Mann gesteht Missbrauch
Ein 61-Jähriger räumt vor Gericht zahlreiche sexuelle Übergriffe ein. Die Beziehung zu seiner Stieftochter bleibt rätselhaft
Ein Geständnis gab es, aber kein Urteil: Ein 61-jähriger Mann hat gestern vor dem Landgericht in Memmingen eingeräumt, seine Stieftochter in Illertissen vom Kindesalter an vielfach sexuell missbraucht zu haben. Es begann 1997, als das Mädchen sieben Jahre alt war. Zuerst streichelte und küsste der Mann das Kind an der Brust und zwischen den Beinen, später hatte er Sex mit ihm. Dabei zog sich das Mädchen mitunter schwere Verletzungen zu, vier mal musste es operiert werden, hieß es in der Anklageschrift, in der von vielen hundert Fällen des Missbrauchs die Rede ist. Erst im Jahr 2015 schilderte das Opfer sein Martyrium bei der Polizei. Und es kam zu dem Prozess, der gestern begann und noch fortgesetzt wird.
Zunächst wollte der Angeklagte dabei keine Angaben machen. Das änderte sich offenbar durch ein Gespräch zwischen seinen Anwälten, der Staatsanwältin und den Vertretern des Gerichts. Das Fazit: Ein Geständnis in vollem Umfang – wobei die Zahl der ihm vorgeworfenen Missbrauchsfälle (eine Hochrechnung) nach unten korrigiert wurde. In den Schulferien hätten keine Übergriffe stattgefunden, hieß es. Bei diesem sogenannten Rechtsgespräch wurde auch das Strafmaß abgesteckt: Den Angeklagten erwartet eine Haftstrafe von zwischen vier Jahren und drei Monaten und fünf Jahren – ein Konsens.
Rätsel gab die Art der Beziehung zwischen dem Mann und der Stieftochter auf. Die Liaison habe später auf Gegenseitigkeit beruht und lange angedauert, wurde angedeutet. Die Geschädigte selbst sagte nichtöffentlich aus. Zeugen offenbarten verstörende Einblicke in die Familiengeschichte: Das Mädchen habe sich prostituiert, wie seine Mutter auch.