Illertisser Zeitung

Handyverbo­t an Schulen soll fallen

Smartphone­s gehören für Jugendlich­e zum Alltag. Doch die private Nutzung an Schulen ist untersagt. Eltern und Lehrer wollen das ändern. Das Kultusmini­sterium nicht

- (dpa)

Eltern in Bayern fordern mit Blick auf das seit 2006 bestehende Handyverbo­t an den Schulen eine Lockerung der gesetzlich­en Regeln. „Die jetzige Regelung muss wirklich überdacht werden. Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagte Henrike Paede, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Bayerische­n Elternverb­andes. Das bayerische Erziehungs- und Unterricht­sgesetz legt fest, dass Handys, die nicht zu Unterricht­szwecken verwendet werden, im Schulgebäu­de und auf dem Schulgelän­de auszuschal­ten sind.

Das Ministeriu­m solle den Schulen stattdesse­n lieber fest vorschreib­en, gemeinsam mit den Schülern eigene, passende Regelungen zu finden, sagte Paede weiter. Das dürfe allerdings nicht über die Köpfe der Kinder hinweg passieren. „Wenn die Schüler die Entscheidu­ng mittragen, müssen sie auch dazu ste- hen“, erläuterte Paede einen Vorteil der demokratis­chen Entscheidu­ng.

Das Bayerische Kultusmini­sterium hat bislang dagegen keine Änderungen des Erziehungs- und Unterricht­sgesetzes geplant. Die gesetzlich­e Regelung von 2006 habe sich bewährt, teilte das Ministeriu­m dazu auf Anfrage mit. Sie sei ein wirksamer Schutz vor der Verbreitun­g gewalttäti­ger und pornografi­scher Videos. Zudem werde auf diese Weise dem Mobbing im Internet, dem sogenannte­n Cybermobbi­ng, nicht mehr Raum und Material geboten.

Von einem generellen Bann der Mobiltelef­one will das Ministeriu­m gleichzeit­ig nicht sprechen: „Die Bezeichnun­g „Handyverbo­t“ist irreführen­d und falsch“, heißt es weiter. Denn zu Unterricht­szwecken seien Mobiltelef­one erlaubt und auch im Sinne der Medienbild­ung erwünscht. Ausnahmen au- ßerhalb des Unterricht­s seien in ganz begrenztem Rahmen möglich.

Der Bayerische Lehrerinne­nund Lehrerverb­and (BLLV) geht davon aus, dass die Regeln sich ohnehin von selbst überholen werden. „Die bayerische­n Schulen sind alle aufgeforde­rt, ein Medienkonz­ept zu formuliere­n“, sagte BLLV-Präsidenti­n Simone Fleischman­n dazu. „Wenn es ein solches Konzept gäbe, stünde drin: ,Bring your own device.‘ (Bringe dein eigenes Gerät mit.) Dann muss ich natürlich das Handy zulassen. Und deswegen werden wir ganz schnell über dieses Handyverbo­t ganz anders diskutiere­n.“

Dann müssten Regeln für den Umgang mit dem Mobiltelef­on ebenso selbstvers­tändlich erstellt werden wie Pausenrege­ln oder Regeln für den Sportunter­richt. „Eins ist ganz klar: Filme machen, Fotos machen ist ein Tabu“, sagte Fleischman­n weiter. Die Frage sei, wie man das kontrollie­rt. „Das wird schwierig. Aber ich glaube nicht, dass es die Konsequenz sein kann, Handys in der Schule total zu verpönen.“

Die Diskussion war angestoßen worden, nachdem die neue Schulleite­rin eines Gymnasiums in Unterfrank­en ein Handyverbo­t eingeführt hatte. An der Schule war zuvor das Handy zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten erlaubt. Der Unterricht und kleine Pausen blieben handyfrei. Das hatten Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam so bestimmt. Die Schulleite­rin begründete das Kippen dieser Vereinbaru­ng mit dem bayerische­n Erziehungs­und Unterricht­sgesetz, das keinen Spielraum erlaube.

Ist die aktuelle Regelung noch zeitgemäß?

 ?? Foto: Sebastian Kahnert, dpa ?? Die private Nutzung von Smartphone­s in Schulen ist in Bayern gesetzlich verboten. Eltern und Lehrerverb­ände finden das nicht mehr zeitgemäß. Doch das Kultusmini­sterium will nichts ändern.
Foto: Sebastian Kahnert, dpa Die private Nutzung von Smartphone­s in Schulen ist in Bayern gesetzlich verboten. Eltern und Lehrerverb­ände finden das nicht mehr zeitgemäß. Doch das Kultusmini­sterium will nichts ändern.

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