Vöhlinstadt will Eltern an die Hand nehmen
Illertissen bewirbt sich beim Landkreis um den Zuschlag für einen Familienstützpunkt. Was das bedeutet
Hier überforderte Eltern, dort vernachlässigte Kinder: Mit Schlagworten wie diesen wurde in einer Sitzung des Illertisser Kulturausschusses der Zweck eines Familienstützpunkts (FSP) erklärt. Ein solcher soll in der Vöhlinstadt eingerichtet werden: Um die Fördergelder in Höhe von 20000 Euro will sich die Stadt nun beim Landkreis Neu-Ulm bewerben. Jener will solche Stützpunkte in fünf Kommunen einrichten. Wenn es um den Bedarf geht, werden neben der Vöhlinstadt auch Neu-Ulm, Senden, Vöhringen und Weißenhorn genannt.
Die Stationen sollen Beratungsangebote schaffen und mit Eltern in Kontakt treten, auch Kurse und Treffen seien angedacht, hieß es in der Sitzung. Ziel sei es, Mütter und Väter zur Erziehung zu befähigen. Zugleich könnten Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern gestärkt werden.
Der ehemalige Illertisser Jugendpfleger Lothar Girrbach hat das Konzept auf Kreisebene ausgearbeitet. Darum war es im Sommer im Jugendhilfeausschuss des Landkreises gegangen. Familien stünden heute verstärkt unter Druck, so Girrbach. So verlange etwa die Arbeitswelt, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes früher wieder zu arbeiten beginnen. Auch vor diesem Hintergrund könne es zu Spannungen kommen. Die bestehenden Beratungsangebote reichten nicht mehr aus. An den FSP sollen Familien Tipps und Informationen zu Angeboten erhalten oder an geeignete Stellen weitervermittelt werden. Den lokalen Beratungsstellen komme eine Lotsenfunktion zu. Das sei auch nötig, sagte Rat Rüdiger Stahl (ÖDP/AB/Grüne) im Illertisser Ausschuss: „Jeder Pädagoge weiß, wie wichtig Prävention ist.“Viele Eltern handelten heutzutage „erschreckend unbedarft“, sagte Stahl, der früher als Lehrer tätig war. Dadurch könne Kindern großer Schaden zugefügt werden. Aus Sicht von Drittem Bürgermeister und Lehrer Wolfgang Ostermann (SPD) ist es sinnvoll, dass ein Familienstützpunkt für alle offen sei und nicht auf eine Schulart festgelegt sei.
Der Familienstützpunkt in Illertissen soll im Mehrgenerationenhaus eingerichtet werden. Ein Sozialpädagoge mit 19,5 Wochenstunden werde eingestellt – oder aber die Stadt vergibt die Aufgabe an einen Träger. Die Kosten dafür werden in den Haushalt für 2018 eingestellt: Sie belaufen sich auf jährlich etwa 20 000 Euro. Die gleiche Summe kommt als Zuschuss vom Kreis. Dazu noch einmal 2000 Euro für Sachkosten. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und endet 2020.
Auch andere Kommunen könnten vom Illertisser FSP betreut werden: Altenstadt und Buch hätten Interesse signalisiert, heißt es. Dann würden die Arbeitsstunden der Fachkraft aufgestockt und stärker bezuschusst. In der Vöhlinstadt könnte man im Frühjahr starten: „Die Räume stehen bereit“, sagte Hauptamtsleiterin Kerstin Breymaier.