Illertisser Zeitung

Heynckes widerspric­ht Hoeneß

Eine Ankündigun­g des Präsidente­n löst Irritation­en beim 72-jährigen Trainer aus. Das 1:2 in Gladbach gerät zur Nebensache – offenbart aber auch die Probleme des Meisters

- (dpa)

Es bleibt dabei. Eine Verlängeru­ng der vierten Amtszeit von Jupp Heynckes als Trainer des FC Bayern München wird es nicht geben. „Ich weiß nicht, was Uli bewegt hat, so etwas zu sagen. Da hat er wohl etwas emotional reagiert. Es gibt ganz klar eine Vereinbaru­ng bis zum Ende der Saison. Und dabei bleibt es, da gibt es nichts dran zu rütteln“, stellte Heynckes nach dem 1:2 bei Borussia Mönchengla­dbach klar.

Auf der Jahreshaup­tversammlu­ng am Freitag hatte Uli Hoeneß das Thema Vertragsve­rlängerung angeheizt. Der Präsident verkündete, der „Glückszust­and“mit dem im Oktober als Übergangst­rainer zurückgeke­hrten Triple-Champion müsse nicht zwingend im Sommer enden. „Das halte ich für möglich“, sagte Hoeneß zu einer Fortsetzun­g des erfolgreic­hen Engagement­s seines guten Freundes. Wie viele andere Spieler, die Heynckes zum Bleiben bewegen wollen, hätte auch Weltmeiste­r Mats Hummels absolut nichts dagegen. „Ich habe jetzt seit zehn Spielen eine gute Erfahrung mit ihm gemacht. Ich habe keine Einwände“, sagte der Nationalsp­ieler in Mönchengla­dbach.

„Das hat nichts mit Freundscha­ft zu tun. Man hat nun genügend Zeit einen Trainer zu finden“, sagte Heynckes jedoch zum Hoeneß-Vorstoß. Nach der Trennung von Carlo Ancelotti Ende September sei es „eine ganz andere Situation“gewesen. Heynckes schloss nicht aus, bei der Suche eines Nachfolger­s behilflich zu sein. „Es wird in den nächsten Wochen sicher Gespräche geben. Aber im Moment denke ich nicht daran, wer ab Sommer beim FC Bayern arbeitet.“

Vorerst hat Heynckes auch genügend mit seinem Team zu tun, dessen Vorsprung an der Tabellensp­itze auf drei Punkte schmolz. Bei der ersten Niederlage nach zuvor neun Pflichtspi­elsiegen unter Heynckes deutete sich wie schon beim 2:1 beim RSC Anderlecht ein Substanzve­rlust an. Nach den Toren von Thorgan Hazard (39./Handelfmet­er) und Matthias Ginter (44.) gelang trotz großen Aufwands nur noch der Anschlusst­reffer durch Arturo Vidal (74.).

Heynckes führte die zweite Niederlage der Bundesliga-Saison auch auf den personelle­n Aderlass zurück. Die vielen Offensiv-Ausfälle von Thomas Müller, der aber vor der Rückkehr steht, Franck Ribéry sowie zuletzt Thiago und Arjen Robben sind auf Dauer auch beim Rekordmeis­ter nicht zu kompensier­en. Heynckes konnte nach der Halbzeit nur noch Kingsley Coman als versierte Offensivkr­aft auf das Feld schicken. Der Franzose hatte nach einer Blessur am Fuß aber noch einen Fitness-Rückstand. „Wir hatten sieben verletzte Spieler zu Hause und heute noch mal zwei dazu. Das ist schon schwierig“, befand Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic. Immerhin waren die neuen Blessuren nicht schwer.

James Rodríguez blieb wegen des Verdachts auf Gehirnersc­hütterung in der Kabine, wird aber wohl nicht länger ausfallen. Die Auswechslu­ng des zuvor lange verletzten Juan Bernat, der ein Ziehen im Oberschenk­el verspürte, war laut Heynckes eine „reine Vorsichtsm­aßnahme“. Dass die Siegesseri­e ausgerechn­et bei seiner alten Liebe Borussia endete, machte es für Heynckes nicht erträglich­er. „Ich bin sehr gerne in Mönchengla­dbach. Ich hatte hier eine schöne Zeit als Spieler und Trainer. Aber in erster Linie bin ich Profi und arbeite beim FC Bayern. Da will ich gewinnen.“Aber nur bis zum Saisonende.

Sommer – Elvedi, Ginter, Vestergaar­d, Wendt – C. Kramer (11. Jantschke (46. Johnson)), Zakaria – Hazard, Herrmann – Stindl, Raffael (90.+1 Drmic) Ulreich – Kimmich, Süle, Hummels, Bernat (45. Coman) – Martínez, Rudy (68. Wriedt) – Tolisso, Vidal, James Rodríguez (46. Friedl) – Le wandowski 1:0 Hazard (39./Handelf meter), 2:0 Ginter (44.), 2:1 Vidal (74.) 54 018 (ausverkauf­t) Manuel Gräfe (Berlin)

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Foto: Witters Jupp Heynckes kann der Idee, sein Engagement in München über den Sommer hinaus fortzuführ­en, nicht viel abgewinnen. Nach der Niederlage in Gladbach fand er daher deutliche Worte für die Wunschvors­tellung seines Freundes Uli Hoeneß.

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