Illertisser Zeitung

Barbie mit Kopftuch?

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Barbie mit Hidschab, na das wurde aber wirklich Zeit. Nun dürfen endlich auch muslimisch­e Mädchen mit der dürren Plastikpup­pe spielen, haben ihr Role Model im Miniformat, herrscht kulturelle Vielfalt in den Kinderzimm­ern. Und großartig ja auch für den Spielzeugh­ersteller: Dem nämlich erschließt sich damit ein neuer Käufermark­t. Schleier über Kopf, schon ist die Barbie nicht mehr anstößig! Kann also endlich auch in Saudi-Arabien wieder verkauft werden. Und damit ist man auch schon beim Kern des Problems. Es geht eben nicht um die x-te Barbie, die nun halt statt Reiterkapp­e oder Krönchen ein Kopftuch trägt, nicht um kulturelle Diversität und um Gleichbere­chtigung. Sondern darum, dass dieser Barbie ein Kleidungss­tück aufgesetzt wird, gegen das Millionen muslimisch­er Frauen kämpfen, weil sie ohne nicht das Haus verlassen dürfen. Die dieses Kopftuch nur unter Zwang tragen. Alles kein Spiel. Das aber war Mattel wohl herzlich egal, als er die Säbelfecht­erin Ibtihaj Muhammad als Vorbild für seine Sheroes-Kollektion wählte. Super Sportlerin, schon klar, aber berühmt vor allem, weil sie als erste amerikanis­che Athletin bei Olympische­n Spielen mit Kopftuch antrat. In Sachen Entschloss­enheit hätte man als Puppenvorb­ild auch Dorsa Derakhshan­i wählen können: Die iranische Schachspie­lerin wurde von ihrem Verband gesperrt, weil sie sich bei einem Turnier weigerte, das Kopftuch zu tragen, spielt nun für die USA. Nur ein Beispiel. Muss man sich aber wegen einer Barbie gleich so aufregen? Ach was. Auch dieser wird es so ergehen wie Millionen vor ihr. Barbies werden an- und umgezogen, gekämmt, manchmal auch bemalt und liegen irgendwann vergessen in einer Truhe im Kinderzimm­er. Oft haben sie dann nichts mehr an. Auch kein Kopftuch.

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