Großes Interesse am Haus Elfriede
Mindestens 200 Menschen sind zur Altenstadter Bürgerversammlung gekommen. Die meisten Fragen drehten sich um die geplante Seniorenwohnanlage
Es ist die bisher am besten besuchte Bürgerversammlung im Markt Altenstadt gewesen – das hat zumindest Bürgermeister Wolfgang Höß am Dienstagabend behauptet. Und keine Frage, die Schulturnhalle war gut gefüllt, die letzten Besucher mussten teilweise sogar stehend an der Veranstaltung teilnehmen, weil es keine Sitzmöglichkeiten mehr gab. Mindestens 200 Menschen waren da. Die meisten kamen wohl wegen der Vorstellung des Haus’ Elfriede. Ein Überblick über die Themen: ● Im Sommer segneten die Altenstadter Markträte das Vorhaben ab. Betreiber wird das Ulmer Unternehmen Compassio, das beispielsweise auch das Seniorenheim Haus Sebastian in Illertissen betreibt. Gebaut wird die neue Wohnanlage von der Deggendorfer Immobiliengruppe Erl-Bau. Sowohl Alois Erl junior, ein Geschäftsführer des Immobilienunternehmens, als auch der Chef von Compassio, Wolfgang Frühschütz, standen den Bürgern Rede und Antwort. Nach Erls Auskunft sollen in dem Neubau 60 Einzelzimmer mit eigenem Bad entstehen. Außerhalb des Hauses – entlang des Weges, der zwischen Pfarrheim und Seniorenwohnanlage gebaut werden soll – sind bepflanzte Flächen angedacht. Im zurückversetzten Dachgeschoss der dreistöckigen Anlage sollen betreute Wohnungen angeboten werden, sagte Erl. Insgesamt wird es 19 betreute Wohnungen mit durchschnittlich rund 62 Quadratmetern geben und einen weiteren Trakt mit fünf Wohneinheiten, die die Gemeinde kaufen möchte. Compassio plant in Altenstadt neben Dauerpflege, Kurzzeitpflege und Tagespflege auch öffentliche Angebote, wie ein Seniorencafé.
Fragen dazu hatte etwa Bürger Karl Huber aus Illereichen. Er erkundigte sich nach den Verkaufsterminen für die Wohnungen. „Wir rechnen ab Mitte/Ende Januar damit“, antwortete Erl. Bürgermeister Höß wies jedoch noch darauf hin, dass sich Interessenten zügig melden sollten. „Ortsansässige werden in der ersten Charge bevorzugt behandelt werden“, sagte er. Markus Merkle aus Filzingen fragte: „Die Gemeinde hat doch so viel Geld. Warum muss das an einen Investor gegeben werden?“Höß sagte, die Gemeinde hätte das durchaus überlegt. „Aber auch wenn der Markt Altenstadt nicht schlecht aufgestellt ist, das ist dann doch eine Schuhnummer zu groß für uns“, antwortete er schließlich. Es sei auch nicht die Pflicht einer Kommune, ein Pflegeheim zu betreiben. Die Baukosten betragen laut Höß 10,2 Mil- lionen Euro. Allerdings möchte der Markt betreute Wohnungen übernehmen und diese an Menschen vermieten, die sich die Kosten für die Pflegewohnungen nicht leisten können, sagte Höß. Diese Einheiten seien eine Art Sozialwohnungen in Form von Betreutem Wohnen. Beim Thema Kosten hakte auch Michael Briglmeir aus Altenstadt nach. Er fragte, wie so ein Pflegeplatz – gerade bei geringer Rente – überhaupt finanzierbar sei. Aus den Unterlagen von Compassio geht hervor, dass das Dauerpflegeangebot bei Pflegegrad eins rund 2100 Euro, bei den Pflegegraden zwei bis fünf rund 1800 Euro im Monat Eigenanteil kostet. Das sind die Preise im Haus Thomas in Pfaffenhofen. Der Compassio-Chef sagte, dass es in Deutschland die Pflegeversicherung gebe, in die alle Menschen einzahlen. Generell gebe es aber zwei Möglichkeiten, falls die Rente zur Finanzierung dennoch nicht ausreiche: Man könne auf Erspartes zurückgreifen oder einen Sozialhilfeantrag stellen. ● Für Beifall sorgte die Anmerkung des Bürgers Dietmar Birk aus Filzingen. In Bezug auf die Straße „Im Tal“in Filzingen sagte er: „Was mich stört, das ist die Fahrzeugabstellung.“Außerdem erkundigte er sich nach den Interessenten für das geplante Filzinger Baugebiet Lindenmahd. Der Rathauschef zeigte Verständnis für den Einwohner, sei doch der Belagerungszustand „Im Tal“alles andere als toll. Er habe schon zahlreiche Beschwerden deswegen erhalten. Zum Gewerbegebiet Lindenmahd sagte Höß, dass sich dort vor Jahresende nichts tun werde. Erst müsse die Situation „Im Tal“geregelt werden, bevor über das neue Gewerbegebiet entschieden wird. Ziel des Gemeinderats sei aber, die Grundstücke nur an jene Unternehmen zu vergeben, die einen Gewinn für das gesamte Areal darstellen. ● Die Meldung, dass die Grieshofbrücke abgerissen werden soll, schlug bereits im April Hohe Wellen im Markt. Und auch am Dienstagabend blieb die Frage offen, wie es genau mit dieser Kanalbrücke bei Untereichen weitergehen soll. Die Frage dazu stellte Günter Jakob aus Untereichen. Bürgermeister Höß rechtfertigte noch einmal die Sperrung der Brücke: Der schlechte Zustand sei Grund dafür gewesen, die Brücke sofort sperren zu lassen: „Wenn da was passiert, dann ist was los“, sagte Höß. Er machte den Bürgern aber gleichzeitig Hoffnung. Der Markt sei – was die Brücke betreffe – einziger Grundstückseigentümer und somit könne diese nicht ohne seine Zustimmung abgerissen werden. Die Untere Iller Aktiengesellschaft (Uiag) sei gerade dabei ein neues Konzept auf die Beine zu stellen. Höß betonte, dass der Markt nun vor dem Hintergrund des neuen Renaturierungsprogramms
versuchen wolle, die Grieshofbrücke in das Förderprogramm mit aufzunehmen. ● „Jetzt haben wir eine tolle neue Mitte und gegenüber ist diese Brandruine“, sagte Dieter Gaile aus Altenstadt. Höß stimmte ihm zu, dass die Situation um das heuer abgebrannte Haus kein Zustand mehr sei. Jedoch sei die Lage nicht einfach, da das Haus unter drei Eigentümern aufgeteilt sei. „Fakt ist: Ich sehe das Landratsamt am Drücker“, sagte der Rathauschef.