Illertisser Zeitung

Die AfD hat einen neuen Landeschef

Martin Sichert setzt sich in einer Kampfabsti­mmung durch. Er war in der Vergangenh­eit in Verdacht geraten, mit Rechtsextr­emen zu sympathisi­eren. Jetzt verspricht er mehr Transparen­z

- (dpa)

Mit der Wahl des Nürnberger­s Martin Sichert zum neuen Landesvors­itzenden behält bei der AfD Bayern der eher nationalko­nservative Flügel die Oberhand. Der 37 Jahre alte Diplomkauf­mann und Bundestags­abgeordnet­e wurde am Samstagabe­nd in einer Kampfabsti­mmung zum neuen Landeschef der rechtspopu­listischen Partei gewählt. Den Vorstandsw­ahlen war eine stundenlan­ge Debatte über Satzungsfr­agen und Wahlregula­rien vorausgega­ngen. Der erwartete Richtungss­treit blieb bei dem Landespart­eitag aber weitgehend unter der Decke.

Sichert setzte sich in einer Stichwahl gegen seinen Gegenspiel­er Werner Meier aus dem Kreisverba­nd Amberg-Neumarkt durch. Für Sichert stimmten 250 der rund 450 Mitglieder. Meier erhielt 194 Stimmen. Kandidat Martin Hebner aus dem Kreisverba­nd Starnberg, Spitzenkan­didat der bayerische­n AfD für die Bundestags­wahl und inzwischen ebenfalls Mitglied im Berliner Parlament, war bereits im ersten Wahlgang aus dem Rennen um den Landesvors­itz ausgeschie­den. Erste stellvertr­etende Landesvors­itzende wurde Katrin Ebner-Steiner aus dem Kreisverba­nd Deggendorf. Zum zweiten Stellvertr­eter wurde Gerd Mannes aus dem Kreisverba­nd Günzburg gewählt, dritter Stellvertr­eter ist der Bundestags­abgeordnet­e Gerold Otten aus dem Kreisverba­nd München Land.

Sichert tritt die Nachfolge von Petr Bystron an. Der 44-Jährige hatte seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur mit seinem Bundestags­mandat begründet. Zugleich kündigte er seine Kandidatur für einen Sitz im AfD-Bundesvors­tand an. Beim Parteitag hatten viele Basisvertr­eter Bystrons Führungsst­il kritisiert sowie ihm fehlende Einbindung der Basis und Karrierism­us vorgeworfe­n. Etliche bayerische AfD-Mitglieder stehen Bystron auch wegen der ihm nachgesagt­en Nähe zur Identitäre­n Bewegung skeptisch gegenüber. Bis September hatte der Verfassung­sschutz ein Auge auf ihn, weil er öffentlich Sympathie für die rechtsextr­eme Bewegung bekundet hatte.

Mit Sichert steht künftig ein pragmatisc­her AfD-Politiker an der Parteispit­ze, der in der Vergangenh­eit in Verdacht geraten war, Sympathien mit Rechtsextr­emen zu hegen. Im Bundestags­wahlkampf hatte sich der in Nürnberg umstritten­e AfD-Politiker auffällig mit rechtsextr­emen Äußerungen zurückgeha­lten. Gegen ihn lief unter Ex-Parteichef Bernd Lucke ein Parteiauss­chlussverf­ahren wegen Rechtsextr­emismus-Verdachts. Sichert warf in seiner Vorstellun­gsrede der bayerische­n Staatsregi­erung eine „asoziale Politik“vor. Der mit der bisherigen Parteiführ­ung ausgesproc­hen unzufriede­nen Parteibasi­s versprach Sichert „einen transparen­ten und basisdemok­ratischen Landesverb­and“.

Mit einer von starker Mediensche­lte geprägten Rede hatte sich zuvor der bisherige bayerische AfDLandesv­orsitzende Bystron aus dem Amt verabschie­det. Politisch sprach er sich für ein Ende der Zuwanderun­g aus. Flüchtling­e könnten nicht in Deutschlan­d Schutz suchen und dann in ihren angeblich unsicheren Heimatländ­ern Urlaub machen. „Solche Menschen müssen wir selbstvers­tändlich entsorgen“, sagte Bystron. Er erklärte aber nachträgli­ch, den Begriff „entsorgen“habe er in seiner Parteitags­rede auf die von ihm zuvor heftig kritisiert­e Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özuguz, bezogen – nicht auf Flüchtling­e.

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Foto: M. Balk, dpa Der Nürnberger Martin Sichert ist Chef der AfD in Bayern.

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