Eine gelungene Premiere
Die Iller-Sinfoniker treten erstmals in der evangelischen Kirche in Vöhringen auf. Mit seiner Leistung kann das Orchester, das überwiegend aus Laienmusikern besteht, überzeugen
Mit den Iller-Sinfonikern ist es wie mit einem alten Baum: Ihn gibt es schon lange, aber nach vielen Jahren treibt er auf einmal wunderschöne Blüten. Daran erfreuten sich die Besucher nun in der Martin-Luther-Kirche in Vöhringen, wo das Orchester am ersten Advent zum erstem Mal aufgetreten war.
Das stimmige Programm, konsequent der Barockmusik wie der Wiener Klassik gewidmet, war aber mehr als emotionale Einstimmung auf eine besondere Jahreszeit. Spürbar war die Begeisterung der Musiker – überwiegend Laien – für die alten Meister, die Dirigent Rustam Keil behutsam in die richtigen Bahnen lenkte. Wenn der Introitus zu Giovanni Gabrielis „Canzon septimi toni a 8 Nr. 2“auch anfänglich deutlich Trübungen bei der Intonierung erkennen ließ, dann war das der Kälte in der Kirche geschuldet; für die hochempfindlichen Instrumente keine idealen Bedingungen.
Mit dem berühmten Adagio aus Mozarts „Klarinetten-Konzert KV 622“, entstanden im Todesjahr des Komponisten, bezauberte die Solis- Brigitte Wörz mit wunderschöner Klangentfaltung. Dieser zweite Satz gehört mit zum Schönsten, was Mozart geschaffen hat. Diese Preziose gelang Wörz mit sauberen Oktavsprüngen und weichem Ansatz.
Zu den meist gespielten Werken von Johann Sebastian Bach gehört das „Konzert für zwei Violinen BWV 1043“. Die Iller-Sinfoniker hatten sich für den zweiten Satz entschieden, die den Solisten Stefan Hatvani und Katalin Müller Gelegenheit gaben, Bach’sche polyfone Fülle zum Klingen zu bringen. Fast wie ein fröhliches Intermezzo kommt Franz Danzis erster Satz „Allegretto aus dem Bläserquintett Nr. 1“daher, wobei das Bläserquintett mit Spielfreude überzeugte.
Antonio Vivaldis „Konzert a-moll für zwei Violinen“, wobei die Sinfoniker das „Largo“an den Beginn stellten und der Wirkung wegen mit dem lebhaften „Vivace“ausklingen ließen, wurde im Kirchenraum zu einem festlichen Klangerlebnis. Solisten waren wietin der Stefan Hatvani und Katalin Müller.
Nach einer Pause (laut Moderator Ralf Ostrowski „Zeit für eine Zigarettenlänge“, verbal wohl ein bisschen danebengegriffen) spielte Cellistin Christina John den ersten Satz „Moderato aus dem Cello-Konzert Nr. 1 Hob.VII:1“von Joseph Haydn. Dieser wird wegen seines dankbaren Cello-Parts von Solisten bevorzugt – nicht zuletzt wegen der Kadenz, die offenbarte, wie vertraut Christina John mit ihrem Instrument ist. Ein Gelegenheitswerk dürfte Mozarts „Serenade KV 185 Antretter“sein, aus dem der Satz „Allegro assai“zu hören war. Strenge Taktvorgaben, vermischt mit dem Klangreichtum Mozarts, geben dem Werk seinen besonderen Reiz.
Mit der „Ode for the New Year“von William Boyce ging das Konzert zu Ende, nicht ohne die Zuhörer mit „Macht hoch die Tür“singend mit einzubinden. Der Erfolg des Abends ist nicht nur den ambitionierten Musikern zu danken, sondern auch der subtilen Leitung von Rustam Keil. Er bringt das Orchester – obwohl nur zweimal im Monat geprobt wird – zu beachtlichen Leistungen.