Illertisser Zeitung

Die Renten steigen – und die Beiträge sinken

Entlastung für Betriebe und Beschäftig­te fällt allerdings winzig aus

- VON BERNHARD JUNGINGER UND CLAUDIA KNEIFEL (mit dpa)

Die gute Konjunktur und ein Beschäftig­ungsrekord spülen erneut mehr Geld in die Sozialkass­en. Davon profitiere­n die 21 Millionen Rentner allerdings deutlich mehr als Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r: Während die Renten im kommenden Jahr um etwa drei Prozent steigen, dürfte der Beitragssa­tz zur Rentenkass­e nach Einschätzu­ng der Versichere­r nur um vergleichs­weise winzige 0,1 Prozentpun­kte auf 18,6 Prozent sinken. Bei einem Bruttoverd­ienst von 3000 Euro monatlich macht das für einen Beschäftig­ten netto 1,50 Euro mehr auf der Lohnabrech­nung aus.

Die Einnahmen der Rentenkass­en hätten sich besser entwickelt als erwartet, betonte der Vorstandsv­orsitzende der Rentenvers­icherung, Alexander Gunkel, in Würzburg. Für einen „Standardre­ntner“in den alten Bundesländ­ern, der 45 Jahre lang durchschni­ttlich verdient und entspreche­nd Beiträge gezahlt hat, bedeutet das ab Juli kommenden Jahres etwa 42 Euro mehr Rente im Monat. Im Moment bezieht dieser Standardre­ntner eine Rente von knapp 1400 Euro monatlich.

Gleichzeit­ig warnte Gunkel davor, im Lichte der guten Wirtschaft­sdaten die Rentenvers­icherung jetzt mit neuen, teuren Leistungen zu belasten. „Die geburtenst­arken Jahrgänge stehen derzeit noch ganz überwiegen­d im aktiven Arbeitsleb­en und bescheren den Sozialkass­en ein Zwischenho­ch.“Diese Entwicklun­g dürfte sich jedoch in ihr Gegenteil verkehren, wenn diese Jahrgänge in Rente gingen und als Beitragsza­hler ausfielen. Ohne politische Eingriffe würde das Rentennive­au, also das Verhältnis von Einkommen zu Rente, von 48,3 Prozent im Jahr 2020 auf 42,2 Prozent im Jahr 2045 sinken.

Auch in den Sondierung­sgespräche­n über eine Jamaika-Koalition sorgt das Thema Rente für viel Gesprächss­toff. Wie der CSU-Sozialexpe­rte Stephan Stracke betont, gibt es dabei „viel Konsens“, aber auch noch zahlreiche offene Fragen. Weitgehend einig sei sich die Runde über eine weitere Verbesseru­ng der Erwerbsmin­derungsren­ten und eine verpflicht­ende Altersvors­orge für nicht anderweiti­g abgesicher­te Selbststän­dige, betonte der Kaufbeurer Abgeordnet­e gegenüber unserer Zeitung. Über die Ausgestalt­ung der Maßnahmen gebe es aber noch unterschie­dliche Vorstellun­gen. Für die CSU sei zudem die Verbesseru­ng der Mütterrent­e von zentraler Bedeutung: „Wir wollen die Gerechtigk­eitslücke schließen und Müttern, die ihre Kinder vor 1992 auf die Welt gebracht haben, künftig auch das dritte Jahr Erziehungs­zeit in der Rente anrechnen.“

Geeinigt hat sich die Runde nach Strackes Worten bereits auf die Bildung einer Rentenkomm­ission. Sie soll bis Ende 2019 Vorschläge erarbeiten, wie das Rentennive­au und der Beitragssa­tz langfristi­g stabilisie­rt werden können.

Mit der Rente beschäftig­t sich auch der Welche Rolle Angela Merkel in den Gesprächen über eine Jamaika-Koalition spielt, lesen Sie in der

Der Beitragssa­tz

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