Richtig Vorlesen mit der Minibücherei
In Sprach-Kitas werden die Kinder spielerisch in ihrer Entwicklung unterstützt. Auch Eltern sind eingebunden
Sprache ist der Schlüssel zur Welt – so sieht es das Bundesfamilienministerium. Unter diesem Motto läuft seit einem Jahr ein Förderprogramm für Kindertagsstätten. Das Ministerium fördert Einrichtungen mit jeweils einer Halbtagesstelle für eine Sprachkraft. Auch der Babenhauser Kindergarten Guter Hirte macht bei dem Programm mit. Als Sprachkraft ist dort seit Kurzem der Einrichtungsleiter Reinhold Jungwirth im Einsatz.
Sprache zu fördern, hält er für wichtig. Er sagt: „Die Sprachauffälligkeiten bei Kindern nehmen tatsächlich zu.“Das könne er auch aus seiner Arbeitserfahrung bestätigen. Und das Problem betreffe nicht nur Kinder mit Migrations- oder Fluchthintergrund. Jungwirth ver- mutet, dass liege auch daran, dass heutzutage nicht mehr allen Eltern bewusst ist, wie wichtig die Kommunikation mit dem Kind ist, auch schon im Säuglingsalter.
Jungwirth will sprachliche Bildung spielerisch in den Kindergartenalltag integrieren. Das funktioniert zum Beispiel über Rollenspiele, die Kommunikation und Interaktion erfordern. So baut er gemeinsam mit den Kindern im Garten eine Tankstelle auf, in der die Kleinen ihre Fahrzeuge betanken können. Auch sogenannte Blubbercafés veranstaltet Jungwirth. Die Kinder bekommen einen Becher mit Seifenwasser und Strohhalme. Die Aufgabe: durch Pusten Schaum im Wasser produzieren. Dahinter verbirgt sich eine motorische Übung, bei der un- ter anderem die Koordination der Atmung trainiert wird. Auch die Eltern sollen eingebunden werden. Ab Dezember wird es in Babenhausen eine kleine Bücherei geben, in der die Kinder Bücher zum Vorlesen Zuhause ausleihen können. Für die Eltern gibt Jungwirth den Kindern einen kleinen Leitfaden zum richtigen Vorlesen mit. Jede der drei Kindergartengruppen unterstützt er als Sprachkraft jeweils eine Woche lang immer vormittags.
Jungwirths Bilanz nach einem Jahr Sprach-Kita fällt positiv aus: „Alle Mitarbeiter setzen sich mehr mit dem Thema auseinander.“Damit sei Sprache ein Schwerpunkt bei den Kollegen geworden, der sicher auch bei den Kinder angekommen sei. Im Landkreis Unterallgäu ma- chen inzwischen acht Einrichtungen bei dem Programm mit. Auch aus dem Landkreis Neu-Ulm nehmen Kindergärten daran teil, etwa das Haus der Bunten Worte in Illertis- sen. Eine Voraussetzung, um Sprach-Kita zu werden, ist, dass ein gewisser Anteil der Kindergartenkinder sprachlichen Förderbedarf hat.