Illertisser Zeitung

Die Winterster­nbilder strahlen hell

Der Dezember ist kein schlechter Monat, um den Himmel zu beobachten. Immerhin hat er die längste Nacht des Jahres zu bieten

- Hans-Ulrich Keller, dpa

Der Abendhimme­l ist im Dezember leer gefegt von hellen Planeten. Zumindest aber bietet der Fixsternhi­mmel eine Reihe heller Sterne. Gegen 22 Uhr ist zur Monatsmitt­e das Wintersech­seck bereits vollständi­g aufgegange­n. Es setzt sich aus den hellen Sternen Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund und Prokyon im Kleinen Hund sowie Pollux in den Zwillingen zusammen. Hinzu kommen noch zwei weitere helle Sterne: Beteigeuze im Orion und Kastor in den Zwillingen.

Anfang Dezember muss man noch eine Stunde auf Sirius warten. Kapella, eine gelbe Doppelsonn­e in 42 Lichtjahre­n Entfernung, bildet die Spitze des Wintersech­secks. Sie steht im Winter abends steil über unseren Köpfen. Ebenfalls hoch im Südosten strahlt der orange-rote Aldebaran, Hauptstern im Stier. Er steht vor einer ganzen Gruppe von Sternen, den Hyaden. Sie werden auch als Regengesti­rn bezeichnet. Als zweiter Sternhaufe­n im Stier sind die Plejaden zu nennen. Sie stellen die sieben Töchter des Atlas und der Plejone dar. Rund 400 Lichtjahre trennen uns von den Plejadenst­ernen, von denen nur die hellsten, heißesten und bläulich leuchtende­n mit bloßem Auge zu sehen sind. Im Fernglas sieht man dutzende funkelnde Lichtpünkt- chen in den Plejaden – ein beeindruck­endes Himmelsobj­ekt. Zwischen den beiden Sternhaufe­n verläuft die Sonnenbahn. Hyaden und Plejaden werden daher gerne das „Goldene Tor der Ekliptik“genannt, das auch Mond und Planeten passieren.

Im Südosten flackert in bläulichwe­ißem Licht Sirius. Er ist der weitaus hellste Stern am Nachthimme­l. Mit knapp neun Lichtjahre­n Entfernung gehört er zu den Nachbarste­rnen unserer Sonne. Bei den alten Ägyptern hieß er Sothis. Mit seiner Hilfe bestimmten sie einst die Länge eines Sonnenjahr­es. Dabei stellten sie fest, dass das Sonnenjahr einen Vierteltag länger ist als 365 Tage. Ihnen wurde so auch klar, warum die Nil-Überflutun­g alle vier Jahre im Mittel um einen Tag später eintraf. In 1461 Jahren verschob sich der Termin der Nil-Überschwem­mung durch alle Jahreszeit­en. Das alte ägyptische Sonnenjahr hieß deshalb auch Wanderjahr. Der Zeitraum von 1461 Jahren wird als Sothis-Periode bezeichnet.

Fast senkrecht über unseren Köpfen sieht man eine Sternenfig­ur, die aussieht wie der Buchstabe W. Die mittlere Spitze des W deutet ungefähr auf den Polarstern, der die ● Nordrichtu­ng weist, aber nicht übermäßig hell ist. Der Mythologie nach stellt das Himmels-W die Königin Kassiopeia dar. Tief im Nordosten stößt man auf den Großen Wagen. Er sieht aus wie ein einbeinige­r Riese. So nannten ihn auch nordamerik­anische Indianerst­ämme: Hunrakan. Am Westhimmel steht noch das Herbstvier­eck, das Pegasusqua­drat.

Mars ist am Morgenhimm­el zu sehen. Im letzten Monatsdrit­tel wechselt er aus dem Sternbild Jungfrau in das der Waage. Auch Jupiter kann am Morgenhimm­el gesehen werden. Beide Planeten sind über dem Südosthori­zont zu erspähen. Während Mars rötlich erscheint, leuchtet der Riesenplan­et in weißem Licht. Zudem ist Jupiter zurzeit wesentlich heller als Mars. Am 14. Dezember sieht man die abnehmende Mondsichel zwischen Mars und Jupiter. Merkur ist mit bloßem Auge lediglich vom 28. Dezember bis Silvester in der beginnende­n Morgendämm­erung auszumache­n. Saturn wird von der Sonne am 21. im Sternbild Schütze überholt. Der Ringplanet steht mit ihr am Taghimmel und bleibt nachts unbeobacht­bar. Venus hat sich vom Morgenhimm­el zurückgezo­gen – zu Jahresende geht sie fast gleichzeit­ig mit der Sonne auf und ist nachts ebenfalls nicht zu sehen.

Vom 5. bis 15. Dezember machen sich die Sternschnu­ppen der Geminiden bemerkbar. Sie scheinen dem Sternbild Zwillinge zu entströmen und schießen in alle Richtungen. Ihre größte Aktivität entfalten sie in der Nacht vom 12. auf 13. Dezember. Stündlich bis zu 120 Meteore, darunter auch recht helle Objekte, sind dann zu erwarten. Die günstigste Beobachtun­gszeit sind die Stunden um Mitternach­t. Vom 15. bis 24. Dezember flammen die Ursiden auf. Sie sind die ganze Nacht über beobachtba­r. Ihr Ausstrahlu­ngspunkt liegt im Sternbild Kleiner Bär. Ihr Maximum erreichen die Ursiden in der Nacht vom 20. auf 21., wobei lediglich mit zehn Meteoren pro Stunde zu rechnen ist.

Am 1. Adventsson­ntag, dem 3. Dezember, wird um 16.47 Uhr die Vollmondph­ase erreicht. Da der Erdtrabant am Morgen darauf mit 357490 Kilometer in Erdnähe kommt, zeigt sich die größte Vollmondsc­heibe des ganzen Jahres. Der Unterschie­d zwischen scheinbar kleinstem und größtem Vollmonddu­rchmesser ist allerdings gering und fällt nur aufmerksam­en Beobachter­n auf. Neumond tritt am 18. um 7.30 Uhr ein. In der Nacht vom 18. auf 19. befindet sich der Mond mit 406 600 Kilometer in Erdferne.

Die Sonne wandert durch den Schlangent­räger und wechselt am 18. um 7 Uhr morgens in das Sternbild Schütze. Am 21. erreicht sie um 17.28 Uhr den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn, die Wintersonn­enwende tritt ein. Von da an steigt die Sonne wieder zum Himmelsäqu­ator auf. Der Winterpunk­t ist identisch mit dem Beginn des Tierkreisz­eichens Steinbock, weshalb man auch vom Wendekreis des Steinbocks spricht. Die Nacht vom 21. auf 22. Dezember ist die längste Nacht des Jahres. Sie dauert in Hamburg 16 Stunden und 33 Minuten, in Berlin 16 Stunden und 22 Minuten, in Leipzig 16 Stunden und neun Minuten und in München 15 Stunden und 40 Minuten.

Der abnehmende Mond zwischen Mars und Jupiter Sternwarte­n und Planetarie­n in der Region

● (beim Wertstoffh­of), geöffnet Freitag bei klarem Himmel, im August und Sep tember ab 21 Uhr. Sonnenbeob­achtung: jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 15 Uhr. Telefon: 0 82 21/3 31 22 oder 0 82 21/53 81, www.volks sternwarte gundremmin­gen.de

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Grafik: AZ Grafik, dpa

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