Die Mannschaft als Star
Morgen startet die Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland. Spielerinnen des FC Burlafingen geben ihre Prognose ab, wie das Turnier laufen wird
Wenn morgen die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen die Heim-WM gegen Kamerun eröffnet (19 Uhr), werden die Handballerinnen des FC Burlafingen gebannt vor dem Fernseher sitzen. Denn im Gegensatz zu den Spielen der Männer bei den Weltmeisterschaften 2015 und 2017 werden die Spiele der Deutschen im Fernsehen auf zu sehen sein. Ein Indiz für die Popularität des Frauenhandballs? Mitnichten, sagt Dominique Dirr. „Nach einer starken Leistung der Männer bei der letzten EM 2016 in Polen wurde zwar öfters darüber berichtet, aber Frauenhandball ist dennoch für viele etwas völlig Unbekanntes.“
Zu groß ist der Schatten, den die Männer im deutschen Handball werfen. Dabei haben sie es auch nicht gerade leicht in einer Nation, in der der Fußball das alles beherrschende Thema im Sport ist. Der Männer-Handball kommt in der öffentlichen Wahrnehmung erst später. Und der Handball der Frauen noch viel später. „Das ist sehr schade, weil auch im Frauenbereich ein hohes Niveau gespielt wird und es einige Talente gibt“, sagt Dominique Dirr. Ihre Teamkollegin und Spielführerin Carolin Luxenhofer stimmt ihr zu: „Die Tatsache erleben wir aber auch hier in den Bezirken oder Verbänden. Das Interesse an Frauenspielen ist nicht zu vergleichen mit dem von Männern.“Selbst wenn die Frauenteams besser in der Tabelle dastünden als die Männer, betont sie. Eine richtige Erklärung hat sie dafür aber auch nicht. „Vielleicht mag es daran liegen, dass manche behaupten, Männer seien die besseren Handballer. Denjenigen laden wir herzlich zu unserem nächsten Heimspiel ein“, sagt sie.
Tatsächlich müssen sich die Teams der Handball-Bundesliga der Frauen nicht vor den Leistungen der Männer verstecken. „Beide spielen bei allen internationalen Turnieren mit und konnten auch schon tolle Erfolge feiern“, erzählt Stella Coniglio. Bei den Frauen be- sticht vor allem der Thüringer HC, der in den vergangenen sieben LigaJahren sechs Mal Meister wurde. Nur in der vergangenen Saison, da sollte es nicht klappen. Amtierender Meister ist die SG BBM Bietigheim. In der Liga gibt es zudem eine Schnittstelle zur Fußball-Bundesliga: Borussia Dortmund spielt mit und stellt außerdem noch einige Nationalspielerinnen.
Den Kader der Deutschen schätzen die Burlafingerinnen sehr stark ein. Die Frage nach dem Topfavoriten auf den WM-Titel beantwortet Coniglio ganz eindeutig: „Deutschland! Es wird zwar brutal schwer werden, aber mit dem Team ist alles drin.“Einen Topstar gebe es zwar nicht, ergänzt Dominique Dirr, dafür sei die Mannschaft aber sehr ausgeglichen und homogen: „Alle Spielerinnen des Kaders spielen ungefähr auf dem gleichen Niveau. Der Star ist die Mannschaft.“
Trainiert wird diese Mannschaft von Michael Biegler. Der 56-Jährige ist schon seit Mitte der Achtzigerjahre als Coach unterwegs und hat einige Bundesligamannschaften abgeklappert. Von 2012 bis 2016 war er zudem Nationaltrainer der Polen. Biegler wird bis zum Ende des Jahres die deutschen Frauen trainieren. Er wurde dafür geholt, das Team auf die WM vorzubereiten. Dass ihm das gut gelungen ist, kann sich Carolin Luxenhofer gut vorstellen. „An der Seitenlinie agiert er mitunter sehr emotional und kann seine Spieler mitreißen. Ähnliches erhoffe ich mir auch bei der Frauen-WM.“Ab 2018 wird dann Henk Groener neuer Coach der deutschen Frauen.
Davor müssen sie sich der internationalen Konkurrenz stellen. Für Coniglio sind vor allem die Norwegerinnen und die Niederländerinnen stark. „Mit der Unterstützung der Fans und vielleicht des Heimvorteils hoffen wir aber auf einen Platz auf dem Siegertreppchen.“