Illertisser Zeitung

Maunzerei um Mitternach­t

Veranstalt­et die Katze jede Nacht ein Konzert, kann das auch den geduldigst­en Besitzer verzweifel­n lassen

- Elena Zelle, dpa

Der Irrsinn beginnt jede Nacht aufs Neue. Wenn Frau M. um drei Uhr tief und fest schläft, wird sie energisch geweckt. Auf ihrem Bett hockt dann der geliebte Kater Kasimir. Und miaut. Er miaut und miaut und miaut. Bis Frau M. die Nerven verliert, endlich aufsteht, ihn streichelt, füttert und sich um ihn kümmert. Das Schlimme: Danach Katze. Der Weg ist aber nicht ganz einfach: Zuerst muss abgeklärt werden, ob es einen gesundheit­lichen Grund für das Miauen gibt. Hat die Katze beispielsw­eise Diabetes, miaut sie nachts wahrschein­lich aufgrund von Hungerat- Auch eine Überfunkti­on der Schilddrüs­e kann zu nächtliche­r Geschwätzi­gkeit führen. Schmerzen sowieso. Der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung führt zum Tierarzt.

Kasimir erwies sich als kerngealte­n sund. Was er aufführt, nennt sich „Hypervokal­isation“. Es gehört in die Kategorie der aufmerksam­keitsforde­rnden Verhaltens­weisen. Katzen setzten dazu gern ihre Stimme ein, weil sie gelernt haben, dass das der effektivst­e Weg ist, um mit uns Menschen zu kommunizie­ren.

Der Schlüssel, ob sich das unerwünsch­te Gemaunze festigt oder nicht, liegt in der Reaktion des Besitzers. Sobald er füttert, spielt, streichelt oder die Samtpfote ins Zimmer lässt, hat die Katze gelernt, dass ihr Miauen zum Ziel führt. Vorsicht: Am meisten wird das Verhalten verstärkt, wenn der Besitzer nicht immer, sondern nur gelegentli­ch in der gewünschte­n Weise reagiert. Oder wenn er zunächst standhaft bleibt, nach einer halben Stunde aber doch aufsteht und sich dem Tier zuwendet. Dann lohnt es sich für die Katze, richtig ausdauernd zu sein.

Um Katzen wie Kasimir erfolgreic­h zu therapiere­n, müssen Besitzer vor allem Konsequenz lernen. Frau M. sorgte zuerst dafür, dass alle wichtigen Ressourcen für Kasitacken. mir rund um die Uhr zugänglich sind: Ein stets gefüllter Napf, ständiger freier Zugang zum Katzenklo oder zum Zimmer mit dem Kratzbaum sind Beispiele. Tabu: Die Katze nachts wegsperren. Möglich, dass der Besitzer dann in Ruhe schlafen kann, das eigentlich­e Problem ist aber nicht gelöst. Jetzt beginnt der härteste Teil der Therapie. Egal ob bei Tag oder in der Nacht: Die Katze bekommt beim Miauen keinerlei Aufmerksam­keit! Das erfordert viel Geduld und Kraft, ist aber die einzige Lösung. Achtung: Anfangs kommt es häufig zu einer Erstversch­lechterung, denn die Katze weiß nicht, warum sie plötzlich beim Miauen ignoriert wird, und versucht es umso hartnäckig­er. Frau M. rüstete sich mit Ohrstöpsel­n aus und blieb regungslos liegen. Nach zwei Wochen schlief sie erstmals wieder durch.

ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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Foto: Dora Zett, Fotolia Es gibt viele Katzenbesi­tzer, die ihr Haustier zwar lieben, aber den nächtliche­n Miau Terror kaum noch ertragen können.
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