AfD in Bayern sucht neuen Chef
Drei Kandidaten für den Landesvorsitz sind bisher bekannt. Es könnten noch mehr werden. Der Parteitag in Greding soll auch Klarheit über den Kurs bis zur Landtagswahl bringen
Nirgendwo in den westlichen Bundesländern hat die Alternative für Deutschland (AfD) bei der Bundestagswahl mehr Stimmen geholt als in Bayern (12,4 Prozent). Diesen Schwung wollen die Führungskräfte des AfD-Landesverbandes ins nächste Jahr mitnehmen, wenn in Bayern ein neuer Landtag gewählt wird. Noch aber ist unklar, wer die Partei im Freistaat führen wird, nachdem Landeschef Petr Bystron erklärt hat, nicht mehr zu kandidieren. Unklar ist auch, wie weit rechts sich der Landesverband positionieren wird. Beim Parteitag kommendes Wochenende in Greding sollen die Weichen gestellt werden.
Wie dort die Kräfteverhältnisse zwischen der gemäßigten „freiheitlich-patriotischen“, der stramm „nationalkonservativen“und der rechtsradikalen „völkisch-nationalistischen“Strömung sein werden, lässt sich nach Aussagen von AfDFunktionären schwer vorhersagen. Bei einem AfD-Parteitag gibt es kei- ne Delegierten, vielmehr hat jedes der angeblich rund 4000 Mitglieder, das teilnimmt, ein Stimmrecht. Die Kräfteverhältnisse hängen somit davon ab, wer alles kommt.
Bisher bekannt sind drei Kandidaten, die alle aus dem Kreis der neugewählten bayerischen AfDBundestagsabgeordneten kommen: Martin Hebner, 58, aus Dießen am Ammersee, Gerold Otten, 61, aus Putzbrunn im Landkreis München und Martin Sichert, 37, aus Nürnberg.
Otten sieht sich, wie er unserer Zeitung sagt, „als Mann der Mitte in der AfD“. Die Wochenzeitung
rechnet ihn zu den gemäßigten Politikern in der Bundestagsfraktion. Sichert ordnet sich selbst bei den „inhaltlich konservativen und liberalen Kräften“innerhalb der Partei ein. Er gilt als nationalkonservativ. Hebner reagierte nicht auf eine schriftliche Anfrage unserer Zeitung. Er wird, wie Sichert, den Nationalkonservativen zugerechnet. Als „ultrarechts“wird keiner der drei Kandidaten eingestuft.
Der scheidende Landeschef Bystron, der in den AfD-Bundesvorstand strebt, wünscht sich als Nachfolger „eine integre Person, die die ganze Breite der Partei repräsentiert“. Es müsse zudem jemand sein, der Erfahrung in Personalführung habe und im bevorstehenden Land- tagswahlkampf in Bayern „ein Heer mit 4000 Freiwilligen in die Schlacht führen kann“, sagt Bystron unserer Zeitung.
Otten und Sichert nehmen für sich in Anspruch, diesen Anforderungen zu genügen. Ihre Ziele für die Landtagswahl sind ambitioniert. „15 Prozent plus X wäre ein durchaus realistisches Ziel, das man sich setzen sollte“, sagt Otten. Sichert will die SPD überrunden: „Wir wollen zweitstärkste Partei in Bayern werden.“Beide sehen ihre politischen Schwerpunkte bei der inneren Sicherheit und in der Sozialpolitik.
Der Allgäuer AfD-Bundestagsabgeordnete Peter Felser rechnet ebenfalls damit, dass seine Partei kommendes Jahres erneut werde zulegen können. „Wenn Jamaika kommt, dann haben wir in Bayern die Chance, ein Rekordergebnis einzufahren“, sagt Felser unserer Zeitung. Und auch der bisherige zweite Stellvertreter des Landesvorsitzenden, Ralf Steinmeier, sieht gute Chancen, der CSU Stimmen abzujagen, wenn die AfD in Bayern bei ihrer Linie bleibe: „Mir ist wichtig, dass der bürgerliche, freiheitlichpatriotische Kurs fortgesetzt wird.“
Vom Verfassungsschutz beobachtet werden in Bayern laut Innenministerium nur „vereinzelte Mitglieder“der AfD. Ex-Landeschef Bystron gehört seit seiner Wahl in den Bundestag nicht mehr dazu. Der Grund laut Innenministerium: Die rechtlichen Voraussetzungen für eine Beobachtung lägen bei einem Bundestagsabgeordneten deutlich höher. „Deshalb wurde die Beobachtung eingestellt“, sagt ein Sprecher auf Anfrage.
Die bayerische Gesellschaft ist sowieso schon gespalten wie selten zuvor. Es gibt immer mehr Reiche und noch viel mehr Arme. Es gibt Raucher und Nichtraucher, Veganer, Vegetarier, Pescetarier, Flexitarier und, weiß der Teufel, sicher noch andere selektive Nahrungsmittelaufnehmer. Selbst der CSU, der letzten vereinigenden Familien-, Gesellschafts- und Generationen-Show auf der hiesigen Politbühne, droht die Spaltung in Splittergruppen.
Als wäre die Gesamtlage nicht schon trist genug, ist auch noch November – justament der Monat, der die Menschheit in NovemberLiebhaber und November-Hasser teilt.
Da gibt es die Leute, die stehen auf die dunkelgraue Nebelsuppe, den schon knapp über den Köpfen beginnenden Himmel und die nasskalten Temperaturen, weil sie ihre neuesten bunten Winterklamotten erstmals ausführen können, ohne zu schwitzen. Dieser Typus Mensch schaut auch gerne ins flackernde Kaminfeuer, erzählt sich aufbauende Geschichten und schafft so einen größtmöglichen Kontrast zur umgebenden Ödnis.
Und dann gibt es den Rest, der dem bayerischen November, wie er sich präsentiert, am liebsten die RoteKarte zeigen würde. Doch das Leben ist leider kein Fußballspiel und wir sind keine Schiedsrichter. Das triste Grau des elften Monats schlägt vielen Menschen aufs Gemüt. Darum überziehen Ratgeberhorden die schlecht Gelaunten mit Tipps, wie sie auch in der dunklen Jahreszeit ihre gute Laune bewahren können. Dabei wollen die das vielleicht gar nicht und nutzen den Blues als Auszeit vom allüberall propagierten Glücklichseinmüssen.
Das erklärte Ziel heißt: zweitstärkste Partei