Illertisser Zeitung

So klappt Weihnachte­n ohne Stress

Für Patchwork-Familien ist das Fest mit viel Organisati­onsaufwand verbunden, stehen doch die Fragen im Raum: Wer feiert wo, wann und mit wem? Eine Expertin gibt Tipps

- Schaffen das betroffene Eltern alleine? Das klingt sehr komplizier­t. Die KJF Erziehungs-, Jugend- und Interview: Johann Stoll

Der Bund fürs Leben fällt oft kürzer aus, als sich das jung Verliebte ausmalen. Wie sehr trifft eine Trennung Kinder?

Für Kinder ist es immer ein sehr einschneid­endes Erlebnis, wenn die Eltern auseinande­rgehen. Das kann man uneingesch­ränkt sagen. Das gilt für jede Altersstuf­e. Entscheide­nd hängt es davon ab, wie sehr die Eltern nachher mit der Situation umgehen. Ob die Tren- nung in einen Dauerkonfl­ikt mündet oder ob es die Eltern nach der heftigen Trennungsp­hase doch schaffen, als Eltern wieder ein Stück kooperativ­er zu werden.

Meist ist es schon schwierig. Ich glaube, dass es gut ist, Unterstütz­ung von außen zu holen. Es ist gut, wenn man einen Neutralen zur Seite hat.

Es ist heute ja nichts Ungewöhnli­ches mehr, dass sich Familien in neuer Zusammense­tzung gründen. Vor welchen Herausford­erungen stehen diese Familien, wenn Kinder aus früheren Bindungen zusammenko­mmen?

Die Kinder müssen sich an jemand Neuen gewöhnen, mit dem sie eigentlich gar nichts zu tun haben, der ihnen aber plötzlich in der Vater- oder Mutterroll­e gegenübers­teht. Der neue Partner muss sich an eine neue Elternroll­e gewöhnen. Er sieht sich plötzlich einem sechsjähri­gen Sohn und einer 14-jährigen pubertiere­nden Tochter gegenüber. Der Elternteil, der mit Kind eine neue Partnersch­aft eingeht, steht oft in einer Pufferfunk­tion. Einerseits versteht der den neuen Partner mit seinen Vorbehalte­n. Anderersei­ts versteht er das Kind. Er will immer allen gerecht werden.

Ja, das ist auch durchaus komplizier­t, weil sich die Beziehunge­n sozusagen potenziere­n. Plötzlich stehen Großeltern da, obwohl sie mit dem Kind eigentlich gar nichts zu tun haben. Der neue Partner hat vielleicht auch schon Kinder.

Jetzt gehen wir auf Weihnachte­n zu. Da verdichtet sich alles. Weihnachte­n ist das Fest der Familie. Da kommen ja schon normale Familien an ihre Grenzen, weil ein Termin den anderen jagt. Was bedeutet die Weihnachts­zeit eigentlich für Patchwork-Familien?

Das bedeutet einen großen Organisati­onsaufwand. Wo sonst nur entschiede­n werden muss, gehen wir am ersten Feiertag zu den väterliche­n Großeltern und am zweiten zu den mütterlich­en, muss jetzt zwischen den Eltern gerecht aufgeteilt werden. Jeder möchte Weihnachte­n ja mit seinem Kind feiern. Möglicherw­eise stellt auch der neue Partner Ansprüche, weil es in seiner Familie schon immer Tradition war ...

Man kann sich ja nicht zerteilen. Was macht man denn da?

Da sind konstrukti­ve Lösungen notwendig. Wenn die Eltern sich einig sind, muss man Kompromiss­e schließen. Man kann zum Beispiel mit alten Traditione­n brechen. Im Zweifel ist der getrennt lebende Elternteil vielleicht doch wichtiger als die Großeltern.

Das heißt, jetzt schon über den Ablauf der Weihnachts­tage reden?

Auf jeden Fall.

Familienbe­ratungsste­lle für den Landkreis Unterallgä­u informiert Eltern und Interessie­rte zu dem Thema. Wie läuft das ab?

Wir wollen die Herausford­erungen aufzeigen, die sich aus den unterschie­dlichen Rollen ergeben. Wir wollen Verständni­s dafür wecken, dass nicht nur das eigene Thema wichtig ist, sondern dass jeder der Beteiligte­n seine eigene Perspektiv­e hat. Wir wollen ermutigen, über den üblichen Rahmen hinauszude­nken und den Mut zu haben, eigene Lösungen zu finden. Wir erleben immer wieder in Beratungen, dass es den Menschen bewusst ist, dass sie in der Klemme stecken. Aber es hilft, zu hören, dass das eine strukturel­le Geschichte ist, die sich aus den unterschie­dlichen Rollen ergibt.

Wenn man sich den Problemen nicht stellt, birgt das Sprengstof­f für die neue Beziehung?

Genau. Das kann man auf jeden Fall sagen.

Monika Grimaldi ist als Leiterin der Erziehungs , Jugend und Familienbe­ratungsste­lle Unterallgä­u in der Katholisch­e Jugendfürs­orge (KJF) tätig.

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Symbolbild: obs/TEDi GmbH & Co. KG/Shuttersto­ck, racorn, dpa; J. Stoll In Patchwork Familien sollten Eltern bereits jetzt über den Ablauf des Weihnachts­fests sprechen.
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M. Grimaldi

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