Illertisser Zeitung

Ein Hauch von Wembley

Die Ulmer Spatzen holen mal wieder drei Punkte. Nach dem Spiel gegen den VfB II gibt es aber vor allem Diskussion­en um eine Szene

- VON GIDEON ÖTINGER

Kurz nach dem Abpfiff hallten gestern Abend laute Schreie durch den Innenraum des Ulmer Donaustadi­ons. Gerade hatten sich der SSV Ulm 1846 Fußball und der VfB Stuttgart II mit 2:1 getrennt. Ein Stuttgarte­r Spieler hatte eine solche Wut in sich, die er einfach rauslassen musste. Wer genau es war, ist nicht bekannt, aber er fühlte sich betrogen. Vom Schiedsric­hter Patrick Alt. Kurz davor hatte der ein klares Tor – so sahen es die meisten Zuschauer – für Stuttgart nicht gegeben. Der Schuss von Nicolas Sessa von der Strafrauml­inie ging an die Unterlatte, von dort sprang der Ball wohl im Tor auf und wieder raus. Die Stuttgarte­r Spieler reklamiert­en

Der Schiedsric­hter gibt ein Tor nicht

lautstark. Doch es half nichts. Der erste Ulmer Sieg nach fünf Spielen stand fest. Hinterher gab sich Stuttgarts Trainer Andreas Hinkel diplomatis­ch: „Ob der Ball im Tor war, kann ich nicht beurteilen.“

Zuvor erwischten die Ulmer einen Start nach Maß. Schon nach fünf Minuten wurde Alper Bagceci im Stuttgarte­r Strafraum attackiert und kam zu Fall. Schiedsric­hter Alt entschied auf Elfmeter – auch diese Entscheidu­ng war schon zumindest fragwürdig. Thomas Rathgeber interessie­rte das herzlich wenig. Er verwandelt­e zum 1:0 (6.). Trotz der frühen Führung blieb der Spielverla­uf zunächst offen. Die Ulmer spielten schnellen, druckvolle­n Fußball, offenbarte­n den Stuttgarte­rn aber immer wieder Platz in deren Angriffsdr­ittel. So kamen die zu gefährlich­en Chancen. In der zehnten Minute musste Torwart Holger Betz glänzen, als Joel Sonora mit einem einfachen Dribbling die Ulmer Verteidige­r aussteigen ließ und vor dem Schlussman­n alleine zum Schuss kam. Kurz danach war es Jan Ferdinand, dessen Schuss übers Tor ging.

Die Spatzen hatten zwar mehr Spielantei­le, suchten aber teils verzweifel­t nach Lücken im Stuttgarte­r Spiel. Nur: die gab es kaum. Daraus resultiert­e, dass sich die SpatzenVer­teidiger den Ball zuschoben, um den VfB aus der Reserve zu locken. Dessen Spieler standen aber so fest in der eigenen Hälfte, dass es so schien, als wollten sie sich dort häuslich einrichten.

Schön war das nicht, aber zumindest hielten sie so die Spatzen vom Tor fern. Bis zur 28. Minute. Es war bezeichnen­d, dass David Braigs Tor mit einem langen Ball vom Mittelkrei­s vorbereite­te wurde. Die Stuttgarte­r Defensive schlief, der Ball landete auf Braigs Fuß und fand von dort seinen Weg ins Tor. Kurzer Jubel im Ulmer Donaustadi­on, dann ging es wieder von vorne los. Die Ulmer spielten auf Ballbesitz, die Stuttgarte­r lauerten auf Konter. Mehr hatten die Gäste in der ersten Halbzeit nicht in petto. Den Ulmern sollte es reicht sein. Sie gingen mit dem 2:0 in die Pause.

Die Spatzen kamen sehr bissig aus der Kabine. Bagceci hatte in der 52. Minute nach einem sehr schönen Solo die Chance zum 3:0, scheiterte aber mit seinem Schuss aus rund 18 Metern. Danach ließ der Druck der Ulmer auch schon wieder etwas nach. Für die Stuttgarte­r reichte es aber noch. Gegen das harte, körperbeto­nte Spiel der Spatzen hatten die tchnisch starken Spieler aus der württember­gischen Hauptstadt kaum etwas zu melden. Den Spatzen wiederum schien die Rolle des Wellenbrec­hers zu gefallen. Jegliche Angriffsbe­mühungen des VfB, auch wenn die spärlich gesät waren, erstickten sie im Keim und schienen sich mit der 2:0-Führung sehr wohlzufühl­en. Vielleicht zu wohl. In der 80. Minute zog der eingewechs­elte Hayk Galstyan vom Strafraumr­and ab und der Ball segelte über Betz hinweg ins Tor. Ganz glücklich sah er nicht aus in der Situation. Plötzlich wirkten die Spatzen ängstlich und ließen den VfB spielen. Letztlich war es der Schiedsric­hter, der diese Angst ungestraft ließ.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? David Braig jubelt nach seinem Treffer zum 2:0 für die Ulmer Spatzen. Für Diskussion­en sorgten hinterher aber die Entscheidu­n gen des Schiedsric­hters.
Foto: Horst Hörger David Braig jubelt nach seinem Treffer zum 2:0 für die Ulmer Spatzen. Für Diskussion­en sorgten hinterher aber die Entscheidu­n gen des Schiedsric­hters.

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