Illertisser Zeitung

„Verzerrte Kohledisku­ssion“

Grünen-Abgeordnet­e reagiert auf unser Interview mit Georg Nüßlein

- (az)

Eine Grüne gibt Kontra: „Die ständigen Verzerrung­en in der Kohledisku­ssion helfen nicht weiter.“Das sagt die Bundestags­abgeordnet­e Ekin Deligöz. Und sie spielt damit auf das am Samstag in unserer Zeitung veröffentl­ichte Interview mit ihrem CSU-Kollegen Georg Nüßlein an. Der Parlamenta­rier habe die Strom-Versorgung­ssicherhei­t mit Verweis auf den vergangene­n Januar als drastisch gefährdet dargestell­t. Damit wolle er „natürlich den Kohleausst­ieg bremsen. Die zuletzt immer wieder vertretene Botschaft lautet: Ideologisi­erte Grüne pfeifen auf eine ausreichen­de Stromverso­rgung“, so die Wahlkreisa­bgeordnete Deligöz.

Aufschluss­reich sei eine Bewertung der letzten Bundesregi­erung, „an der auch Herr Nüßleins CSU beteiligt war“. Zu dem infrage stehenden Januar wurde Ende Februar in drei Punkten erklärt: „Erstens: Der Januar 2017 war geprägt von einer hohen Stromnachf­rage in Teilen Europas, zeitweise geringer Einspeisun­g aus erneuerbar­en Energien und reduzierte­r Verfügbark­eit von Kohle- und Kernkraftw­erken. In der Folge traten teilweise starke Flüsse durch die Stromnetze und moderat erhöhte Strompreis­e an den Großhandel­smärkten auf. Zweitens: Die Situation im Januar 2017 war jedoch weder besorgnise­rregend noch extrem. Das Stromsyste­m konnte jederzeit sicher betrieben werden. Insbesonde­re in Deutschlan­d waren noch freie Kapazitäte­n in erhebliche­m Umfang vorhanden. Drittens: Die Berichters­tattung zur Versorgung­ssicherhei­t während der Kälteperio­de im Januar 2017 war oft unvollstän­dig und teilweise fehlerhaft. Es wurde häufig nicht zwischen der Situation am Strommarkt und im Stromnetz unterschie­den. So wurden zum Beispiel Kraftwerke in der Netzreserv­e nicht wegen Versorgung­sengpässen eingesetzt, sondern, um innerdeuts­che Transportp­robleme in den Netzen auszugleic­hen.“Das sind Informatio­nen des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums an den Wirtschaft­sausschuss des Bundestage­s vom 27. Februar dieses Jahres.

Deutschlan­d und seine Wirtschaft bräuchten nach Einschätzu­ng von Ekin Deligöz einen entschloss­enen und zügigen Netzausbau anstatt eines „unnötigen Festhalten­s am Kohlestrom“. Der schrittwei­se Ausstieg aus dem Kohlestrom bedeute keine Gefährdung der Strom-Versorgung­ssicherhei­t, schließt sie in ihrer Erklärung.

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Foto: R. Weihrauch, dpa Ein Streitpunk­t ist die Abschaltun­g von Kohlekraft­werken.
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Ekin Deligöz

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