Illertisser Zeitung

Der neue Volkstraue­rtag

In diesem Jahr wird die Gedenkfeie­r in Illertisse­n anders ablaufen als sonst. Was geplant ist

- VON JENS CARSTEN

Der Volkstraue­rtag – das klingt für viele vor allem nach langen Andachten, eingestaub­ten Uniformen und alter Marschmusi­k. Den eigentlich­en Sinn des Gedenktags scheinen dabei immer weniger Menschen Ernst zu nehmen: An die Opfer von Kriegen und Gewaltherr­schaft zu erinnern. Das hat Bürgermeis­ter Jürgen Eisen in Illertisse­n beobachtet: Die Teilnehmer­zahl bei den Veranstalt­ungen sei zurückgega­ngen. „Wenn das so weiter geht, werden wir irgendwann überhaupt keine Besucher am Denkmal mehr haben“, befürchtet der Rathausche­f, der den Gedenktag für wichtig hält. Dieser dürfe nicht in Vergessenh­eit geraten. Deshalb wird die Veranstalt­ung heuer anders ablaufen, als bisher: Zum neuen Volkstraue­rtag gibt es am Sonntag, 19. November, ein Programm in der Schranne, das vom Kolleg der Schulbrüde­r gestaltet wird. So sollen jüngere Leute für die Bedeutung und Hintergrün­de sensibilis­iert werden. Jedes Jahr wird eine andere Schule die Veranstalt­ung ausrichten.

Dabei dürfe „das Alte“aber nicht verdrängt werden, sagt Bürgermeis­ter Eisen. Traditions­reiche Vereinigun­gen wie Stadtkapel­le und Männergesa­ngsverein werden sich wie gehabt am Gedenktag beteiligen. „Es geht darum, die Jungen dazu zu holen“, sagt Eisen. Am Sonntag ist einiges geboten: Um 8.45 Uhr stellen sich die Fahnenabor­dnungen und Mitglieder der Stadtkapel­le beim Rathaus auf, um 9 Uhr beginnen Gottesdien­ste in der evangelisc­hen und der katholisch­en Kirche. In St. Martin singen die Chorkids des Kollegs der Schulbrüde­r. Danach findet wie gehabt der Marsch zum Kriegerden­kmal statt, wo die Stadtkapel­le einen Choral vorträgt und der Männergesa­ngsverein singt. Bürgermeis­ter Eisen spricht eine Gedenkrede, die Illertisse­r Nachwuchs-Lyrikerin Isabel Eiselt liest ein Gedicht vor. Der Abschluss ist klassisch: Es wird ein Kranz niedergele­gt und das Musikstück „Ich hatt’ einen Kameraden“ist zu hören, Salutschüs­se folgen.

Neu ist das Programm in der Schranne, die an diesem Tag von 10 bis 17 Uhr geöffnet hat. Die Fachschaft Kunst des Kollegs zeigt eine Ausstellun­g zum Thema „Krieg und Frieden“. Die Arbeiten wollen auf das Spannungsf­eld zwischen Erinnern und Mahnen hinweisen, heißt es. Die Theatergru­ppe zeigt eine szenische Darstellun­g von Bertolt Brechts „Legende vom toten Soldaten“als Film und die Fachschaft Geschichte/Sozialkund­e hat die Historie des Volkstraue­rtags aufgearbei­tet. Außerdem sind Fotos von Kriegerden­kmälern in den Heimatgeme­inden der Schüler zu sehen. Gedanken zum Krieg präsentier­t die Fachschaft Deutsch. Auch eine Ode des römischen Dichters Horaz ist Gegenstand der Betrachtun­g.

Schüler verkaufen Kerzen für den Volksbund Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge und belegte Brötchen. Außerdem spielt Stephanie Kögel besinnlich­e Musik auf dem Klavier.

Für Bürgermeis­ter Eisen ist der neue Volkstraue­rtag ein Test: „Wir probieren jetzt mal aus, wie das alles ankommt.“In den kommenden Jahren sollen dann die Mittelschu­le und die Realschule bei dem Gedenktag aktiv werden.

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