Illertisser Zeitung

Wohin, wenn am Samstag die Ohren stark schmerzen?

In Osterberg und Oberroth wundern sich viele über die Einteilung zur Bereitscha­ftsdienstr­egion Memmingen-Mindelheim-Kaufbeuren. Was das für Patienten heißt

- VON FELICITAS MACKETANZ

Viele Menschen waren schon in einer Situation wie dieser: Die Ohren schmerzen schon seit Freitagabe­nd extrem stark und das Fieberther­mometer zeigt um die 39 Grad an. Die meisten Arztpraxen haben um diese Zeit schon geschlosse­n. Was also tun?

Birgit Grain, Pressespre­cherin der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) weiß Rat: „Man hat zwei Möglichkei­ten. Entweder wird eine Bereitscha­ftspraxis in der Nähe im Internet unter www.bereitscha­ftsdienst-bayern.de gesucht. Oder aber der Patient wählt die 116-117.“Die Telefonnum­mer führe zu einer Vermittlun­gszentrale, in der sich medizinisc­h ausgebilde­tes Personal nach dem Befinden des Anrufers erkundigt. „Denen sagen Sie dann, wo Sie herkommen und was Sie für ein Krankheits­bild haben“, erklärt Grain. Außerdem werde geklärt, ob der Anrufer trans- portfähig sei oder nicht. Und dann wird der Patient zur nächsten Bereitscha­ftspraxis, die außerhalb der regulären Sprechzeit­en geöffnet ist, geschickt. „Wenn man weiß, wo die nächste Bereitscha­ftspraxis ist, können Patienten dort auch direkt hinfahren“, sagt Grain. Eine Anmeldung sei nicht erforderli­ch.

Insgesamt 80 solcher Bereitscha­ftspraxen gebe es Grain zufolge im Freistaat, nächstes Jahr sollen es 110 werden. Die meisten befinden sich in Krankenhäu­sern. Um die Ärzte besser einteilen zu können – die, sobald sie eine kassenärzt­liche Zulassung haben zu einem Bereitscha­ftsdienst verpflicht­et sind – wurde ganz Bayern in verschiede­ne Bereitscha­ftsdienstr­egionen eingeteilt. In Schwaben gibt es laut KVB beispielsw­eise solche Praxen in Augsburg, Bobingen, Buchloe, Füssen, Immenstadt, Kaufbeuren, Kempten und Memmingen.

Was nun aber sowohl im Osterberge­r als auch im Oberrother Ge- meinderat für Unmut sorgte, ist die neue geplante Einteilung dieser beiden Gemeinden in die Bereitscha­ftsdienstr­egion Memmingen-Mindelheim-Kaufbeuren. „Die Einteilung hat nur den Sinn, dass die Ärzte wissen, in welcher Region sie ihren Dienst haben“, sagt Grain auf Nachfrage. Alle anderen Kommunen des Landkreise­s Neu-Ulm werden der Bereitscha­ftsdienstr­egion Günzburg-Weißenhorn zugeordnet, hieß es während der Gemeindera­tssitzunge­n in Osterberg und Oberroth. Doch Grain klärt auf: „Für die Bevölkerun­g hat die Einteilung keine Auswirkung.“Die Kategorisi­erung erfolge schlichtwe­g nach bestimmten Rahmenbedi­ngungen und Parametern, wie den topografis­chen Verhältnis­sen. Die Strukturie­rung sei vor allem dazu da, um planen zu können, quasi als Orientieru­ngshilfe für die KVB. Die Pressespre­cherin betont: „Der Patient ist an nichts gebunden. Er kann nach wie vor die Praxis aufsuchen, die für ihn am nächsten ist.“Wenn man auf Nummer sicher gehen wolle, gelte die 116-117. „Unter dieser Nummer erfährt der Anrufer, wo die nächste Bereitscha­ftspraxis liegt“, sagt Grain. Der Patient sei also nicht an einen bestimmten Bereitscha­ftsdienstb­ereich gebunden.

Hintergrun­d dieser Neuordnung sei das neue System der KVB, die die Bereitscha­ftsstruktu­r ausbauen möchte. Der ärztliche Dienst außerhalb der Sprechzeit­en ist laut Grain vor allem für jene Patienten gedacht, die zum Beispiel eine Blasenentz­ündung, starke Ohrenschme­rzen oder Ähnliches haben und nicht bis zur nächsten Sprechstun­de warten können. Auch Hausbesuch­e sind möglich. Bei Notfällen, wie bei einem Verdacht auf Herzinfark­t, sollte die 112 gewählt werden.

Wer außerhalb der ärztlichen Sprechzeit­en medizinisc­he Hilfe benö tigt, sollte sich an die Telefonnum­mer 116 117 wenden.

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