar. Einen unfitten Spieler aber wird Löw nicht wieder aufstellen müssen. Heute nicht. Und auch nicht bei der kommenden WM.

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Foto: Witters Geschafft: Emil Forsberg fährt mit den Schweden zur WM.

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