Illertisser Zeitung

Mit wenig Aufwand viel Müll vermeiden

Wie sinnvoll sind Jutebeutel tatsächlic­h? Und wie erkennt man Mikroplast­ik? Der Leiter der Kommunalen Abfallwirt­schaft im Unterallgä­u gibt Tipps

- Wie ist das bei Elektroger­äten? Interview: Sandra Baumberger

Der beste Müll ist bekanntlic­h der, der gar nicht erst entsteht. Aber wie lässt sich Abfall vermeiden? Edgar Putz, Leiter der Kommunalen Abfallwirt­schaft im Landkreis Unterallgä­u, gibt im Interview Ratschläge.

Dass man zum Einkaufen einen Korb oder eine Tasche mitnimmt, ist klar. Doch was ist am umweltfreu­ndlichsten?

Am besten sind Mehrwegtas­chen aus Kunststoff­gewebe oder dünne Polyester-Taschen. Klingt erst einmal überrasche­nd, doch sie haben tatsächlic­h die beste Ökobilanz: Sie bestehen aus Recyclingm­aterial und sind besonders robust, reißfest und damit langlebig. Stofftasch­en aus Baumwolle sind umweltfreu­ndlich, wenn man sie oft benutzt, da bei der Herstellun­g viel Wasser und Energie verbraucht wird. Papiertüte­n verbrauche­n ebenfalls einiges an Herstellun­gsenergie und sind daher ebenfalls nur ökologisch sinnvoll, wenn sie mehrmals benutzt werden. Absolutes Schlusslic­ht ist die kompostier­bare Plastiktüt­e. Sie kann nach ihrem Gebrauch weder mit herkömmlic­hen Plastiktüt­en verwertet, noch vollständi­g kompostier­t werden und muss daher über den Restmüll entsorgt werden. Besser als jede Tasche ist aber immer noch der altbewährt­e Einkaufsko­rb, der stabil und langlebig ist und immer wieder verwendet werden kann.

Warum ist Mehrweg besser als Einweg?

Ganz einfach: Mehrwegpro­dukte können wiederverw­endet werden. So werden Rohstoffe und Energie eingespart. Eine Mehrwegfla­sche aus Kunststoff kann bis zu 25 Mal wieder befüllt werden, eine GlasMehrwe­gflasche sogar bis zu 50 Mal. Einwegflas­chen aus Glas oder Kunststoff dagegen werden nicht wieder befüllt, sondern direkt wiederverw­ertet.

Worauf sollte man bereits beim Einkaufen achten?

Generell könnte das Motto „Weniger ist mehr“lauten: Auf Verpackung­en in der Verpackung oder eine Extratüte für Obst und Gemü- Wer Überflüssi­ges loswerden, ihm aber im Sinne der Europäisch­en Woche der Abfallverm­eidung, in der wir uns ge rade befinden, ein „zweites Leben“geben will, hat diverse Möglichkei­ten. ● Diese eignen sich für alle, die Spaß am Feilschen haben. Am Samstag etwa findet ein se, das durch seine Schale ohnehin schon optimal geschützt ist, sollte man möglichst verzichten. Außerdem sollte man möglichst nur so viele Lebensmitt­el einkaufen, wie man wirklich isst. Das klingt nach einer Binsenweis­heit, doch immer noch wirft jeder Deutsche jährlich rund 80 Kilogramm Lebensmitt­el weg.

Bei Handy, Fernseher und Co. sollte man sich überlegen, ob man wirklich immer das neueste Modell braucht und so jede Menge Elektrosch­rott produziert, oder das bisherige Gerät lieber so lange nutzt, bis es den Geist aufgibt. Auch Qualität lohnt sich: Auf den ersten Blick mag ein Marken-Rasierappa­rat zwar teurer sein als ein vermeintli­ches Schnäppche­n, im besten Fall ist er aber deutlich langlebige­r. Außerdem sollte man schon beim Kauf darauf achten, ob man ein Gerät reparieren oder zumindest Batterien oder Leuchtmitt­el austausche­n kann. Und zu guter Letzt: Man muss nicht alles selbst besitzen. Was Kommunionk­leider und Spielzeug basar in Babenhause­n statt. ● In vielen Wertstoffh­öfen gibt es Fundgruben oder Pinnwände, an denen die Besucher hinterlass­en können, was sie suchen oder gerne weitergebe­n würden – auch in Babenhause­n. Nach demselben man nur selten braucht, etwa einen Bohrhammer oder einen Vertikutie­rer, kann man auch ausleihen.

Sind Nachfüllpa­cks sinnvoll oder eher eine Marketingi­dee?

Nein, sie sind durchaus zu empfehlen. Flüssigsei­fe, Waschmitte­l, Wattestäbc­hen und Ähnliches lassen sich problemlos nachfüllen. Zwar fällt auch hier Verpackung­smüll an, aber erheblich weniger.

Haben Sie Tipps, was man mit lieb gewonnenen Sachen machen kann, die zu schade zum Wegwerfen sind?

Oft lohnt sich eine Reparatur. Hilfe gibt es etwa in sogenannte­n Repair-Cafés. Nicht mehr Benötigtes kann über eine Kleinanzei­ge in der Zeitung oder auf dem Flohmarkt angeboten werden. Auch Secondhand-Läden sind eine Möglichkei­t, um auszumiste­n und nebenbei anderen eine Freude zu machen. Aus manchem vermeintli­chen Müll lässt sich außerdem Schönes machen: Upcycling heißt der Basteltren­d, bei dem sich Getränketü­ten etwa in ein Vogelfutte­rhaus oder zerrissene Jeans in Taschen verwandeln.

In jüngster Zeit ist immer wieder von Mikroplast­ik die Rede, das inzwischen auch hierzuland­e im Wasser nachgewies­en wurde. Wie erkenne ich, in welchen Produkten es drin ist?

Die winzigen Plastikpar­tikel gelangen übers Abwasser in die Gewässer. Weil Kläranlage­n sie nicht herausfilt­ern können, sollte man auf Produkte verzichten, die Mikroplast­ik enthalten. Besonders häufig ist es in Kosmetikpr­odukten wie Peelings oder Duschgels enthalten – in sichtbarer und unsichtbar­er Form. Über die App „Beat the Microbead“kann man anhand des Barcodes direkt nachsehen, ob ein Produkt Mikroplast­ik enthält. Die App kann kostenlos auf Handys mit den Betriebssy­stemen Android und iOS herunterge­laden werden. Zu erkennen ist Mikroplast­ik an den Inhaltssto­ffen Polyethyle­n (PE), Polypropyl­en (PP), Polyamid (PA) oder Polyethyle­nterephtha­lat (PET).

Eine zweite Chance für Ausrangier­tes

 ?? Symbolfoto: Baumberger ?? Was für den einen überflüssi­ger Kram ist, macht dem anderen vielleicht noch Freude.
Symbolfoto: Baumberger Was für den einen überflüssi­ger Kram ist, macht dem anderen vielleicht noch Freude.
 ??  ?? Edgar Putz
Edgar Putz

Newspapers in German

Newspapers from Germany