Illertisser Zeitung

Sieger im Kampf gegen den Krebs

Der eigentlich­e Held des Spiels zwischen Ulm und dem MBC war Sergio Kerusch. Wie die Krankheit seine Einstellun­g zum Sport verändert hat

- VON PIT MEIER Mitteldeut­schen Zeitung Telekom Sport

Für den Großteil der 6200 Besucher in der Ratiopharm-Arena war Jerrelle Benimon der Held des Tages. Beim Ulmer 93:76-Sieg gegen den Mitteldeut­schen BC in der Basketball-Bundesliga gingen am Sonntag 26 Punkte, neun Rebounds und vier direkte Korbvorlag­en auf das Konto des Amerikaner­s, dessen zunächst auf vier Wochen befristete­r Vertrag eben erst bis zum Ende der Saison verlängert worden war. Aber der eigentlich­e Held spielte beim Verlierer. Sergio Kerusch stellte mit 25 Punkten eine persönlich­e Bestleistu­ng auf. Eine ganz und gar erstaunlic­he Tatsache angesichts der Vita des Sohnes eines deutschen Vaters und einer amerikanis­chen Mutter.

Es war am 21. August dieses Jahres, als MBC-Trainer Igor Jovovic seinen Schützling­en sagte, dass er sich nicht in der Lage sehe, die eigentlich geplante Übungseinh­eit durchzuzie­hen. Der Grund: Wenige Stunden zuvor war bei Kerusch Hodenkrebs diagnostiz­iert worden. Bereits am nächsten Tag wurde der 28-jährige Flügelspie­ler operiert, die anschließe­nde Chemothera­pie ist erst seit sechs Wochen abgeschlos­sen.

Kerusch ging immer sehr offen mit seiner Krankheit um, er äußerte sich in zahlreiche­n Interviews und in den sozialen Netzwerken. Und er

Chemothera­pie seit sechs Wochen abgeschlos­sen

war entschloss­en, den Kampf gegen den Krebs aufzunehme­n. Kurz nach der Diagnose bat er bereits seinen Trainer, ihm den Platz in der Startforma­tion des Bundesliga-Aufsteiger­s freizuhalt­en. In einem Gespräch mit der

versprach Kerusch: „Ich werde genau so viel Blut, Schweiß und Tränen vergießen wie meine Mitspieler, wenn nicht sogar mehr.“Am 24. November schrieb der Profi auf Facebook: „Ich bin dankbar, dass der Krebs jetzt Vergangenh­eit ist.“

Sein unerwartet frühes Comeback hatte der Publikumsl­iebling des MBC da bereits gefeiert. Erstmals stand Sergio Kerusch am 4. November in Gießen wieder auf dem Parkett. Er machte in knapp 18 Minuten Spielzeit zwölf Punkte und schnappte sich vier Rebounds. Seine Mannschaft verlor trotzdem mit 99:107, aber Sergio Kerusch war einer der Gewinner dieses Spiels. Trotzdem sagte damals sein Teammanage­r Martin Geissler: „Er hat noch einen weiten Weg vor sich.“Einen Riesenschr­itt auf diesem Weg hat Sergi Kerusch am Sonntag in der Ratiopharm-Arena getan. Die wenigen mitgereist­en Fans des MBC erlebten wieder den „Kerusch on fire“, dem sie eigens ein Lied mit diesem Text gewidmet haben. Im anschließe­nden Interview mit

gestand Kerusch, dass ihn die Krankheit mental und physisch sehr geschlauch­t hat: „Ich hätte fast mein Leben verloren.“Dass er jetzt wieder Basketball auf höchstem Niveau spielen kann, das empfindet Sergio Kerusch als Luxus und als Segen. Dass er dazu in der Lage ist, das wollte er beweisen. Gegen Ratiopharm Ulm ist ihm das trotz der Niederlage seiner Mannschaft in beeindruck­ender Art und Weise gelungen.

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Foto: Eibner/Langer Sergio Kerusch kann, nur sechs Wochen nach Abschluss der Chemothera­pie, wieder Basketball auf höchstem Niveau spielen. Hier zeigt er das gegen Da‘Sean Butler.

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