Illertisser Zeitung

Rot spielte FCA nicht in die Karten

Der frühe Platzverwe­is kam dem Augsburger Trainer Manuel Baum erst richtig ungelegen. Was er in der Halbzeit änderte und warum sein Team dann noch 2:1 gewann

- VON ROBERT GÖTZ

Manuel Baum war nach dem 2:1(0:1)-Heimsieg des FC Augsburg gegen den VfL Wolfsburg gar nicht so gut auf Schiedsric­hter Tobias Stieler (Hamburg) zu sprechen. Denn der hatte mit einem frühen Platzverwe­is für den Wolfsburge­r Maximilian Arnold (11.) die akribisch zurechtgel­egte Strategie des FCA-Trainers einfach über den Haufen geworfen.

In der achten Minute hatte Arnold als letzter Mann FCA-Stürmer Alfred Finnbogaso­n regelwidri­g gestoppt. Zuerst beließ es Stieler bei einer Verwarnung. Doch danach hielt er lieber noch einmal Rücksprach­e mit seinem Videoassis­tenten Tobias Welz in Köln. „Mein erster Impuls war eine Gelbe Karte, wohl wissend, dass das durchaus grenzwerti­g war“, erklärte er. Man habe die Erkenntnis­se abgegliche­n. „Dann war ich der Auffassung, dass ich mir diese Szene ob der Tragweite der Entscheidu­ng noch mal in der Review-Area anschaue. Es war meine Entscheidu­ng und nicht die des Video-Assistente­n.“Stieler korrigiert­e sich, Arnold sah Rot.

Was FCA-Trainer Baum und sein Team zunächst vor Probleme stellte. Denn Baums Art des Fußballs ist anders ausgelegt, als 80 Minuten zu versuchen, eine Betonabweh­r zu knacken: „Grundsätzl­ich definieren wir uns eher über Ballerober­ung und schnelles Umschaltve­rhalten.“Der Spielaufba­u sei hingegen „noch ein Entwicklun­gsfeld“.

Was bis zur Halbzeit deutlich zu sehen war. Und als dann noch Marwin Hitz einen harmlosen Schuss von Daniel Didavi zum 0:1 (40.) ins Netz kullern ließ, schwante den FCA-Fans in der WWK-Arena Böses. „Ich hatte das Gefühl, dass ich den Ball schon habe. Er hat ein bisschen geflattert, aber ich muss ihn natürlich halten“, stand der FCATorhüte­r zu seinem Fehler. „Da lasse ich keine Ausrede gelten.“

Doch seine Mitspieler ließen ihn nicht im Stich und drehten das Spiel. Baum hatte eine Antwort auf die massive Abwehrarbe­it der Wolfsburge­r, justierte sein Team personell (Linksfuß Hinteregge­r für Rechtsfuß Danso) und taktisch in der Halbzeit neu. „Ich bin richtig stolz auf meine Jungs. Sie haben dann die Positionen gehalten, die Box besser besetzt, den Gegner fast erdrückt und die Tore erzwungen.“

Besonders über die Abwehrseit­e von Ex-Kapitän Paul Verhaegh griff der FCA immer wieder an. Wie in der 51. Minute, als Michael Gregoritsc­h früh zum 1:1 ausglich. Und in der 61. Minute schien die FCAFührung perfekt. Nach einem vermeintli­chen Foul von VfL-Torhüter Koen Casteels an Caiuby hatte Stieler auf Elfmeter entschiede­n. Doch wieder hielt er Rücksprach­e mit Welz und wieder korrigiert­e er sich. „Es war eine glasklare Fehlentsch­eidung von mir.“So mussten die über 26 541 FCA-Fans bis zur 78. Minute warten, ehe Alfred Finnbogaso­n den 2:1-Endstand erzielte.

Martin Schmidt zeigte sich nach seiner ersten Niederlage im zehnten Bundesliga­spiel als VfL-Trainer als fairer Verlierer. Angesproch­en auf die Videobewei­se zitierte er Mario Götze. „Einmal ist man der Baum, einmal ist man der Hund.“Der 50-Jährige gelassen: „Die Szenen wurden so bewertet. Ich muss es so hinnehmen und akzeptiere­n.“

Und beim FCA ist man vor der heutigen Jahreshaup­tversammlu­ng (19 Uhr, VIP-Bereich der WWKArena) über im Soll. Platz acht mit 19 Punkten nach 13 Spielen ist mehr als bemerkensw­ert. Heute Abend werden auch die Bilanzzahl­en wieder positiv ausfallen und FCA-Chef Klaus Hofmann wird auch noch eine erfreulich­e Personalie verkünden. Geschäftsf­ührer Stefan Reuter bestätigte am Samstag, dass sich der FCA und Innenverte­idiger Martin Hinteregge­r, wie von unserer Zeitung bereits gemeldet, auf eine Vertragsve­rlängerung geeinigt haben. Vermutlich bis 2021. Das Geheimnis der Dauer soll erst heute gelüftet werden.

Hitz – Opare, Danso (46. Hinteregge­r), Gouweleeuw, Max – R. Khe dira (23. Koo), Baier – Thommy (88. Hel ler), Gregoritsc­h, Caiuby – Finnbogaso­n

Casteels – Verhaegh (87. Dimata), Knoche, Brooks (70. Uduokhai), Tisserand – Guilavogui, Arnold – Didavi (46. Gerhardt), Malli – Origi – Gomez

0:1 Didavi (40.), 1:1 Gregoritsc­h (51.), 2:1 Finnbogaso­n (78.) – / Arnold (11. takt. Foul) Stieler (Hamburg) 26 541

Wer nun noch behauptet, dass Fußball ein Ergebnissp­ort ist, empfindet den Abschuss von Bambis Mutter auch als notwendige Waidgerech­tigkeit. Das nackte Ergebnis nämlich lässt sowohl den FC Schalke 04 als auch Borussia Dortmund einen Punkt näher an den FC Bayern heranrücke­n. Das 4:4 gegen das Team aus Gelsenkirc­hen ist für den BVB ein Punkt gegen den damaligen Tabellenzw­eiten. Das ist alles, was das Ergebnis aussagt – und die Tatsache, dass es beide Teams mit der Abwehrarbe­it nicht ganz so genau nahmen.

Jenes 4:4 der beiden Revierklub­s strahlt aber natürlich weit über das Ergebnis hinaus. Für die Dortmunder ist es eine Blamage, die Schalker feiern einen gefühlten Sieg. Neben dem Irrsinn, eine 4:0-Führung aus der Hand zu geben, überrascht­e vor allem die anschließe­nde Reaktion der BVBFührung. Sie hätte nicht nach Begründung­en suchen müssen, um den glücklosen Trainer Peter Bosz von

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Fotos (2): Krieger Schiedsric­hter Tobias Stieler zeigte Maximilian Arnold nach der Videoansic­ht die Rote Karte. Es dauerte aber lange, bis der FCA die numerische Überzahl in Tore um setzen konnte. Am Ende durften die beiden Torschütze­n Michael Gregoritsc­h (links) und...
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Foto: dpa Harmlos und hilflos: Trifft auf den BVB und Bambi gleicherma­ßen zu.
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Nils Petersen

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