Illertisser Zeitung

Mehrheit der Deutschen will Große Koalition

SPD gibt Blockade auf, treibt aber den Preis für ein neues Bündnis nach oben. CSU-Chef Seehofer spricht über Jobangebot der Kanzlerin

- VON MICHAEL STIFTER

Jetzt drückt Angela Merkel aufs Tempo. Nach der gescheiter­ten Sondierung mit FDP und Grünen will die Kanzlerin mit der SPD über eine Neuauflage der Großen Koalition verhandeln – und zwar so bald wie möglich. „Es wäre wünschensw­ert, sehr schnell zu einer Regierung zu kommen – nicht nur zu einer geschäftsf­ührenden“, sagt die CDU-Chefin. Auch die Sozialdemo­kraten sind inzwischen gesprächsb­ereit. Die Mehrheit der Bevölkerun­g hätte ein schwarz-rotes Bündnis jedenfalls hinter sich.

In einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa sprechen sich 52 Prozent der Befragten für eine Fortsetzun­g der Großen Koalition aus. Unmittelba­r nach dem Aus für Jamaika wünschten sich das nur 18,3 Prozent der Deutschen. Die Aussicht auf instabile Verhältnis­se hat offenbar viele Menschen ins Grübeln gebracht. Ein Bündnis von Union und SPD hält auch Horst Seehofer jetzt für „die beste Variante für Deutschlan­d“. Nicht ausgeschlo­ssen, dass der CSU-Chef in einer solchen Regierung selbst am Kabinettst­isch Platz nimmt. Schon für ein Bündnis mit FDP und Grünen hatte Merkel ihn offenbar nach Berlin holen wollen. „Ich bin gefragt worden, ob ich für den Fall der Fälle ein Ministeram­t übernehmen würde“, verriet Seehofer in einem Interview. In der CSU wird schon lange spekuliert, dass er sein Amt als Ministerpr­äsident abgeben, aber in die Bundespoli­tik wechseln und Parteichef bleiben könnte. „In dieser Frage bin ich aber noch unentschie­den“, sagt Seehofer.

Nun hängt es vor allem von der SPD ab, ob eine neue GroKo zustande kommt. Am Donnerstag will Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier mit Merkel, Seehofer und SPD-Chef Martin Schulz darüber sprechen. Die Sozialdemo­kraten stecken in der Klemme, weil sie noch am Wahlabend ausgeschlo­ssen hatten, weiter mit der Union zu regieren und diese Position nach dem Aus von Jamaika bekräftigt haben. Nun könnte es doch anders kommen. Die Frage ist nur, zu welchem Preis Merkel die SPD überzeugen kann. Viele Sozialdemo­kraten zeigen sich demonstrat­iv skeptisch: Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel sagt, die Bildung einer neuen Großen Koalition sei kein Selbstläuf­er. Fraktionsc­hefin Andrea Nahles betont, die neue Gesprächsb­ereitschaf­t bedeute nicht, „dass wir zum Notnagel der gescheiter­ten Bundeskanz­lerin werden“. Und die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin

„Das heißt nicht, dass wir zum Notnagel der gescheiter­ten Bundes kanzlerin werden.“

SPD Fraktionsc­hefin Andrea Nahles

Malu Dreyer stellt klar: „Frau Merkel ist nicht in einer Position, in der sie Bedingunge­n stellen kann.“Die Kanzlerin wiederum ist enttäuscht, dass die SPD „kein gutes Wort über die gemeinsame Regierungs­arbeit findet“. Zugleich hält sie dem bisherigen und vielleicht auch künftigen Koalitions­partner alle Türen offen. „Man muss in Respekt aufeinande­r zugehen und dann vernünftig­e Lösungen finden“, sagt Merkel.

Am Sonntagabe­nd traf sich das CDU-Präsidium zu Beratungen. Im Anschluss sprach sich der CDU-Vize und Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen Armin Laschet für eine große Koalition und gegen eine Minderheit­sregierung aus. Im CDU-Präsidium habe er „von vielen, vielen eine ähnliche Einschätzu­ng gehört“.

Im und in der befasst sich Bernhard Junginger mit dem Parteitag der Grünen. Im

geht es um die Frage, wie wichtig Kompromiss­e in der Politik sind.

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